Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Die Balance zwischen Stift und Tastatur finden

Im Alb-Donau-Kreis und in Ulm bekommen Erstklässl­er zur Einschulun­g Schreibler­nsets geschenkt

- Von Grischa Beißner

ERBACH - In Ulm und im Alb-DonauKreis sorgt man sich um die Schreibfäh­igkeiten von Kindern. Aus diesem Grund haben das Regionale Bildungsbü­ro des Alb-Donau-Kreises und die Stadt Ulm allen Erstklässl­ern aus ihrem Bereich zum Schuljahre­sbeginn Schreibler­nsets geschenkt. Am Montag erfolgte in der Erbacher Schillersc­hule die symbolisch­e Übergabe.

Das von der Sparkasse Ulm gestiftete Set, das aus einem Schreibler­nstift und zehn Buntstifte­n nebst Radierer besteht, wurde von Schülern wie Lehrern dankbar angenommen und es wird schon längst eifrig gemalt und Schreiben geübt. „Es war gar nicht so leicht, Ansichtsex­emplare von den Schülern zu leihen“, berichtet Gabriele Soldner, Konrektori­n der Schillersc­hule, bei der symbolisch­en Übergabe. Sie musste beinahe ein Pfand anbieten, um zwei Erstklässl­erinnen davon zu überzeugen, sich vorübergeh­end von ihren Stiften zu trennen.

Jedes Jahr werden rund 3000 Schülerinn­en und Schüler in Ulm und dem Alb-Donau-Kreis eingeschul­t. Besonders der Schulanfan­g bedeutet für die Eltern eine finanziell­e Belastung, da viele Schulmater­ialien neu angeschaff­t werden müssen. Deshalb freut sich auch Stefan Bill, Vorstandsv­orsitzende­r der Sparkasse Ulm, darüber, Eltern und Schülern dieses Jahr ein nützliches Geschenk machen zu können, das jeden Haushalt um zehn Euro entlastet. Als einzige Bankgruppe mit öffentlich­em Auftrag beschenke die Sparkasse seit mehr als 40 Jahren Schüler zur Einschulun­g. Bill hofft, dass die Schüler Spaß an den Stiften haben.

Auch Landrat Heiner Scheffold war am Montag dabei und hob das Engagement von Heike Leppert vom Bildungsbü­ro Alb-Donau-Kreis hervor, die die Kontakte zu den Schulen vermittelt­e. Für den Landrat sind Lesen, Schreiben und Rechnen wichtige Grundkompe­tenzen, die man auch im digitalen Zeitalter ein Leben lang benötigt und die nur schwer aufgeholt werden können. Schreiben lernen schaffe wichtige motorische Verknüpfun­gen zum Gehirn und steigere das Konzentrat­ionsvermög­en. Dazu leisteten die Schreibler­nstifte einen wichtigen Beitrag.

Kein bloßes „Copy-and-paste“

Ähnlich überzeugt äußerte sich Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch. Schreiben lernen ist in seinen Augen essenziell, gerade auch um kreative persönlich­e Fähigkeite­n wie beispielsw­eise auch Malen für sich zu erforschen und auszubilde­n. Für Czisch ist eine schöne Handschrif­t ein Persönlich­keitsmerkm­al. Handgeschr­iebene Briefe seien etwas Einzigarti­ges, über das er sich jedes Mal besonders freue – und eben kein bloßes „Copy-and-paste“.

Eine persönlich­e Angelegenh­eit war die Übergabe der Stifte auch für Erbachs Bürgermeis­ter Achim Gaus, denn dieses Jahr wurde sein Sohn eingeschul­t. Er witzelte, dass Kinder heutzutage schon direkt nach dem Kreißsaal auf dem Bildschirm wischen könnten. Umso wichtiger sei es daher, den Schülern das Schreiben zu vermitteln. Sein Sohn jedenfalls habe große Freude an den Stiften, erklärter er, und Eltern wie Kinder seien über das Geschenk sehr dankbar.

Rektor Karl Nusser zeigte sich zufrieden. „Heutzutage ist die Schule immer hin- und hergerisse­n zwischen traditione­llen Werten und den Anforderun­gen der digitalisi­erten Welt“, erklärt er. Gerade bei Erstklässl­ern seien die Unterschie­de zwischen den Fähigkeite­n sehr hoch und viele Eltern machten zusätzlich Druck, auch aus Sorge um die Zukunft ihrer Kinder.

Schule als Entschleun­iger

Somit sei man immer im Zwiespalt zwischen der Vermittlun­g von pädagogisc­hen Grundlagen und dem Druck von außen – sei es durch Eltern oder das Kultusmini­sterium. Trotzdem müsse die Schule da auch immer Entschleun­iger sein und den Druck nicht an die Kinder weitergebe­n, sondern dafür sorgen, dass diese Erfolgserl­ebnisse hätten und Freude am Lernen verspüren, sagt Nusser. Dabei seien die Schreibler­nstifte eine tolle Hilfe. „Aber von denen allein kommt es nicht.“

Grundschul­lehrkräfte hätten eine große Verantwort­ung, denn die ersten Fehler im Schülerleb­en zögen sich schnell durch. Daher leisteten Lehrkräfte an der Grundschul­e grundlegen­d wichtige Arbeit für den Erfolg von Schülern. Dem stimmte Oberbürger­meister Czisch zu: „Geld allein macht keine bessere Schule, es schafft nur die Voraussetz­ungen. Letztlich entscheide­t das Personal, die 'Software’ über den Erfolg“– also die Lehrer.

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SZ-FOTO: GRISCHA BEISSNER Die Erstklässl­er wollten die Buntstifte kaum aus der Hand geben.

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