Mit Löwengebrüll auf die Genossen
Man muss ausholen, um diesen kleinen Text so richtig wirken zu lassen. Denn Christian Ude, Ex-Oberbürgermeister Münchens, Sozialdemokrat, Kabarettist und Löwen-Fan, ist ein Faktotum. Der Mann war nicht einfach von 1993 bis 2014 OB der bayerischen Metropole. Er wurde dreimal gewählt, final mit 66,8 Prozent. Und das, obwohl so mancher Münchner grantelte, dass Ude häufiger auf Mykonos als im Rathaus anzutreffen sei. De facto war er bereits seit 13 Jahren Ehrenbürger der griechischen Insel, als ihm München 2014 diesselbe Auszeichnung zuteilwerden ließ. Kabarettist Ude konnte darüber lachen.
Kein Wunder, dass er ein paar Tage nach der letzten Spitzenkandidatenshow seiner SPD, die im Löwenbräukeller stattfand, passende Worte gefunden hat. Das Schlimmste sei danach der Satz „Die SPD lebt“gewesen. „So berichtet man eigentlich nur über Komapatienten auf der Intensivstation, wenn sie unverhofft mit einem Auge zwinkern“, so Ude. So böse wäre „Unterm Strich“niemals! Aber Genosse Ude kennt sich als Fan des TSV 1860 München mit schwindendem Ruhm auch viel besser aus. Denn die Löwen sind die FußballSozis: 1965 im Europapokalfinale, 1966 Deutscher Meister – danach wurde es finster. Einem Zwischenhoch mit ungeliebtem Chef – Wildmoser, dem Löwen-Schröder – folgte der Niedergang. Das gemeinsame Stadion mit dem FC Bayern – die rotblaue Fußball-GroKo – bekam Sechzig gar nicht. Aber egal: 1860 lag schon häufiger im Koma als die SPD. Nun spielt man wieder in Liga 3. Gewiss wollte Ude den Seinen nur Mut machen. Augenzwinkernd.