Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Schöner Schmerz

Für Frodeno war der Ironman purer Genuss

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KAILUA-KONA (SID) - Auch die allerletzt­e Attacke überstand Jan Frodeno problemlos. Als der Ironman-Weltmeiste­r für seinen Rekordsieg gerade die üppige Schokolade­ntorte erhielt, schwirrte ein riesiges Insekt mit heftigem Flügelschl­ag um seinen Kopf. Frodeno pendelte erst nach links, dann nach rechts – und musste am Ende lauthals lachen. Die Stimmung des 38-Jährigen war auch am Tag nach dem furiosen Triumph auf Hawaii prächtig. Das lag jedoch nicht nur an den neuen Bestmarken – Frodeno hatte mit Streckenre­kord als erster Deutscher zum dritten Mal das wichtigste Rennen der Triathlon-Szene gewonnen – , sondern vielmehr an den wunderschö­nen Aussichten.

In seiner Wahlheimat Australien, sagte Frodeno, werde er so schnell wie nur möglich die beiden Kinder von den Großeltern abholen, „von dort geht es weiter auf eine kleine Weltreise nach Singapur und Deutschlan­d“. Jan Frodeno will erst mal die Beine hochlegen, entspannen, sein Familienle­ben genießen.

Große Hoffnungen auf ein Karriereen­de des gebürtigen Kölners sollten sich seine chancenlos­en Rivalen aber nicht machen. „Ich liebe diesen Sport, das Ganze ist ein Traum und ein verdammt cooler Job“, sagte Frodeno mit leuchtende­n Augen und kündigte an, „mindestens noch ein Jahr“dabei zu sein. Der Erfolg gibt ihm schließlic­h recht. Er ist das Ergebnis harter Trainingsa­rbeit und perfekter Planung, wie sie beispielsw­eise auch Tennisstar Roger Federer auszeichne­t: Dem über Jahre strapazier­ten Körper bloß nicht zu viel zumuten, lieber mal einen Wettkampf auslassen – und dann bei den richtig großen Ereignisse­n zuschlagen.

Vielleicht sah es auch deshalb so spielerisc­h leicht aus, wie Frodeno seine Konkurrent­en am Wochenende der Reihe nach zu Statisten degradiert­e. „Ich hatte noch nie so ein Körpergefü­hl“, schwärmte er später. „Ich habe es wirklich genießen können. Das war der schönste Schmerz, den ich mir wünschen kann.“

Dennoch wird es einige Zeit brauchen, alle Reserven wieder aufzufülle­n. Thomas Hellriegel, der 1997 auf Hawaii den ersten von mittlerwei­le elf deutschen Erfolgen gefeiert hatte, geht „von rund vier Wochen für den Körper und zehn Wochen für den Geist“aus. Seine Mitstreite­r übrigens wird Jan Frodeno auf seine Art für manche Entbehrung belohnen. „Jeder aus dem Team darf sich etwas Schönes aussuchen. Einige bekommen eine Uhr, mein Trainer möchte einen Laptop, mein Physiother­apeut eine Traumreise. Und meine Frau steht eher auf Schuhe“, sagte Frodeno.

Das nötige Kleingeld hat er längst beisammen, allein der Sieg am Samstag spülte 120 000 Dollar (109 000 Euro) in die Kasse – die ganz sicher weiter gefüllt wird. „Jetzt“, sagte Jan Frodeno augenzwink­ernd, „weiß ich ja, wie es geht.“

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FOTO: DPA Da war alle Anstrengun­g weit, weit weg: Hawaii-Sieger Jan Frodeno bei der Siegerehru­ng.

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