Schwirrende Bienen, ungemütliche Betten
Deutsche Wasserballer starten nach sechs Jahren wieder mal bei einer WM
GWANGJU (SID/dpa) - Sechs lange Jahre mussten die deutschen Wasserballer auf ein WM-Spiel warten – jetzt ist es wieder soweit. „Der Auftakt gegen Japan diesen Montag (13.30 Uhr) kann schon entscheidend für die Entwicklung der WM sein“, sagt Bundestrainer Hagen Stamm, der im südkoreanischen Gwangju auf die „sensationelle Rückkehr“seines Teams unter die Top acht hofft. „Das ist ein anderer Wasserball, den die spielen und an den Wasserball muss man sich gewöhnen“, sagte der 59-Jährige und greift zu einem Vergleich aus der Tierwelt, um zu erklären, was er meint: „Die sind wie so kleine Bienen, die nonstop um einen herumschwirren.“
Bevor die deutschen Wasserballer sich aber mit hartnäckigen Schwimm-Bienen messen, hatten sie erst einmal mit einer kleinen Enttäuschung zu kämpfen. Als sie in Südkorea ihre Zimmer bezogen, war die Vorfreude erstmal getrübt. Keine Duschvorhänge, keine Fernseher, kein Wasser in der Küche, in Plastik eingeschweißte Matratzen. „Gemütlich wie ein Nagelbrett“, urteilte Hagen Stamm, „äußerst puristisch.“
Der Hintergrund: Die Apartments, die die Sportler bewohnen, sind bereits oder werden noch verkauft. Die Nachmieter sollen schnell und reibungslos in eine dann noch immer neuwertige Wohnung einziehen, deshalb sind die Küchenzeilen abgeklebt und nur die allernötigste Einrichtung vorhanden. „Zum Glück haben wir eine eigene Kaffeemaschine mitgebracht“, sagte Stamm, der sich angesichts der Diskussion über Klimawandel und Umweltverschmutzung wundert: „Hier ist alles nur aus Plastik. Und im Essenszelt ist es wie in einem Kühlschrank.“
All das drückt ein wenig auf die Stimmung. „Wir versuchen, uns von Training zu Training zu hangeln“, sagte Stamm.
Doch auch das ist nicht einfach. Nur einmal durfte das Team im WMBecken trainieren, „nur auf einer Seite auf ein Tor“, so Stamm. Schwierige Voraussetzungen für das Endspiel zum WM-Start, denn das Auftaktmatch ist für den Bundestrainer „unser D-Day“.
Viertelfinale als Traumziel
Ein Sieg gegen Japan und ein weiterer am Mittwoch (10.50 Uhr MESZ) gegen Brasilien sollen den Weg ins Viertelfinale ebnen. Als Zweiter der Gruppe D hinter dem dreimaligen Weltmeister und dreimaligen Olympiasieger Italien, am Freitag letzter Vorrundengegner, träfen die deutschen Wasserballer – so der Plan – im Achtelfinale am nächsten Sonntag höchstwahrscheinlich auf den Außenseiter Neuseeland.
Im Trainingslager in Japan spielte das Stamm-Team bereits gegen den WM-Auftaktgegner und verlor 11:12. „Wir haben aber nicht alle Karten auf den Tisch gepackt“, meinte die deutsche Wasserballlegende, die seit Ende 2016 zum zweiten Mal Bundestrainer ist. Stamms Sohn Marko, Kapitän der DSV-Auswahl, erhielt ebenso eine Pause wie der Duisburger Dennis Eidner.
„Wir können besser spielen“, betonte der Chefcoach, „außerdem: Wenn die Generalprobe in die Hose geht, klappt's nachher, wenn's drauf ankommt.“Sorgen bereiten Tobias Preuß (Schulterprobleme) und Ersatztorwart Kevin Götz (Verdacht auf Sehnenriss im Finger/ beide Hannover). Den Jetlag nach dem Flug nach Asien haben alle mittlerweile überwunden, „auch die Betten sind groß genug“, berichtete Stamm: „Allerdings mussten wir erst die Plastikhüllen abreißen, sonst schwitzt du dich zu Tode.“