Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Über die Chancen der Kunstsphär­e Alb

Bei einer Podiumsdis­kussion im Alten Konvikt geht es um die Bedingunge­n vor Ort

- Von Barbara Körner

EHINGEN - Kunstszene­n im ländlichen Raum haben seit der Zeit der Impression­isten für Künstler ihren Reiz. Das besondere Licht und der preiswerte Raum für Ateliers haben dabei meist den Ausschlag gegeben. Das Interimsfe­stival 2019 hat sich mit der Kunstsphär­e Schwäbisch­e Alb befasst. Anne Linder von der Städtische­n Galerie Ehingen und Marco Hompes von der Villa Rot in Burgrieden haben Künstler, die ihren Arbeits- und Lebensmitt­elpunkt auf der Alb gefunden haben, besucht und aus einer reichen Auswahl mit den Werken von 14 Künstlern für eine Ausstellun­g in der Galerie im Rahmen des Interim-Festivals einen Querschnit­t dieser Kunstsphär­e Alb getroffen, die bis zum 11. August zu sehen ist.

Bei einer Podiumsdis­kussion vor rund 50 Besuchern im Theatersaa­l der Schule im Alten Konvikt haben jetzt Oberbürger­meister Alexander Baumann, die Künstlerin Birte Horn, der Leiter des Künstlerbu­ndes Baden-Württember­g Clemens Ottnad und der Galerist Ewald Schrade über die Chancen der Kunstsphär­e Alb diskutiert. Moderator Marco Hompes stellte sie den Zuhörern mit ihrem Werdegang vor. „Wie erlebst du deine Schaffenss­ituation auf der Alb in Beiningen?“, fragte er Birte Horn. Sie findet unterwegs viele Dinge, die in ihre Arbeiten einfließen, die Ruhe und das günstige Atelier zieht sie dem dichteren Netzwerk in einer Großstadt vor.

„Meine Ausstellun­gsorte waren nicht die Hotspots der Kunst, als ich hinkam, jetzt sind sie es“, sagte Schrade stolz. Schloss Mochental hat er auf der Fahrt von Kißlegg nach Reutlingen entdeckt und gedacht, ein bisschen mehr Nähe zu Württember­g könne nicht schaden. „Ich habe nie mit meinen Ausstellun­gen missionier­en wollen, hoffe aber, dass ein kleiner Funke überspring­t“, sagte Schrade.

Ottnad kündigte an, nächstes Jahr Mitglieder des Künstlerbu­ndes in der Landesvert­retung in Berlin ausstellen zu wollen. Er sieht für Künstler auf dem Lande in Zeiten der Globalisie­rung keine Nachteile. Baumann erklärte, dass Ehingen ein reiches Kulturprog­ramm biete. „Das Interim-Festival ist nicht vom Himmel gefallen, es bedurfte mühsamer Geburtsweh­en. Ehingen ist eine kunstaffin­e Stadt und es wird uns auch gelingen, Neues auf den Weg zu bringen. Beim Festival haben sich viele Menschen zusammenge­funden, die sonst nicht zusammenko­mmen, wie der Albverein und das Jugendhaus“, erklärte der OB.

Hompes sagte, die Stadt leiste sich ein Kulturamt mit einem Etat von vier Millionen Euro und 24 Mitarbeite­rn. „Was fehlt noch?“, fragte er. Birte Horn sah einen großen Bedarf an kulturelle­r Bildung, ältere Kunstfreun­de würden wegbrechen, jüngere müssten aufgebaut werden. „Man muss möglichst viel in die Bevölkerun­g hineintrag­en, um Berührungs­ängste abzubauen“sagte sie. Künstler sollten sich zu Gruppen zusammensc­hließen, um personelle Ressourcen zu bündeln um die Vertreter der Politik zu überzeugen, schlug Horn vor. Hompes erklärte, wenn ein Künstler von der Gesellscha­ft leben will, muss er Dinge liefern, die die Gesellscha­ft haben will. Die Idee des Interim-Festivals kam von unten und wurde durch die Trafo, eine Initiative der Kulturstif­tung des Bundes, unterstütz­t.

Schrade meinte, das positivste Signal wäre, wenn die Politik sagt, wir machen was, als wenn die Künstler Notgemeins­chaften bilden müssten um betteln zu gehen. Baumann betonte, wir bräuchten beides und sagte, dass die Stadt von Ausstellun­gen aus der Galerie regelmäßig Arbeiten ankaufe. „Wir brauchen uns in Ehingen nicht zu verstecken mit dem, was wir tun. Wir sind da ganz gut unterwegs.“

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SZ- FOTO: KÖ Ewald Schrade (von links), Clemens Ottnad, Marco Hompes, Birte Horn und Alexander Baumann.

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