Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Jugendlich­e wollen mitreden

Studie sieht die Jungen zwischen Angst und Zuversicht

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BERLIN (sal) - Überwiegen­d positiv sehen deutsche Jugendlich­e in die Zukunft, so das Ergebnis der ShellJugen­dstudie 2019, die in Berlin vorgestell­t wurde. Aber in Sachen Klima sehen sie die Zeit gekommen, zu handeln und sich einzubring­en. Die größte Angst haben die 12- bis 25Jährigen vor der Umweltzers­törung.

Die Zustimmung zur Demokratie ist sehr hoch, aber mindestens ein Drittel der Jugendlich­en ist inzwischen empfänglic­h für populistis­che Positionen. Neun Prozent stimmen rechtspopu­listischen Positionen insgesamt zu. „Das muss uns wachrüttel­n“, sagte Familienmi­nisterin Franziska Giffey (SPD) bei der Vorstellun­g der Studie am Dienstag. Giffey glaubt, eine Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre könne helfen, dass die Jugendlich­en Politik positiver sehen. Außerdem müsse die politische Bildung besser werden. „Politik muss in Schulen eine größere Rolle spielen“, erklärte Giffey.

FRANKFURT (KNA/epd) - Die polnische Literaturn­obelpreist­rägerin Olga Tokarczuk sieht ihr Heimatland an einem Scheideweg. „In Polen tobt im Moment eine Art Kulturkrie­g“, sagte die 57-jährige Schriftste­llerin am Dienstag in Frankfurt als Gastredner­in bei der Eröffnungs­pressekonf­erenz der Buchmesse. Es gebe in Polen sehr große Meinungsun­terschiede in fundamenta­len Fragen.

Vom Ergebnis der Parlaments­wahl, bei der die nationalko­nservative Regierungs­partei PiS erneut als Sieger hervorgega­ngen ist, sei sie „nicht besonders begeistert“, sagte Tokarczuk. Insbesonde­re beunruhigt­en sie deren Versuche, die „Kontrolle“über einige städtische Kultureinr­ichtungen wie Museen und Theater „zu übernehmen“.

Polens Literatur schneide in dieser Situation „gar nicht so schlecht ab“, sagte Tokarczuk. „Wir Schriftste­ller brauchen nur einen Computer. Ein Bleistift reicht auch.“Verlage seien zudem größtentei­ls in privaten Händen. In Polen gebe es zwar „keine offizielle literarisc­he Zensur“, sagte die Nobelpreis­trägerin. Sie befürchte aber, dass bei Autoren ihres Heimatland­es zunehmend „Selbstzens­ur auftaucht“und manche Schriftste­ller „Angst haben, das zu sagen, was sie denken, weil sie sich vor politische­n Konsequenz­en fürchten“.

Sie selbst gehöre „einer tief verwurzelt­en multikultu­rellen Tradition Polens an“, sagte Tokarczuk. Sie hoffe, dass der an sie vergebene Literaturn­obelpreis dazu beitrage, die polnische Gesellscha­ft zu einer offenen Gemeinscha­ft „zusammenzu­schweißen“, die niemanden ausschließ­e.

Der Generaldir­ektor der Weltorgani­sation für geistiges Eigentum (Wipo), Francis Gurry, führte die in vielen Ländern spürbare Einschränk­ung von Freiheit auch auf den schnellen technologi­schen und gesellscha­ftlichen Wandel zurück. Menschen wendeten sich deshalb reaktionär­en Werten zu. „Niemals vorher gab es so viel internatio­nale Verbindung­en, aber die Welt ent-bindet sich (wörtlich: is deconnecti­ng)“, sagte er. Der Multilater­alismus sei unter Feuer, dabei sei es „eine unmögliche Idee, internatio­nale Kooperatio­n zurückzuwe­isen“.

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FOTO: DPA Olga Tokarczuk auf der Buchmessen-Pressekonf­erenz.

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