Das Erbe von Sonic Youth
Kim Gordon und Thurston Moore versuchen sich solo
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NEW YORK/SEATTLE (dpa) - Sonic Youth waren schon Helden, als Kurt Cobain noch keinen brauchbaren Laut aus einer Gitarre bekam. 1981 gegründet, ebneten die avantgardistischen Noise-Rocker vielen, die danach kamen, den Weg. Rohe jugendliche Wut und zelebrierte Perspektivlosigkeit trafen beim Grunge auf Holzfällerhemden und lange Haare – ein Mix, der Millionen von Neunzigerjahre-Teenagern begeisterte.
Sonic Youth haben gewissermaßen alles überdauert, zumindest in ihren Fragmenten: Kim Gordon hat mit „No Home Record“gerade ein Solo-Album herausgebracht, das durchaus eine Kardinaltugend von Sonic Youth hochhält: die Experimentierfreude. Und auch Thurston Moore, ehemals Sänger und Gitarrist der Band, außerdem Gordons ExMann, ist aktuell wieder mit einem Solo-Album am Start, das bereits am 20. September erschienen ist.
Gordons Album knüpft einerseits an ihr frühes Schaffen an: zu den Zutaten gehören Drum-Computer und Gitarre, dazu fragmentarische Texte, die eher auf Assoziationen setzen, als eine Geschichte zu erzählen. Doch ihrem ersten wirklichen SoloAlbum hat Gordon auch neue Zutaten hinzugefügt: So kratzig klang sie nie, so wütend selten. So viel Elektronik war auch selten. Das Label bezeichnet „No Home Record“als eine „Expedition ins Unheimliche“. Angesichts der dunklen und von Brüchen durchzogenen Stücke und der fragmentarischen Texte, die eher Assoziationen auslösen als eine Geschichte zu erzählen, trifft es das ganz gut. Und letztlich ist es das, was Fans und Kritik schon immer an Gordon schätzen: Erwartungen und musikalische Genregrenzen haben sie noch nie interessiert.