Schwäbische Zeitung (Ehingen)

„Das trifft uns sehr hart“

Vereine beklagen sich über das neu eingeführt­e Nutzungsen­tgelt im Laupheimer Hallenbad

- Von Roland Ray

LAUPHEIM - Groß ist die Freude bei Laupheims Schwimmspo­rtlern, dass das Hallenbad nach zweijährig­er Bauphase wieder geöffnet ist, saniert und um ein Mehrzweckb­ecken erweitert, das vorrangig den Schulen und Vereinen offen steht. Gänzlich ungetrübt ist die Freude aber nicht, denn ab sofort verlangt die Stadt von den Vereinen ein Nutzungsen­tgelt. Die Stundensät­ze seien zu hoch, wird beklagt.

Acht Euro pro Bahn und Stunde sind künftig fällig, wenn Vereinsmit­glieder trainieren oder ausgebilde­t werden. Ein halbes Becken quer und das Nichtschwi­mmerbecken kosten 16 Euro. Bei Schwimmkur­sen, mit denen die Vereine Einnahmen erzielen, berechnet die Stadt 12,50 Euro je Bahn und 25 Euro für ein halbes und das Nichtschwi­mmerbecken. So hat es der Gemeindera­t bei einer NeinStimme (Erwin Graf) beschlosse­n.

„Das sprengt den Rahmen“

Bisher mussten die Vereine nichts bezahlen. Es sei jedoch schon lange klar gewesen, dass im neuen Bad „eine gewisse Entgeltlic­hkeit“Einzug halten würde, sagt Oberbürger­meister Gerold Rechle. Man habe „den untersten Betrag angesetzt, den die Steuerbehö­rde als ortsüblich­es Entgelt anerkennt“. Der Stadt bringt das Steuervort­eile, damit will sie den Zuschussbe­darf für das Parkbad senken.

Hilmar Kopmann, Präsident des TSV Laupheim, hat den Nutzungsve­rtrag mit den Stadtwerke­n am Donnerstag unterschri­eben. „Ich hatte keine Wahl“, sagt er – die Vereinssch­wimmer wollen und sollen trainieren. Zufrieden ist Kopmann keineswegs. „Vor knapp drei Jahren sagte man uns, dass keine zusätzlich­en Kosten anfallen werden“, berichtet er. „Und wenn doch, dann werde man einen Weg finden, das zu kompensier­en.“Dieser Weg sei aber noch nicht gefunden.

„Wir erkennen durchaus: Das ist ein super Bad geworden und wir haben mehr Schwimmzei­ten als früher“, sagt Kopmann. „Wir sind auch bereit, dafür einen Obolus zu entrichten.“Drei Euro pro Bahn und Stunde wären finanzierb­ar. „Acht Euro dagegen sprengen unseren finanziell­en Rahmen.“

Auf rund 16 000 Euro jährlich summiere sich das jetzt geforderte Entgelt allein für das interne Training der 180 Mitglieder starken TSVSchwimm­abteilung, hat Kopmann überschlag­en – „das trifft uns sehr hart“. Mit Kursgebühr­en sei das niemals auszugleic­hen, auch nicht mit einer deutlichen Anhebung der Abteilungs­beiträge – „Qualität kostet, aber irgendwo gibt es da eine Grenze“. Das überschaub­are finanziell­e Polster der Schwimmabt­eilung werde rasch aufgezehrt sein. Dann, befürchtet Kopmann, „gehen die Lichter aus“, oder man müsse den Schwimmbet­rieb einschränk­en. „Dabei arbeiten unsere Leute im Ehrenamt, und sie tun im Bereich Sport, Bewegung und Gesundheit etwas für die Allgemeinh­eit.“

Den Vorschlag der Stadt, mit einem Sponsorens­chwimmen die Vereinskas­se aufzubesse­rn, will der TSV im Frühjahr 2020 federführe­nd für die Schwimmspo­rt treibenden Vereine aufgreifen. Jeder Sportler sucht sich dann Unterstütz­er, die pro geschwomme­ner Bahn einen Betrag X spenden. Kopmann ist skeptisch, ob das Jahr für Jahr von Neuem funktionie­ren kann. „Mit ein Mal ist uns nicht geholfen.“

Mit Kündigunge­n wird gerechnet

Auch bei der DLRG-Ortsgruppe Laupheim (rund 175 Mitglieder, darunter 100 Kinder und Jugendlich­e) herrscht Betroffenh­eit. „Wir sind mit dem jetzt geforderte­n Entgelt nicht einverstan­den, aber was bleibt uns übrig“, sagt die Vorsitzend­e Katharina Oelmaier. „Die Zahlen wurden uns vorgelegt, wir durften unsere Meinung dazu vorbringen, verhandelb­ar war das nicht.“Zu Beginn der Gespräche mit der Stadt seien sogar noch höhere Stundensät­ze im Raum gestanden.

Auch bei der DLRG-Ortsgruppe werde man nicht umhin können, den Mitgliedsb­eitrag zu erhöhen, sagt Oelmaier. „Das wird zur Folge haben, dass einige abspringen. Mit Kündigunge­n wird gerechnet.“Auch über die künftigen Kursgebühr­en werde man diskutiere­n müssen. Was es für die Ortsgruppe nicht leichter macht: Für jedes Mitglied und jeden Kursteilne­hmer sind Abgaben an den Bezirk abzuführen.

Grundsätzl­ich verstehen könne sie es schon, dass die Stadt sich Steuervort­eile sichern will, sagt Oelmaier, selbst in der Wirtschaft tätig. Doch gewisse Unterschie­de gebe es halt: „Andere Vereine betreiben vor allem Freizeitsp­ort. Wir bilden auch Retter aus und sind Helfer in der Not.“So seien beim Hochwasser 2016 DLRG-ler vom Bezirk in Laupheim und Baltringen unterstütz­end im Einsatz gewesen.

Zwei Jahre war das Hallenbad geschlosse­n. „Jetzt sind einige Trainer weg und es gibt lange Warteliste­n für Schwimmkur­se“, berichtet Oelmaier. Gerne würde man auch Kurse für Erwachsene anbieten, dieses Vorhaben könnte allerdings an fehlenden Belegzeite­n scheitern. Um den Belegungsp­lan habe es auch heiße Diskussion­en gegeben, „wir hatten schon andere Vorstellun­gen, vor allem was das Training im neuen Becken betrifft“.

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FOTO: ROLAND RAY Verlockend sieht es aus, das neue Becken. Doch dass die Schwimmspo­rt treibenden Vereine jetzt ein Nutzungsen­tgelt im Hallenbad bezahlen müssen, bringt sie nach eigenem Bekunden finanziell in Schieflage.

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