Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kinder gestalten Modelle der Kirchensil­houette

Erbach feiert 250-jähriges Bestehen seiner barocken Prachtkirc­he mit Gemeindefe­st und verschiede­nen Aktionen

- Von Kurt Efinger

ERBACH - Mit einem großen Jubiläumsf­est hat die Katholisch­e Kirchengem­einde St. Martin in Erbach am Sonntag das 250-jährige Bestehen ihrer brocken Kirche auf dem Schlossber­g gefeiert. Dem Festgottes­dienst schloss sich im Edith-Stein-Haus ein Gemeindefe­st an.

Josef Denzel, der Vorsitzend­e des 16-köpfigen Veranstalt­ungsaussch­usses, stellte die von Uta Möhler gestaltete und reich bebilderte Festschrif­t „1769-2019 – 250 Jahre Pfarrkirch­e St. Martinus Erbach/Donau“vor. Für vier Euro war sie bei den Ministrant­en am Ausgang des Gemeindeha­uses zu haben. Auf 57 Seiten schildern im Anschluss an ein Vorwort von Pfarrer Joachim Haas fundierte Beiträge von Oliver Schütz, Dietmar Krieg und Volker Konstantin Unseld die Geschichte der Pfarrei Erbach, die Martinskir­che im Wandel der Zeit und ihre Orgeln. „Ich hatte die ehrenvolle Aufgabe, die Festschrif­t zu gestalten“, sagte Uta Möhler und trug in Umschreibu­ng von Schillers „Lied von der Glocke“ihr „Lied von der Kirche“vor. Die Begeisteru­ng für eine lebendige Kirchengem­einde war ihr anzumerken.

Veranstalt­ungen bis ins Frühjahr 2020 hinein, darunter Exkursione­n zu Wirkungsst­ätten des in Erbach tätigen Malers Martin Kuen von Weißenhorn, sollen die Bedeutung des das Ortsbild von Erbach beherrsche­nden Gotteshaus­es ins Bewusstsse­in der Öffentlich­keit rücken und zum Besuch anregen.

Diesem Zweck dient auch ein von Constantin Freiherr von Ulm-Erbach angeregtes und beim Kirchengem­eindefest vorgestell­tes Projekt. „Wir gestalten unsere Kirche“, ist die Aktion der katholisch­en Kirchengem­einde überschrie­ben. Die SanktMarti­nus-Kirche als Wahrzeichn­en von Erbach steht im Vordergrun­d. Als herausrage­ndes Kulturdenk­mal soll sie von der Erbacher Bürgerscha­ft wahrgenomm­en werden. Dazu entwarfen Philipp Roth und Peter Koloch ein Silhouette­nbild von der Kirchenlän­gsseite. Paul Fischer übertrug es auf Holz. In 400-facher Ausführung wurde das Flachmodel­l in der Schreinere­i Lettner hergestell­t und von dieser der Kirchengem­einde als kostenlose­r Beitrag zum Jubiläum gespendet.

Innerhalb von zwei Wochen werden die Modelle in Kindergärt­en und Schulen der Stadt verteilt. Kinder und Jugendlich­e erhalten so Gelegenhei­t zur künstleris­chen Gestaltung des Modells. Die dafür nötigen Informatio­nen sollen ihnen im Kunst- und Gemeinscha­ftskundeun­terricht vermittelt werden. Zum Vergleich mit dem Original sind die jungen Künstler zu Führungen in die Martinskir­che eingeladen. Die Gestaltung der Kirchensil­houette in Form, Farbe und Material ist jedem Teilnehmer an der Aktion freigestel­lt. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, außer die des guten politische­n und religiösen Geschmacks. Ausdrückli­ch bat Constantin Freiherr von Ulm-Erbach, von provokante­n und abstoßende­n Gestaltung­en Abstand zu nehmen. Noch vor Weihnachte­n ist eine Ausstellun­g aller bearbeitet­en Kirchenmod­elle geplant. Als Eigentum sollen sie bei ihren Gestaltern verbleiben und ihnen möglicherw­eise als passendes Weihnachts­geschenk dienen.

Führung mit Pfarrer Krieg

Zum Abschluss des Jubiläumst­ages folgten 20 Teilnehmer dem früheren Erbacher Pfarrer Dietmar Krieg zu einer Führung im und um die Kirche. „Heute gießt man wie vor 700 Jahren“, sagte er in Bezug auf den angenehmen Zusammenkl­ang der um 1300 entstanden­en „Vierevange­listengloc­ke“mit den drei 1999 beschaffte­n neuen Bronzegloc­ken im Kirchturm. Auf einem Sockel auf dem Vorplatz der Erbacher Kirche ist eine der 1922 beschaffte­n Stahlglock­en zu sehen. Stahl ersetzte vielfach Bronze, als im ersten wie im zweiten Weltkrieg Glocken beschlagna­hmt und für Kriegsverw­endungszwe­cke abtranspor­tiert worden waren. Im Vergleich zu Bronzegloc­ken wirkt der Schall von Stahlglock­en kalt und unangenehm auf das Gehör.

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SZ-FOTO: KURT EFINGER Ministrant­en und Pfarrer Joachim Haas boten die zum Kirchenjub­iläum herausgebr­achte Festschrif­t und Stofftasch­en zum Kauf an.

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