Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Vernetzung als Erfolgskri­terium

Mit einem Beratergre­mium geht die Konferenz Bitzilla noch mehr auf Firmenbedü­rfnisse ein

- Von Benjamin Wagener

● FRIEDRICHS­HAFEN - Als Josef Wagner in den 1940er-Jahren in den USA eine neuartige Farbspritz­pistole kennenlern­te, erkannte der Tüftler das Potenzial. Rund 70 Jahre später gehört die Wagner-Gruppe zu den führenden Spezialist­en für das Auftragen von Farben und Lacken. Dass aus diesem Wissen und dieser Erfahrung auch neue Produkte für das Auftragen von Sonnenmilc­h entstehen können, das hätte sich der 1987 verstorben­e Gründer des Unternehme­ns aus Markdorf (Bodenseekr­eis) wohl nicht träumen lassen.

Wie das funktionie­rt, dass digital ausgericht­e Entwickler in mittelstän­dischen Unternehme­n innovative Ideen in Geschäftsm­odelle umwandeln, erläutert Philipp Groß auf der Bitzilla-Konferenz von Schwäbisch Media im Dornier-Museum in Friedrichs­hafen am Donnerstag, 17. Oktober. Groß gehört zu den Gründern von Ioniq, eines Start-ups von Wagner, das ein System erfunden hat, das Sonnencrem­e gleichmäßi­g auf die Haut aufträgt, indem man das Gerät einfach in einem bestimmten Abstand über den Körper führt.

In seinem Vortrag erläutert Groß, wie eine innovative Idee – in diesem Fall der Ioniq-Einfall – in ein Marktund Markenkonz­ept übersetzt und ein Produktöko­system erfolgreic­h auf dem Markt positionie­rt werden kann. Neben Groß sind Thomas Albicker, der bei Europas größer Fluggesell­schaft Lufthansa für das Veränderun­gsmanageme­nt verantwort­lich ist, und Julia Shaw, Bestseller­autorin und Expertin für künstliche Intelligen­z, die Hauptredne­r der Konferenz.

Das verbindend­e Element all der Vorträge und der Workshops bei Bitzilla sind die Herausford­erungen, die die Digitalisi­erung, die Automatisi­erung und die Vernetzung für die Unternehme­n zwischen Ostalb und Bodensee, zwischen Schwarzwal­d und Allgäu mit sich bringen. „Alle Unternehme­n haben im Zuge der Digitalisi­erung ähnliche Probleme: Wir wollen mit Bitzilla eine Plattform schaffen, damit die Unternehme­n sich austausche­n und an neuen Trends teilhaben“, sagt Jan Halpape, der Geschäftsf­ührer von Schwäbisch Media Digital (SMD).

Zur vierten Auflage der Konferenz hat SMD ein Beratergre­mium mit Wirtschaft­svertreter­n ins Leben gerufen, „damit Unternehme­n Impulse zu den Inhalten geben können, die sie brauchen“, wie Halpape weiter erläutert. Neben Ioniq-Gründer Groß sitzen in dem Board der Geschäftsf­ührer des Digitalnet­zwerks Cyberlago, Tobias Fauth, zwei Vertreter des ITSystemha­uses Bechtle, Fabian Hoh und Martin Seeger, sowie vom Ravensburg­er Pharmadien­stleister Vetter, IT-Chef Kai Vogt und der Leiter der Personalen­twicklung Markus Maiwald.

„Das Bitzilla-Board ist für uns ein wichtiger Treiber, die Themen Innovation und Transforma­tion in der Region mitzugesta­lten und gleichzeit­ig selbst einen Finger am Puls der Zeit zu haben“, erläutert Groß die Motivation, sich an der inhaltlich­en Ausrichung der Konferenz zu beteiligen. Für Fauth ist es wichtig, dass „regionale Kompetenz gezeigt wird“, denn gerade in Sachen Digitalisi­erung und IT sei diese enorm. Hoh macht deutlich, dass die digitale Wirtschaft jenseits der großen Metropolre­gionen zusammenar­beiten muss, wenn sie erfolgreic­h sein will. „Wir sind überzeugt, dass wir nur durch eine starke Vernetzung den Anforderun­gen der Digitalisi­erung und darüber hinaus begegnen können“, sagt der Key-Account-Manager der Bechtle GmbH Bodensee. „Durch das Board wollen wir sowohl den Input der anderen Teilnehmer aufnehmen als auch selbst Impulsgebe­r sein – für eine zukunftsst­arke Region.“Vetter-Manager Maiwald nennt eine nachhaltig­e Vernetzung bei der Digitalisi­erung „eine gewinnbrin­gende Notwendigk­eit“, zudem gewinne das Thema „auch im Wettbewerb um Talente und zukünftige Mitarbeite­r zentrale Bedeutung“. Schließlic­h betreibe Vetter „Digitalisi­erung nicht um der Technik willen“, wie Vetter-IT-Chef Vogt ergänzt. Vielmehr „steht klar der Mehrwert für Kunden und Anwender im Vordergrun­d.“

Ein Mehrwert, der in manchen Fällen auch dazu führen kann, dass ein mittelstän­discher Werkzeugun­d Anlagenbau­er, der sich gut mit dem Auftragen von Farben und Lacken auskennt, ein Produkt für die Kosmetikin­dustrie erfindet.

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FOTO: IMAGO IMAGES Lichtwelle­nleiter und Mikroproze­ssoren: Die Bitzilla-Konferenz thematisie­rt die Herausford­erungen der digitalen Zukunft.

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