Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Der fliegende Mann von Paris

Präsident wirbt am Nationalfe­iertag für gemeinsame Verteidigu­ngspolitik

- Von Christine Longin

Nationalfe­iertag in Frankreich: Die Gelbwesten protestier­ten, die Militärs defilierte­n – und Präsident Emmanuel Macron rückte Europa in den Fokus. Neben Kanzlerin Angela Merkel kamen neun weitere EU-Regierungs­vertreter nach Paris zur traditione­llen Parade am 14. Juli. Der Star war am Sonntag allerdings der fliegende Mann: Franky Zapata, ein ehemaliger Jet-SkiWeltmei­ster, düste mit Gewehr und viel Getöse auf seinem „Flyboard“über die ChampsÉlys­ées.

PARIS - Beim französisc­hen Nationalfe­iertag stand dieses Jahr Europa im Mittelpunk­t. Der Präsident wurde von Gelbwesten mit Pfiffen empfangen. Den spektakulä­rsten Auftritt hatte ein fliegender Mann: Mit seinem „Flyboard Air“kam der JetskiWelt­meister Franky Zapata wie eine Zirkusattr­aktion über die Place de la Concorde geflogen, um zu zeigen, was die Armee in Zukunft alles an Technik einsetzen will.

Emmanuel Macron wäre wohl auch gerne mit so einem Flyboard, einer Plattform mit Miniatur-Düsenantri­eb, zur Ehrentribü­ne geschwebt. Doch der Präsident fuhr mit einem Militärjee­p die Champs-Élysées hinunter und wurde dort mit den Gelbwesten konfrontie­rt, die in den vergangene­n Wochen weitgehend verstummt waren. Zum 14. Juli, dem Jahrestag des Beginns der französisc­hen Revolution, begleitete­n mehrere hundert Gilets jaunes rund um die Champs-Élysées die Fahrt des Staatschef­s mit Pfiffen und Buhrufen. Kein guter Beginn vor der Militärzer­emonie, die in diesem Jahr im Zeichen Europas stand und an der auch Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) teilnahm. Neben der deutsch-französisc­hen Brigade defilierte­n Soldaten aus zehn europäisch­en Ländern, die der europäisch­en Verteidigu­ngsinitiat­ive angehören. Ein Vorgeschma­ck auf eine europäisch­e Armee, die Macron vorantreib­en will.

Mit der Parade wollte der Präsident schon einmal die militärisc­he Stärke Europas demonstrie­ren. Die Bilder waren auch ein Signal an Donald Trump, der von den Europäern mehr Engagement im Rahmen der NATO fordert. Neben Merkel saßen auch NATO-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g, der scheidende EUKommissi­onspräside­nt Jean-Claude Juncker und andere europäisch­e Regierungs­chefs auf der Ehrentribü­ne. Sie applaudier­ten, als die insgesamt 4300 Soldaten im Marschschr­itt an ihnen vorbeizoge­n. Merkel sagte nach der Parade: „Ich sehe das als eine große Geste in Richtung der europäisch­en Verteidigu­ngspolitik.“

Merkel und Macron sind sich darin einig, angesichts des wackligen Bündnispar­tners USA eine europäisch­e Armee zu schaffen. Bei der Ausgestalt­ung hakt es allerdings noch zwischen den Partnern. So will Frankreich die neue Streitmach­t für Kriseninte­rventionen nutzen, während Deutschlan­d wegen des Parlaments­vorbehalts zurückhalt­end ist. Auch bei den Rüstungsex­porten herrscht keine Einigkeit zwischen den Nachbarn. Dennoch unterzeich­neten Deutschlan­d, Frankreich und Spanien Mitte Juni einen Vertrag zum Bau eines gemeinsame­n Kampfflugz­euges, das 2040 einsatzber­eit sein soll. Die Exportkrit­erien sollen bis dahin spätestens geklärt sein.

Darüber hinaus hatte Macron am Samstag angekündig­t, ein militärisc­hes Weltraumko­mmando schaffen zu wollen. Der Weltraum sei ein „neuer Bereich der Konfrontat­ion“sagte der Präsident zur Begründung.

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FOTO: IMAGO IMAGES Präsident Emmanuel Macron ( links) im Militärjee­p auf den ChampsÉlys­ées.

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