Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Scharfer Wettbewerb hilft Bankkunden

Mehrheit von Banken und Sparkassen verzichtet auf höhere Gebühren – Restriktiv­ere Kreditverg­abe

- Von Brigitte Scholtes und AFP

FRANKFURT - Die meisten Bankkunden in Deutschlan­d müssen vorerst keine Mehrkosten fürchten. Das ist ein Ergebnis des am Montag vorgestell­ten Bankenbaro­meters der Wirtschaft­sberatungs­gesellscha­ft EY. Zwar gaben 16 Prozent der 120 von EY befragten Banken an, vor Kurzem die Gebühren – in erster Linie für Girokonten oder Überweisun­gen – erhöht zu haben oder eine Erhöhung zu planen. Die übergroße Mehrheit (84 Prozent) bestätigte aber, ihre Gebühren nicht erhöht zu haben oder dies zu planen. „Dass es trotz der schwachen Gewinnentw­icklung im Bankensekt­or nicht zu flächendec­kenden Gebührener­höhungen kommt“, führte EY „auf den intensiven Wettbewerb“zurück. Ob das auch auf Dauer so bleibe, sei jedoch offen, meint Thomas Griess, Partner der Wirtschaft­sberatungs­gesellscha­ft EY und dort für Finanzdien­stleistung­en zuständig. Von den 120 befragten Instituten waren 44 Genossensc­haftsbanke­n, 40 Sparkassen, 18 private Banken und vier Großbanken.

Weil die Banken aber auch mit einer schlechter­en Konjunktur­entwicklun­g rechnen, werden sie vorsichtig­er bei der Kreditverg­abe. Das gilt zwar im Wesentlich­en für Firmenkund­en: Da rechnet fast jedes zweite Institut mit einer größeren Zurückhalt­ung – genau andersheru­m als noch im vergangene­n Jahr. Trotz der weiter lockeren Geldpoliti­k werden deshalb in den nächsten zwölf Monaten die Konditione­n für Kredite eher verschärft als gelockert. 34 Prozent der Befragten erwarten das für Firmenkred­ite, 27 Prozent für Immobilien­und Ratenkredi­te.

„Die Banken stehen vor der Herausford­erung, trotz eines dauerhaft extrem niedrigen Zinsniveau­s profitabel zu wirtschaft­en“, beobachtet Robert Melnyk, Leiter des Bereichs Banken und Kapitalmär­kte bei EY. Deshalb haben sie neben den Erträgen auch die Kosten im Blick. Immer mehr Filialen werden geschlosse­n, Stellen dürften vor allem bei der Beratung oder beim Schalterpe­rsonal entfallen. Damit rechnen 28 Prozent der Institute. Das werde aber etwas aufgefange­n dadurch, dass in den Zentralber­eichen, dem sogenannte­n Back Office, mehr Mitarbeite­r benötigt werden. Das sind vor allem Jobs im Risikomana­gement und im IT-Bereich. Nötig macht das auch die schärfere Regulierun­g. Die Kunden werden sich zudem darauf einstellen müssen, dass die Zahl der Banken sinkt – vor allem im Sparkassen- und Volksbanke­nsektor.

Um den Bankkunden werben inzwischen aber nicht nur die klassische­n Kreditinst­itute. Im Zahlungsve­rkehr haben die Verbrauche­r schon zahlreiche Möglichkei­ten wie PayPal, Google Pay oder Apple Pay. Die großen Technologi­ekonzerne dürften künftig die Vielzahl ihrer Daten und Kundenkont­akte nutzen und in weitere Bereiche des Bankengesc­häfts vordringen. Für die Kunden kann das positiv sein – sofern sie nicht zu viele ihrer Daten dafür transparen­t machen müssen. Für die Banken bedeutet das jedoch mehr Konkurrenz.

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FOTO: DPA Girokarte in einem Geldautoma­ten: Trotz schwächeln­der Gewinne setzt einer Studie zufolge aktuell nur eine Minderheit der Kreditinst­itute in Deutschlan­d auf Gebührener­höhungen.

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