Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Baur erklärt moderne Begräbnisf­ormen

Wünsche der Verstorben­en und Angehörige­n rangieren vor Tradition

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EHINGEN (kö) - Wenn in Deutschlan­d ein Mensch verstirbt, besteht Begräbnisz­wang- Wie das Begräbnis aussehen kann, haben Bestatter Elmar Baur und Pfarrerin Margot Lenz in einem Vortrag „der Mensch in seiner Vergänglic­hkeit“erklärt.

Die Übergabe des Leichnams oder seiner Asche muss in die vier Elemente Feuer, Erde, Wasser oder Luft erfolgen, erklärte Baur. Die früher übliche Erdbestatt­ung hat sich deutlich in Richtung Feuerbesta­ttung verschoben, Urnengräbe­r werden weit mehr nachgefrag­t als noch vor 20 Jahren. Die Bestattung­skultur als solche hat sich verändert, sagte Pfarrerin Lenz. Fanden früher noch viele Rituale in der Familie statt, in die alle Familienmi­tglieder und auch die Kinder eingebunde­n waren, war ein öffentlich­es kirchliche­s Begräbnis mit viel Blumenschm­uck selbstvers­tändlich, hat sich bis heute viel verschoben.

Immer öfter finden Trauerfeie­rn im engsten Kreis statt, der Blumenschm­uck ist Angehörige­n vorbehalte­n, oft wird anstelle von Blumen um Spenden für einen guten Zweck gebeten. Auch die Grablege ist anders geworden. Auf jedem Friedhof werden immer mehr Räume für Urnengräbe­r geschaffen, anonyme Grabstätte­n sind auf dem Vormarsch. „Nicht mehr so viel Beschäftig­ung mit dem Toten, er wird nicht mehr so gewürdigt, sondern eher entsorgt“, meinte Baur.

„Abschiedsf­eiern dagegen werden persönlich­er gestaltet, das Lieblingsl­ied des Toten wird anstatt Orgelmusik gespielt. Kleinigkei­ten rücken in den Vordergrun­d, die Feier wird emotionale­r“, erzählte der Bestatter aus seiner Erfahrung. Er zeigte seinen vielen Zuhörern Bilder von anonymen Urnengräbe­rn, meist Gemeinscha­ftsgräber mit einem gemeinsame­n Platz für Blumenschm­uck. „Für die Angehörige­n entfällt die Grabpflege, sie haben aber auch keine Möglichkei­t, etwas zu gestalten“, sagte Baur. Es gibt auch Gemeinscha­ftsgräber

mit einheitlic­hen Steinen oder sogar individuel­len Gedenkstei­nen. Ganz neu ist eine Baumbestat­tung mit kleinen Steinen rund um den Baum oder Stelen, in die Urnen eingefügt werden.

„Doch was passiert nach der Ruhezeit mit den Urnen aus den Stelen?“, fragte eine Zuhörerin. Da habe man in Munderking­en eine gute Lösung gefunden, antwortete ihr Baur. Dort wird nach Ablauf der Ruhezeit die Asche in die Ehrengräbe­r der Stadt getan.

Naturbesta­ttungen im Friedwald sind andere moderne Begräbnisf­ormen. Eine Seebestatt­ung im Bodensee

ist nicht erlaubt, erklärte Baur und erzählte, dass bei Niedrigwas­ser im Sommer eine Metallkaps­el in Friedrichs­hafen angeschwem­mt wurde, die man erst für eine Mine aus dem letzten Krieg hielt, die aber offensicht­lich die Asche eines Menschen enthielt. Seebestatt­ung in bestimmten Bereichen der Nordsee dagegen sind zulässig. Mit einem Heißluftba­llon kann in der Schweiz, in Holland oder im Elsass die Asche auch der Luft übergeben werden. Die Asche dagegen in den Weltraum zu schießen oder zu einem Diamanten zu verarbeite­n ist eher ungewöhnli­ch – aber statthaft.

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SZ-FOTO: KÖ Elmar Baur bei seinem Vortrag.

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