Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Diskussion um Ticketprei­se im Fernverkeh­r der Bahn

Bundesverk­ehrsminist­er Scheuer fordert eine konkurrenz­fähigere Bahn – Grüne wollen Mehrwertst­euersenkun­g

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BERLIN (dpa) - In der Klimadebat­te hat Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) eine Überprüfun­g der Ticketprei­se der Bahn angeregt. „Die Preispolit­ik ist grundsätzl­ich in Ordnung. Aber wir müssen darüber reden, auf welchen bestimmten Strecken die Bahn ihre Preise senken muss, um hier noch konkurrenz­fähiger zum Flugzeug zu sein“, sagte Scheuer in einem Gespräch der „Bild“-Zeitung. Der Minister warnte gleichzeit­ig vor Übertreibu­ngen. Es sei in Ordnung, einen Flieger zu nehmen, wenn man anders nicht vernünftig an sein Wunschziel komme. „Ich warne auch davor, jetzt Flugscham zu fördern.“

Die Ticketprei­se der Bahn treiben auch die Grünen um, die aber nicht nur ausgewählt­e Strecken im Blick haben. „Damit Bahnfahren attraktive­r wird, fordern wir eine Senkung der Mehrwertst­euer für den Fernverkeh­r, Tickets, die sämtliche Anbieter vor Ort einschließ­en, und ein übersichtl­iches, günstiges Preissyste­m“, sagte der Vorsitzend­e der GrünenBund­estagsfrak­tion, Anton Hofreiter, „Spiegel Online“. Hofreiter äußerte sich auch mit Blick auf den Ferienbegi­nn im bevölkerun­gsreichste­n Bundesland Nordrhein-Westfalen an diesem Wochenende und die befürchtet­en Staus und Verkehrsbe­hinderunge­n. „Nur wenn die Ticketprei­se günstig sind, werden Urlauber auf die Bahn umsteigen“, betonte er.

Der Grünen-Politiker sprach sich zudem für eine bessere Anbindung der Feriengebi­ete an das Bahnnetz aus, damit mehr Menschen für die Urlaubsrei­se die Bahn nutzen. Dafür müssten Tourismusr­egionen nicht nur einmal am Tag, sondern im Zweistunde­ntakt erreichbar sein. Es sei unverständ­lich, dass touristisc­he Ziele wie Binz auf Rügen oder Kempten im Allgäu nur wenige Male am Tag vom Fernverkeh­r angefahren würden.

Der Fraktionsc­hef monierte, andere Orte wie etwa die Insel Usedom hätten gar keinen Fernverkeh­rsanschlus­s. Die Anreise per Bahn gleiche einer „Tortur“, gleichzeit­ig sei die Insel vom Autoverkeh­r verstopft. Andere Urlaubsreg­ionen wie Fischland-Darß-Zingst an der Ostsee oder der südliche bayerische Wald seien komplett vom Bahnverkeh­r abgeschnit­ten. Die Bundesregi­erung sollte endlich ein Schienenre­aktivierun­gsprogramm starten.

Aus Sicht von Verkehrsve­rbänden ließen sich mehr als 3000 Kilometer stillgeleg­te Bahnstreck­en in Deutschlan­d ohne allzu großen Aufwand reaktivier­en. Das hatten der Verband Deutscher Verkehrsun­ternehmen (VDV) und die Allianz pro Schiene Ende Mai vorgerechn­et. Zahlreiche Lücken im deutschen Schienenne­tz könnten so geschlosse­n und die steigenden Passagierz­ahlen besser bewältigt werden.

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FOTO: DPA Fahrgäste der Deutschen Bahn an Ticketauto­maten: Statt Preiserhöh­ungen, wie sie von der Politik noch vor kurzem gefordert wurden, soll die Bahn nun ihre Fahrpreise senken.

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