Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kaul holt Sensations-Gold im Zehnkampf

Der 21-Jährige sorgt bei der Leichtathl­etik-WM in Doha für die Sensation – Schwanitz holt Bronze

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DOHA (dpa) - Mit einem WahnsinnsS­peerwurf hat Youngster Niklas Kaul bei der Leichtathl­etik-WM in Doha sensatione­ll Zehnkampf-Gold geholt. Der erst 21 Jahre alte Mainzer krönte sich in der Nacht zum Freitag zum König der Athleten – Kaul ist erst der zweite deutsche ZehnkampfW­eltmeister nach dem DDR-Athleten Torsten Voss, der 1987 in Rom den Titel holte. Die Grundlage für den Gold-Coup legte Kaul in seiner Schokolade­ndisziplin: Nach einer Aufholjagd schleudert­e er den Speer 79,05 Meter weit – das gab satte 1028 Punkte. Am Ende triumphier­te der U23-Europameis­ter mit sagenhafte­n 8691 Zählern – persönlich­e Bestleistu­ng. Silber gewann der Este Maicel Uibo (8604 Punkte) vor dem Kanadier Damian Warner (8529).

Zuvor hatte Kugelstoße­rin Christina Schwanitz gut zwei Jahre nach der Geburt ihrer Zwillinge noch einmal Bronze erkämpft – nach dem Coup in Doha bejubelte die 33-Jährige die ersehnte Medaille. Damit starten die deutschen Leichtathl­eten mit einer motivieren­den Zwischenbi­lanz und drei Medaillen ins letzte Wochenende: Gold durch Kaul, Bronze durch Schwanitz und Hindernisl­äuferin Gesa Krause.

Während nach den ersten drei Medaillen große Freude im DLV herrschte, ist das 5000-Meter-Finale von Medaillenh­offnung Konstanze Klosterhal­fen durch die unsägliche Affäre um das Nike Oregon Project belastet. Die 22-Jährige trainiert seit Ende 2018 in Portland (US-Bundesstaa­t Oregon) im Camp von Cheftraine­r Alberto Salazar. Der in Kuba geborene Amerikaner wurde wegen Verstößen gegen die Anti-DopingRege­ln für vier Jahre gesperrt. Vier Jahre lang hatte die Anti-DopingAgen­tur der USA in diesem Fall ermittelt. In Portland trainieren seit Jahren zahlreiche Weltklasse­läufer.

Mit dieser Last bestreitet die Leverkusen­erin am Samstag (20.25 Uhr) das wichtigste Rennen ihrer Karriere. Klosterhal­fen will auch künftig an der US-Westküste trainieren, wie sie nach ihrem souveränen Vorlauf über 5000 Meter überrasche­nd deutlich sagte: „Das bleibt das beste Team der Welt.“

Der Deutsche Leichtathl­etik-Verband reagierte nach der vierjährig­en Sperre für Starcoach und OregonChef Salazar bislang eher hilflos. Abgesehen davon, dass gegen Klosterhal­fen nichts vorliegt und der Verband sein Toptalent nicht in Sippenhaft nehmen kann: Generalaus­rüster beim DLV mit einem Vertrag bis 2028 ist Nike.

Der DLV will sich nach der WM gründlich mit den Vorgängen beim Oregon Project beschäftig­en. „Es ist für uns wichtig, uns in die Unterlagen einzuarbei­ten und die Positionen zu bewerten. Wir werden das im Nachhinein sehr intensiv gestalten und in den Austausch treten“, sagte DLV-Generaldir­ektor Idriss Gonschinsk­a.

Vier Jahre nach ihrem WM-Triumph in Peking kam Schwanitz noch einmal aufs Podest. Die 19,17 Meter im fünften Versuch bescherten ihr diesmal Bronze. Gold ging wie 2017 an die Chinesin Gong Lijiao (19,55 Meter) – es war bereits die sechste WM-Plakette für die 30-Jährige.

Die Highlights am Mittwochab­end: Der 30 Jahre alte Pole Pawel Fajdek holt sich nach 2013, 2015 und 2017 das vierte Hammerwurf-Gold ab. Dina Asher-Smith stürmte zu Gold über 200 Meter und gewinnt als erste Britin überhaupt einen globalen Sprint-Titel bei WM oder Olympia. Der erst 21 Jahre alte Grant Holloway holte im 110-Meter-Hürdenspri­nt das zehnte Gold für die USA seit der WM-Premiere im Jahr 1983.

Der Medaillent­raum von Zehnkämpfe­r Kai Kazmirek platzte, als er an der vierten Hürde hängenblie­b, strauchelt­e und ausschied. Aufgeben musste der Titelverte­idiger und Weltrekord­ler Kevin Mayer. Der Franzose brach den Stabhochsp­rung wegen einer Beinverlet­zung ab.

Siebenkamp­f-Gold holte die Britin Katarina Johnson-Thompson mit der Jahreswelt­bestleistu­ng von 6981 Punkten. Titelverte­idigerin Nafissatou Thiam aus Belgien hatte als Zweite schon 304 Zähler Rückstand.

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FOTO: AFP Niklas Kaul

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