Das deutsche Darts lebt
Gabriel Clemens verpasst knapp den Titel in Köln – das Publikum sorgt für Ärger
KÖLN (SID) - Das Lächeln hatte Gabriel Clemens schnell wiedergefunden. Spätestens, als die mehr als 10 000 Zuschauer in Köln mit Ovationen seiner Leistung huldigten, konnte der Dartsprofi aus dem Saarland auch mit dem kleineren Pokal im Arm leben. Nach einem ebenso überragenden wie überraschenden Auftritt beim German Darts Masters in Köln verpasste Clemens durch eine 6:8-Finalniederlage gegen Peter Wright nur knapp seinen ersten Titel beim Profiverband PDC. Doch nicht nur der 35-Jährige bewies: Das deutsche Darts lebt!
Zum dritten Mal wurde das deutsche Turnier der World Series ausgetragen, erstmals reisten die heimischen Spieler nicht mit einer kompletten Pleite wieder nach Hause. Im Gegenteil: Im Duell mit den Weltstars bewiesen Clemens & Co., dass der Abstand immer kleiner wird. „Ich denke, man hat gesehen, dass wir mit den Jungs mithalten können. Und wir werden versuchen, noch weiter nach vorne zu kommen“, sagte Clemens.
Während Clemens einem persönlich ohnehin schon starken Jahr beinahe die Krone aufgesetzt hätte, kamen zwei andere deutsche Siege fast wie aus dem Nichts. Martin Schindler etwa gelang durch einen Sieg gegen den niederländischen Weltmeister und Dominator Michael van Gerwen ein echter Coup. Wie ein Flummi sprang der 22-Jährige danach auf und ab. „Ich stand auf der Bühne, meine Hand hat gezittert, meine Knie haben gezittert“, berichtete Schindler.
Ebenso überraschend war der Sieg von Nico Kurz gegen den zweimaligen Weltmeister Gary Anderson aus Schottland. In der Weltrangliste wird Kurz nur auf dem 181. Platz geführt, der 22-Jährige besitzt bei der PDC nicht einmal eine Tour-Card. Beinahe hätte er im Viertelfinale gegen den späteren Turniersieger Wright die nächste Überraschung landen können.
Hopp mit dem besten Punkteschnitt
Deutschlands Nummer 1 Max Hopp wies seine Klasse ebenfalls nach, auch wenn er sein Erstrundenspiel gegen den Engländer Rob Cross knapp verlor. Hopps Punkteschnitt von 106,62 Zählern pro Aufnahme war der höchste im gesamten Turnierverlauf. Für den 25. der Weltrangliste geht es ab dem kommenden Wochenende in Blackpool weiter, dann steht mit dem World Matchplay das zweitwichtigste Turnier des Jahres nach der WM an.
Gabriel Clemens konnte sich dafür nicht qualifizieren, sein Aufstieg scheint nach dem ersten Finale bei einem TV-Turnier aber unaufhaltsam. Nacheinander warf er den fünfmaligen Weltmeister Raymond van Barneveld (Niederlande), Cross und Titelverteidiger Mensur Suljovic aus Österreich aus dem Turnier. Das Publikum feierte ihn mit „Clemens, du Maschine“-Gesängen, sein Walk-On zum Welthit „Wonderwall“von Oasis ließ die Halle beben.
Doch die insgesamt 16 645 Zuschauer an beiden Tagen sorgten auch für kritische Stimmen. Immer wieder pfiffen sie die deutschen Gegner aus, wenn diese auf die Doppelfelder warfen. Eine Unsitte im Darts, für die sich Clemens auch entschuldigte. Das konnte Cross aber nicht besänftigen. „Jedes Mal, wenn man in Deutschland spielt, ist das Publikum respektlos. Es ist vermutlich das respektloseste, gegen das ich je gespielt habe“, sagte er bei Live Darts TV.