Der fliegende Mann von Paris
Präsident wirbt am Nationalfeiertag für gemeinsame Verteidigungspolitik
Nationalfeiertag in Frankreich: Die Gelbwesten protestierten, die Militärs defilierten – und Präsident Emmanuel Macron rückte Europa in den Fokus. Neben Kanzlerin Angela Merkel kamen neun weitere EU-Regierungsvertreter nach Paris zur traditionellen Parade am 14. Juli. Der Star war am Sonntag allerdings der fliegende Mann: Franky Zapata, ein ehemaliger Jet-SkiWeltmeister, düste mit Gewehr und viel Getöse auf seinem „Flyboard“über die ChampsÉlysées.
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PARIS - Beim französischen Nationalfeiertag stand dieses Jahr Europa im Mittelpunkt. Der Präsident wurde von Gelbwesten mit Pfiffen empfangen. Den spektakulärsten Auftritt hatte ein fliegender Mann: Mit seinem „Flyboard Air“kam der JetskiWeltmeister Franky Zapata wie eine Zirkusattraktion über die Place de la Concorde geflogen, um zu zeigen, was die Armee in Zukunft alles an Technik einsetzen will.
Emmanuel Macron wäre wohl auch gerne mit so einem Flyboard, einer Plattform mit Miniatur-Düsenantrieb, zur Ehrentribüne geschwebt. Doch der Präsident fuhr mit einem Militärjeep die Champs-Élysées hinunter und wurde dort mit den Gelbwesten konfrontiert, die in den vergangenen Wochen weitgehend verstummt waren. Zum 14. Juli, dem Jahrestag des Beginns der französischen Revolution, begleiteten mehrere hundert Gilets jaunes rund um die Champs-Élysées die Fahrt des Staatschefs mit Pfiffen und Buhrufen. Kein guter Beginn vor der Militärzeremonie, die in diesem Jahr im Zeichen Europas stand und an der auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) teilnahm. Neben der deutsch-französischen Brigade defilierten Soldaten aus zehn europäischen Ländern, die der europäischen Verteidigungsinitiative angehören. Ein Vorgeschmack auf eine europäische Armee, die Macron vorantreiben will.
Mit der Parade wollte der Präsident schon einmal die militärische Stärke Europas demonstrieren. Die Bilder waren auch ein Signal an Donald Trump, der von den Europäern mehr Engagement im Rahmen der NATO fordert. Neben Merkel saßen auch NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, der scheidende EUKommissionspräsident Jean-Claude Juncker und andere europäische Regierungschefs auf der Ehrentribüne. Sie applaudierten, als die insgesamt 4300 Soldaten im Marschschritt an ihnen vorbeizogen. Merkel sagte nach der Parade: „Ich sehe das als eine große Geste in Richtung der europäischen Verteidigungspolitik.“
Merkel und Macron sind sich darin einig, angesichts des wackligen Bündnispartners USA eine europäische Armee zu schaffen. Bei der Ausgestaltung hakt es allerdings noch zwischen den Partnern. So will Frankreich die neue Streitmacht für Kriseninterventionen nutzen, während Deutschland wegen des Parlamentsvorbehalts zurückhaltend ist. Auch bei den Rüstungsexporten herrscht keine Einigkeit zwischen den Nachbarn. Dennoch unterzeichneten Deutschland, Frankreich und Spanien Mitte Juni einen Vertrag zum Bau eines gemeinsamen Kampfflugzeuges, das 2040 einsatzbereit sein soll. Die Exportkriterien sollen bis dahin spätestens geklärt sein.
Darüber hinaus hatte Macron am Samstag angekündigt, ein militärisches Weltraumkommando schaffen zu wollen. Der Weltraum sei ein „neuer Bereich der Konfrontation“sagte der Präsident zur Begründung.