Randnotizen
Ein außergewöhnliches Erlebnis ● war das Spiel auch für Schiedsrichter Peter Mast und seine Assistenten Jo
hannes Henle und Matthias Keck, alle aus Rißtissen. Wobei Peter Mast hinterher im kleinen Kreis kleinlaut zugab, Mitglied und Fan des 1. FC Köln zu sein – des Erzrivalen der Gladbacher Borussia! „Als ich die vielen grün-weiß-schwarzen Schals und Fahnen gesehen habe, war mir schon ein wenig mulmig“, erzählte er lächelnd. In Versuchung, parteiisch zu sein, kam er während der 80 Minuten indes nicht: „Das Spiel war so fair. Die hätten mich gar nicht gebraucht.“
Ungewohntes Terrain betraten Sta● dionsprecher Stefan Schaarenschmitt und sein Assistent Markus Spitz. Schaarenschmitt ist eigentlich Basketball-Hallensprecher bei den Ehinger Steeples, erwies sich am Samstag aber als Fußball-tauglich. Bis auf einen kleinen Fauxpas, als er einen knapp am Tor vorbei segelnden Ball von Karlheinz Pflipsen als vermeintliches Tor zum 2:9 wertete, machte er seine Sache ausgezeichnet. Und das, obwohl er bei 17 Toren viel zu tun hatte. Aber vom Basketball ist er ja treffer-reichere Spiele gewohnt.
Einen ungewohnten Platz durfte ● auch Reinhold Ackermann (SV Mietingen), Betreuer der Regionalauswahl, einnehmen: Der leidenschaftliche Gladbach-Fan saß in der zweiten Halbzeit auf der Ersatzbank der Weisweiler-Elf. Nicht, um eingewechselt zu werden, sondern aus purem Spaß („So ein Erlebnis werde ich nicht mehr bekommen“) – und um seine Physio-Dienste anzubieten. „Ich durfte zwei Spieler massieren. Und der Criens hatte mich schon vor dem Spiel gebeten, seinen Rücken zu behandeln. Er hatte einen Hexenschuss, wollte aber unbedingt mitspielen.“
Das tat Hans-Jörg Criens dann ● auch. Der 58-Jährige wurde zur zweiten Halbzeit eingewechselt, wobei sich der mit 92 Treffern drittbeste Gladbach-Torjäger aller Zeiten mehr schlecht als recht über den Platz quälte. Nach dem Schlusspfiff räumte er dennoch gut gelaunt ein: „Es hat nicht so viel Spaß gemacht. Wenn du nur fünf Ballkontakte hast.“Für ein „Joker“-Tor reichte das diesmal nicht. Mit zwei solchen hatte er nämlich 1984 für Schlagzeilen gesorgt, als er im Pokal-Halbfinale zwischen Gladbach und Bremen beim Stand von 3:4 eingewechselt wurde und die Partie zum 5:4 drehte. „Am Samstag drauf im Sport-Studio hat mich der Moderator dann als ,Joker’ bezeichnet, wodurch dieser Begriff im Fußball eingeführt wurde“, berichtete Criens nun im SZ-Gespräch. Das folgende, verlorene Pokalfinale gegen Bayern München wurde für Criens zu einem weniger schönen Erlebnis, ebenso die Finalniederlage 1992 gegen Hannover 96. Den DFB-Pokalsieg 1995 gegen Wolfsburg erlebte der inzwischen nach Nürnberg gewechselte Criens als Zuschauer auf der Tribüne des Berliner Olympiastadions mit: „Da habe ich geheult wie ein Hund.“
Noch nicht ganz so lange liegen die ● letzten Bundesligaerlebnisse von
Thorben Marx zurück. Der 38-Jährige beendete erst vor vier Jahren seine Karriere. Die Umstellung auf die Auftritte auf dem Dorf hat er offensichtlich gut gemeistert. „Es macht Spaß, in der Weisweiler-Elf mit den älteren zusammen zu spielen“, sagte er und deutete auf Criens. Dieser ist schon seit 23 Jahren dabei, und das noch immer gerne, auch wenn es am ganzen Körper immer mehr zwickt und zwackt: „Ich mache vor allem wegen der dritten Halbzeit mit.“
Auch in dieser zeigten sich die Ex● Profis tatsächlich in Hochform – und durchaus volksnah. Nach dem Essen mit Sponsoren und Organisatoren im VIP-Bereich mischten sie sich unter die auf der Terrasse des Sportheims feiernden Fans. Ob Karlheinz Pflipsen, Peter Wynhoff, Thorben Marx, Hans-Jörg Criens, Bachirou Salou, Martin Schneider oder Thomas Kastenmaier: Auch die durchaus namhaften im Team nahmen sich viel Zeit für Smalltalks, und zu fortgeschrittener Stunde machte manche Anekdote aus den Bundesligazeiten die Runde. (reis)