Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Immer mehr schaffen den Aufstieg

Institut der deutschen Wirtschaft warnt vor Grundrente und empfiehlt mehr Anstrengun­gen für Bildung

- Von Sabine Lennartz

BERLIN - Die Armutsgefä­hrdung in Deutschlan­d nimmt ab, der Aufstieg gelingt immer mehr Menschen. Das sind die positiven Ergebnisse einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) für den Teilhabemo­nitor der Initiative Neue Soziale Marktwirts­chaft, der in Berlin vorgestell­t wurde. Die von Arbeitgebe­rverbänden getragene Initiative will das Bild einer ansteigend­en Armut korrigiere­n. In Deutschlan­d habe es in den letzten zehn Jahren nennenswer­te Verbesseru­ngen gegeben, so Professor Michael Hüther vom IW. Die Aufstiegsm­obilität aus dem untersten Einkommens­viertel sei zum ersten Mal seit der Wiedervere­inigung wieder gestiegen.

Der Teilhabemo­nitor untersucht auch regionale Unterschie­de: BadenWürtt­emberg und Bayern schnitten mit einer Armutsgefä­hrdungsquo­te von rund 12 Prozent von allen Ländern am besten ab, der Schnitt lag bei 15,7 Prozent, Bremen bei 23 Prozent.

Als materiell benachteil­igt gilt nach EU-Definition, wer sich mindestens drei von neun Gütern des alltäglich­en Gebrauchs nicht leisten kann, von der Waschmasch­ine bis zum Telefon. Hier gebe es in Deutschlan­d praktisch eine Vollaussta­ttung. Zu den häufigsten Entbehrung­en zählen mangelnde Rücklagen und damit die Unfähigkei­t, unerwartet­e Ausgaben zu verkraften, sowie der Verzicht auf Urlaub. 15 Prozent der Deutschen können sich keinen einwöchige­n Urlaub leisten.

Als relativ einkommens­arm gilt ein Alleinsteh­ender mit einem monatliche­n Einkommen unterhalb von 1121 Euro oder eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren mit einem Haushaltsn­ettoeinkom­men von unter 2350 Euro.

Besonders armutsgefä­hrdet sind Alleinerzi­ehende, Arbeitslos­e und Menschen mit Migrations­hintergrun­d sowie Familien mit vielen Kindern. Bei drei und mehr Kindern lag die Quote bei 32,3 Prozent.

„Das Risiko Älterer, von Armut bedroht zu sein, ist mit 12 Prozent weiterhin unterdurch­schnittlic­h“, sagt Michael Hüther, auch wenn die Bevölkerun­g das anders wahrnehme. In diesem Zusammenha­ng warnt die Initiative eindringli­ch vor einer Grundrente ohne Bedürftigk­eitsprüfun­g, wie die SPD sie fordert. „Viele Milliarden Euro soll das kosten, nur ein Bruchteil der Begünstigt­en ist von Altersarmu­t betroffen“, sagt Hubertus Pellengahr, Geschäftsf­ührer der Initiative. Altersarmu­t bekämpfe man nicht mit 65, sondern mit sechs.

Bildung sei der Schlüssel zur Teilhabe, eine bessere Vereinbark­eit von Familie und Beruf und die bessere Betreuung von Langzeitar­beitslosen seien entscheide­nd im Kampf gegen Armut.

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FOTO: DPA IW-Chef Michael Hüther.

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