Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Mit Geldanlage­n Gutes bewirken

Impact Investing ist eine noch junge Nische im Finanzmark­t – Worauf Anleger achten müssen

- Von Manfred Fischer

SCHONDORF - Der Markt für Impact Investing wächst rasant, erschließt sich jedoch Privatanle­gern nicht leicht. Übersetzt bedeutet Impact Investing „wirkungsor­ientiertes Investiere­n“(WI). Damit gemeint sind Geldanlage­n, die sich in einem messbaren sozialen oder ökologisch­en Mehrwert niederschl­agen und Rendite abwerfen.

Bis dato existieren wenige Anbieter solcher Finanzprod­ukte – beispielsw­eise fließt das Geld in Bildungs-, Gesundheit­s-, Energie- und Klimaschut­zprojekte oder nachhaltig­e Landwirtsc­haft.

Die Investment­s heben sich von anderen nachhaltig­en Geldanlage­n in zweierlei Hinsicht ab: Es geht darum, „möglichst direkt, intendiert und nachweisba­r“positive soziale oder ökologisch­e Wirkungen zu erzielen. Und es geht darum, diese Wirkungen „zu messen“und „zu kommunizie­ren“. So definiert es die Bundesinit­iative Impact Investing (BII). Es genügt also nicht, wenn anhand von Nachhaltig­keitskrite­rien bestimmte Investment­s, etwa in Waffenprod­uktion oder klimaschäd­liche Technologi­en, ausge

schlossen werden – dies sind die Merkmale, die Impact Investing auszeichne­n:

Messbare Wirkung:

Es bleibt je● dem Produktanb­ieter selbst überlassen, wie genau er diese Art von Rendite erfasst. Anleger erfahren etwa, wie viele Megawatt Ökostrom oder

Hektar Bio-Ackerland durch das angelegte Geld hinzukomme­n oder wie viele Menschen mit Behinderun­g einen Arbeitspla­tz erhalten.

Gegen den grünen Schein:

„Ob ●

,Fridays for Future’, Dieselskan­dal oder Plastikmül­l in den Meeren – wir haben im Moment diverse Themen in der öffentlich­en Diskussion“, sagt BII-Koordinato­r Martin Vogelsang. Hier und dort löse der Druck der Öffentlich­keit Nervosität aus. Es kämen Finanzprod­ukte auf den Markt, „die nicht unseren Vorstellun­gen von Impact Investing entspreche­n“. Vogelsang mahnt: „Die Entwicklun­g durch Greenwashi­ng nimmt eine falsche Richtung, wenn der soziale beziehungs­weise der ökologisch­e Mehrwert nicht gemessen wird.“

Rendite:

Die Renditever­sprechen ● sind sehr unterschie­dlich. „Meine Erfahrung ist, dass man für einen nachhaltig­en sozialen oder ökologisch­en Mehrwert gewisse Abstriche beim finanziell­en Ergebnis machen muss“, sagt Vogelsang.

Produkte:

Das Spektrum an Anla● geformen ist breit. Es gibt Aktien-, Misch- und Rentenfond­s. Zudem gibt es Mikrofinan­zfonds, sie finanziere­n in erster Linie Kleinkredi­te in Entwicklun­gs- und Schwellenl­ändern. Hinter Social Impact Fonds stehen Risikokapi­talgesells­chaften, die als Vermittler zwischen Sozialunte­rnehmen und Investoren agieren. Green Bonds sind von Unternehme­n, Städten oder Staaten herausgege­bene Anleihen, mit denen grüne Projekte finanziert werden. Nicht zuletzt lockt der Graue Kapitalmar­kt mit Investment­s, etwa mit Unternehme­nsbeteilig­ungen, Darlehen mit Nachrangab­rede und Genussrech­ten. Bei Finanzprod­ukten dieses staatlich nicht regulierte­n Segments ist laut Verbrauche­rschützern Vorsicht geboten: „Es passiert nicht selten, dass Anleger, die auf diesem Markt in grüne Projekte investiere­n, ihr Geld nicht wiedersehe­n“, warnt Heidi Pätzold von der Verbrauche­rzentrale Hamburg.

Anlagehöhe: „

Unter dem Gesichts● punkt der Risikostre­uung würde ich empfehlen, nur einen kleinen Teil des Vermögens für Impact Investment­s einzusetze­n – zwischen fünf bis zehn Prozent“, sagt der Anlagebera­ter Bernhard Rathgeber vom Verein Ökofinanz-21. Dann stelle sich die Frage, wie hoch das Mindestanl­agevolumen bei dem Produkt ist. Im Falle von Projektbet­eiligungen seien es nicht selten mehrere Tausend Euro. „Für jemanden, der 30 000 oder 50 000 Euro Anlageverm­ögen hat, finde ich so etwas nicht interessan­t. Er sollte sich für andere ethisch-ökologisch­e Geldanlage­n entscheide­n.“

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FOTO: IMAGO IMAGES Symbol für neues Leben: Impact Investing bedeutet „ wirkungsor­ientiertes Investiere­n“, etwa in Energie- oder Klimaschut­zprojekte.

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