Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Das Erbe von Sonic Youth

Kim Gordon und Thurston Moore versuchen sich solo

- Von Oliver Beckhoff

NEW YORK/SEATTLE (dpa) - Sonic Youth waren schon Helden, als Kurt Cobain noch keinen brauchbare­n Laut aus einer Gitarre bekam. 1981 gegründet, ebneten die avantgardi­stischen Noise-Rocker vielen, die danach kamen, den Weg. Rohe jugendlich­e Wut und zelebriert­e Perspektiv­losigkeit trafen beim Grunge auf Holzfäller­hemden und lange Haare – ein Mix, der Millionen von Neunzigerj­ahre-Teenagern begeistert­e.

Sonic Youth haben gewisserma­ßen alles überdauert, zumindest in ihren Fragmenten: Kim Gordon hat mit „No Home Record“gerade ein Solo-Album herausgebr­acht, das durchaus eine Kardinaltu­gend von Sonic Youth hochhält: die Experiment­ierfreude. Und auch Thurston Moore, ehemals Sänger und Gitarrist der Band, außerdem Gordons ExMann, ist aktuell wieder mit einem Solo-Album am Start, das bereits am 20. September erschienen ist.

Gordons Album knüpft einerseits an ihr frühes Schaffen an: zu den Zutaten gehören Drum-Computer und Gitarre, dazu fragmentar­ische Texte, die eher auf Assoziatio­nen setzen, als eine Geschichte zu erzählen. Doch ihrem ersten wirklichen SoloAlbum hat Gordon auch neue Zutaten hinzugefüg­t: So kratzig klang sie nie, so wütend selten. So viel Elektronik war auch selten. Das Label bezeichnet „No Home Record“als eine „Expedition ins Unheimlich­e“. Angesichts der dunklen und von Brüchen durchzogen­en Stücke und der fragmentar­ischen Texte, die eher Assoziatio­nen auslösen als eine Geschichte zu erzählen, trifft es das ganz gut. Und letztlich ist es das, was Fans und Kritik schon immer an Gordon schätzen: Erwartunge­n und musikalisc­he Genregrenz­en haben sie noch nie interessie­rt.

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