Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Strategien gegen überzogene Konten

Ein Dispokredi­t ist finanziell nicht immer die günstigste Variante – Diese Alternativ­en haben Verbrauche­r

- Von Sabine Meuter

FRANKFURT (dpa) - Eine Autorepara­tur oder eine neue Waschmasch­ine: Unerwartet­e Ausgaben können das Girokonto schnell ins Minus ziehen. Zwar verfügen die meisten über einen Dispokredi­t, aber der hat seinen Preis: „Je nach Bank müssen Verbrauche­r Zinsen von bis zu 13 Prozent zahlen“, sagt Max Herbst von der unabhängig­en FMH-Finanzbera­tung in Frankfurt am Main.

„Generell geht es bei einem Dispokredi­t darum, kurzfristi­ge Liquidität­sengpässe zu überbrücke­n“, erklärt Stefanie Laag von der Verbrauche­rzentrale NRW in Düsseldorf. Sofern ein Bankkunde einen solchen Dispokredi­t hat, kann er ihn ohne weitere Rücksprach­e mit der Bank nutzen. „Er sollte aber immer nur kurzfristi­g zum Einsatz kommen“, rät Sylvie Ernoult vom Bundesverb­and deutscher Banken.

Unterschät­zte Zinsen

Ein Beispiel: Wer sein Girokonto mit 1000 Euro für eine Woche überzieht, zahlt bei einem angenommen­en Zins von acht Prozent knapp 1,60 Euro. „Das hört sich zunächst nicht viel an, der Betrag läppert sich aber je nachdem, wie lange und in welcher Höhe der Kunde ihn in Anspruch nimmt“, so Ernoult. Steht das Girokonto permanent im Minus, sollte man sich nach Alternativ­en umschauen.

Ratenkredi­t:

Ein Ratenkredi­t ist ● ein Darlehen, das Privatkund­en in einer Summe zur Verfügung gestellt bekommen. Der Kreditnehm­er zahlt eine monatliche Rate bei einem festen Zinssatz über einen vertraglic­h festgelegt­en Zeitraum. „Das können beispielsw­eise 24, 48 oder 72 Monate sein“, erläutert Laag. Am Ende der Laufzeit ist der Kreditnehm­er wieder schuldenfr­ei. Vorzeitige Tilgungen sind möglich, hierfür verlangt das Geldinstit­ut oft eine Vorfälligk­eitsgebühr in Höhe von maximal einem Prozent. Was für den Ratenkredi­t spricht: „Die Vertragsar­t ist sehr transparen­t und gibt dem Kreditnehm­er Planungssi­cherheit“, so Laag. Und die Zinsen sind deutlich niedriger als beim Dispokredi­t: „Manche Geldinstit­ute fordern für einen Ratenkredi­t 2,49 Prozent Zinsen, andere Banken bis zu 8,9 Prozent“, erklärt Herbst. Daher lohnt es sich nach seinen Angaben generell, die Ratenkredi­t-Angebote mehrerer Banken miteinande­r zu vergleiche­n.

Kreditkart­e:

Bei in Deutschlan­d ● gängigen Kreditkart­en rechnet das Geldinstit­ut am Monatsende mit dem Kunden über die getätigten Ausgaben ab. Die sogenannte revolviere­nde Kreditkart­e funktionie­rt anders: „Hier wird der in Anspruch genommene Betrag nicht komplett eingezogen, sondern eine Teilzahlun­g zwischen dem Kunden und der Bank vereinbart“, sagt Ernoult. Dies ermöglicht dem Kunden, die in Anspruch genommenen Mittel flexibel zurückzuza­hlen. In welcher Höhe der Kunde Teilzahlun­gen leisten muss, variiert von Bank zu Bank. Oft ist eine Mindestrat­e vorgegeben. Typisch sind nach Angaben der Bankenverb­andssprech­erin Rückzahlra­ten zwischen fünf und zehn Prozent der Gesamtsumm­e. Bei der revolviere­nden Kreditkart­e ist es möglich, die Kreditsumm­e über Sondertilg­ungen zu minimieren. Aber: „Generell ist die revolviere­nde Kreditkart­e die teuerste Art der Kreditverg­abe, da sie mit verhältnis­mäßig hohen Zinsen einhergeht“, betont Herbst. Ihm zufolge können die Zinsen bei bis zu 17 Prozent liegen.

Abrufkredi­t:

Hier gibt es, ähnlich ● wie beim Dispokredi­t, eine unbefriste­te Kreditlini­e, die der Verbrauche­r ohne weitere Rücksprach­e mit der Bank in Anspruch nehmen darf. Es handelt sich aber um ein Kreditkont­o, das getrennt vom Girokonto läuft. „Zinsen zahlen Bankkunden wie beim Dispokredi­t nur auf den in Anspruch genommenen Betrag“, erläutert Laag. Die Zinsen für einen Abrufkredi­t liegen nach Angaben von Herbst je nach Geldinstit­ut zwischen 2,99 und 12,98 Prozent. Der Kunde zahlt den Kredit in Raten zurück.

„Häufig vereinbare­n Bank und Kunde nur einen Mindestbet­rag“, erklärt Laag. Dies gibt dem Kreditnehm­er zwar eine größere Flexibilit­ät, zumal er auch jederzeit den ganzen Kredit tilgen kann. Der Nachteil: „Belässt er es bei der Mindestrat­e, dauert die Tilgung sehr lange und verursacht entspreche­nd viele Zinsen“, so die Verbrauche­rschützeri­n.

Wertpapier­kredit:

Wer Wertpapie● re hat, kann diese beleihen. „Es gibt zwei Arten von Wertpapier­krediten“, erläutert Ernoult. Benötigt der Kunde kurzfristi­g Geld, nimmt er einen Kredit auf und beleiht seine bestehende­n Wertpapier­e. Die Wertpapier­e verkauft er bei dieser Variante nicht. Handelt es sich hingegen um einen finanziert­en Wertpapier­kauf, dienen die neugekauft­en Wertpapier­e als Sicherheit. Der Kunde kann sie während der Laufzeit nicht verkaufen. „Üblicherwe­ise beleiht die Bank die neugekauft­en Wertpapier­e nicht in voller Höhe, sodass der Kunde einen Eigenantei­l aufbringen muss“, so Ernoult. Der Zinssatz für Wertpapier­kredite liegt laut Herbst zwischen drei und fünf Prozent.

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FOTO: DPA Auszug eines Girokontos: Wenn das Minus auf dem Konto sich festsetzt, sollten Verbrauche­r Alternativ­en zum Dispokredi­t in Betracht ziehen. Denn der ist meist teuer.

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