„Das trifft uns sehr hart“
Vereine beklagen sich über das neu eingeführte Nutzungsentgelt im Laupheimer Hallenbad
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LAUPHEIM - Groß ist die Freude bei Laupheims Schwimmsportlern, dass das Hallenbad nach zweijähriger Bauphase wieder geöffnet ist, saniert und um ein Mehrzweckbecken erweitert, das vorrangig den Schulen und Vereinen offen steht. Gänzlich ungetrübt ist die Freude aber nicht, denn ab sofort verlangt die Stadt von den Vereinen ein Nutzungsentgelt. Die Stundensätze seien zu hoch, wird beklagt.
Acht Euro pro Bahn und Stunde sind künftig fällig, wenn Vereinsmitglieder trainieren oder ausgebildet werden. Ein halbes Becken quer und das Nichtschwimmerbecken kosten 16 Euro. Bei Schwimmkursen, mit denen die Vereine Einnahmen erzielen, berechnet die Stadt 12,50 Euro je Bahn und 25 Euro für ein halbes und das Nichtschwimmerbecken. So hat es der Gemeinderat bei einer NeinStimme (Erwin Graf) beschlossen.
„Das sprengt den Rahmen“
Bisher mussten die Vereine nichts bezahlen. Es sei jedoch schon lange klar gewesen, dass im neuen Bad „eine gewisse Entgeltlichkeit“Einzug halten würde, sagt Oberbürgermeister Gerold Rechle. Man habe „den untersten Betrag angesetzt, den die Steuerbehörde als ortsübliches Entgelt anerkennt“. Der Stadt bringt das Steuervorteile, damit will sie den Zuschussbedarf für das Parkbad senken.
Hilmar Kopmann, Präsident des TSV Laupheim, hat den Nutzungsvertrag mit den Stadtwerken am Donnerstag unterschrieben. „Ich hatte keine Wahl“, sagt er – die Vereinsschwimmer wollen und sollen trainieren. Zufrieden ist Kopmann keineswegs. „Vor knapp drei Jahren sagte man uns, dass keine zusätzlichen Kosten anfallen werden“, berichtet er. „Und wenn doch, dann werde man einen Weg finden, das zu kompensieren.“Dieser Weg sei aber noch nicht gefunden.
„Wir erkennen durchaus: Das ist ein super Bad geworden und wir haben mehr Schwimmzeiten als früher“, sagt Kopmann. „Wir sind auch bereit, dafür einen Obolus zu entrichten.“Drei Euro pro Bahn und Stunde wären finanzierbar. „Acht Euro dagegen sprengen unseren finanziellen Rahmen.“
Auf rund 16 000 Euro jährlich summiere sich das jetzt geforderte Entgelt allein für das interne Training der 180 Mitglieder starken TSVSchwimmabteilung, hat Kopmann überschlagen – „das trifft uns sehr hart“. Mit Kursgebühren sei das niemals auszugleichen, auch nicht mit einer deutlichen Anhebung der Abteilungsbeiträge – „Qualität kostet, aber irgendwo gibt es da eine Grenze“. Das überschaubare finanzielle Polster der Schwimmabteilung werde rasch aufgezehrt sein. Dann, befürchtet Kopmann, „gehen die Lichter aus“, oder man müsse den Schwimmbetrieb einschränken. „Dabei arbeiten unsere Leute im Ehrenamt, und sie tun im Bereich Sport, Bewegung und Gesundheit etwas für die Allgemeinheit.“
Den Vorschlag der Stadt, mit einem Sponsorenschwimmen die Vereinskasse aufzubessern, will der TSV im Frühjahr 2020 federführend für die Schwimmsport treibenden Vereine aufgreifen. Jeder Sportler sucht sich dann Unterstützer, die pro geschwommener Bahn einen Betrag X spenden. Kopmann ist skeptisch, ob das Jahr für Jahr von Neuem funktionieren kann. „Mit ein Mal ist uns nicht geholfen.“
Mit Kündigungen wird gerechnet
Auch bei der DLRG-Ortsgruppe Laupheim (rund 175 Mitglieder, darunter 100 Kinder und Jugendliche) herrscht Betroffenheit. „Wir sind mit dem jetzt geforderten Entgelt nicht einverstanden, aber was bleibt uns übrig“, sagt die Vorsitzende Katharina Oelmaier. „Die Zahlen wurden uns vorgelegt, wir durften unsere Meinung dazu vorbringen, verhandelbar war das nicht.“Zu Beginn der Gespräche mit der Stadt seien sogar noch höhere Stundensätze im Raum gestanden.
Auch bei der DLRG-Ortsgruppe werde man nicht umhin können, den Mitgliedsbeitrag zu erhöhen, sagt Oelmaier. „Das wird zur Folge haben, dass einige abspringen. Mit Kündigungen wird gerechnet.“Auch über die künftigen Kursgebühren werde man diskutieren müssen. Was es für die Ortsgruppe nicht leichter macht: Für jedes Mitglied und jeden Kursteilnehmer sind Abgaben an den Bezirk abzuführen.
Grundsätzlich verstehen könne sie es schon, dass die Stadt sich Steuervorteile sichern will, sagt Oelmaier, selbst in der Wirtschaft tätig. Doch gewisse Unterschiede gebe es halt: „Andere Vereine betreiben vor allem Freizeitsport. Wir bilden auch Retter aus und sind Helfer in der Not.“So seien beim Hochwasser 2016 DLRG-ler vom Bezirk in Laupheim und Baltringen unterstützend im Einsatz gewesen.
Zwei Jahre war das Hallenbad geschlossen. „Jetzt sind einige Trainer weg und es gibt lange Wartelisten für Schwimmkurse“, berichtet Oelmaier. Gerne würde man auch Kurse für Erwachsene anbieten, dieses Vorhaben könnte allerdings an fehlenden Belegzeiten scheitern. Um den Belegungsplan habe es auch heiße Diskussionen gegeben, „wir hatten schon andere Vorstellungen, vor allem was das Training im neuen Becken betrifft“.