FC Hollywood auf Werbereise
Die „globale Marke“macht Station in den USA – Kovac findet es nicht so gut
MÜNCHEN (dpa/SID) - Der FC Bayern wird wieder zum FC Hollywood. Freiwillig und von den Verantwortlichen hochwillkommen. In Beverly Hills, dem Nobelwohnort etlicher Filmstars, werden die Stars des Serienmeisters am Montag nach einem Zwölf-Stunden-Flug von München nach Los Angeles auf der ersten Station der US-Werbetour logieren. Im luxuriösen „Four Seasons at Beverly Hills“checken Kapitän Manuel Neuer und seine Teamkollegen für vier Nächte bis zur Weiterreise nach Houston ein. Ein Höhepunkt im eng getakteten Terminplan des FC Hollywood in Hollywood ist ein geplantes Treffen mit Arnold Schwarzenegger, Ex-Münchner, Ex-Mister Universum, Ex-Terminator, Ex-Gouverneur von Kalifornien.
„Das wird sicherlich eine spannende Reise“, sagte der nicht gerade zum Glamour neigende Ur-Bayer Thomas Müller. Ein Vergnügungstrip wird die nächste Sommertour für die riesige Bayern-Delegation nicht. Trainer Niko Kovac, der auch mit seinem noch immer sehr schmalen Kader arbeiten muss, spricht aus sportlicher Sicht von „erschwerten Bedingungen“in der Vorbereitung – „das muss man ganz klar sagen“.
Auf dem Programm steht ein Besuch des Holocaust-Museums
Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge will davon nichts wissen. „Es gibt keine Alternative zu diesen Reisen“, sagt er, „ich sehe die Vorbereitung in keinster Weise belastet. Ganz im Gegenteil: Unsere Spieler mögen solche Reisen.“
Außerdem müsse sich der FC Bayern als „globale Marke“in den USA und wie in der Vergangenheit auch schon in Fernost präsentieren. „Das sind Märkte, die jetzt schon wichtig sind und noch wichtiger werden“, betont Rummenigge: „Wachstumsmärkte sind exklusiv in Amerika und Asien, speziell in China. Wir müssen uns da zeigen.“Die US-Tour sei „top organisiert“, von einer Strapaze könne keine Rede sein.
Für Europas Topclubs sind Fernreisen im Sommer nach Amerika oder Asien im globalen Wettstreit um Sponsoren und Fans längst zur Normalität geworden. Auch Borussia Dortmund, Bayerns ärgsten nationalen Rivalen, zieht es in die USA; ebenfalls am Montag tritt der BVB die jedoch nur sechstägige Reise an. Dort stehen Spiele gegen die Seattle Sounders und den Champions-League-Sieger FC Liverpool auf dem Programm.
Bayern spielt in drei Städten gegen den FC Arsenal, Real Madrid und AC Milan. Dazu kommen diverse Marketing- und PR-Termine. In Los Angeles steht außerdem gleich zu Beginn der Reise ein Besuch des Holocaust-Museums an. Der Rekordmeister eröffnet dort eine Ausstellung zu seinem langjährigen Präsidenten Kurt Landauer, der während der NS-Diktatur einige Wochen im KZ interniert war, ehe er in die Schweiz fliehen konnte. „Der FC Bayern steht gegen Rassismus, gegen Gewalt – für Offenheit, für Toleranz“, sagt Rummenigge, „wir wollen hier Klartext reden. Wir sind ein weltoffener Verein. Es ist unsere Aufgabe, für diese Werte einzutreten.“Überall auf der Welt.
Das Spiel gegen Real findet kommenden Sonntag in Houston statt. Am 50. Jahrestag der ersten bemannten Mondlandung bei der Apollo-11Mission. In Houston ist auch ein Besuch des NASA-Hauptquartiers vorgesehen
Am Ende der Reise werden die Münchner nicht ganz die Entfernung von der Erde zum Mond, aber immerhin 20 000 Flugkilometer hinter sich haben, wenn sie nach neun Tagen wieder in München landen. „Man muss zwölf Stunden nach Los Angeles fliegen, man hat neun Stunden Zeitunterschied. Man muss sich akklimatisieren und versuchen, das alles zu drehen“, schilderte Kovac die Problematik, Sport und Business zu verbinden. „Wir wollen schon trainieren“, betonte er.
Für den FC Bayern ist der USMarkt der wichtigste im Ausland neben China. In Nordamerika hat der FC Bayern gerade die stolze Marke von 150 Fanclubs erreicht. „Wir haben den Leitspruch: In Bayern zu Hause, in der Welt dahoam“, bemerkte Rummenigge. Die Testspiele spülen zudem viel Geld in die Kasse.
Bis auf Rekordeinkauf Lucas Hernández, der nach einer Knieoperation sein individuelles Aufbauprogramm in München fortführt, werden alle Stars in den Staaten dabei sein. Die Neuzugänge Benjamin Pavard und Jan-Fiete Arp werden in den USA erstmals im Bayern-Trikot auflaufen.