Erster Arbeitseinsatz für die gute Sache
Obermarchtals Bürgermeister und viele weitere engagieren sich für „Das Land hilft“
GOBERMARCHTAL - Der Landwirtschaft drohen aufgrund der aktuellen Krise enorme Ernteausfälle. Der Grund: Es fehlen Saisonarbeiter aus dem Ausland, die nicht einreisen dürfen. Die Initiative „Das Land hilft“möchte Landwirte mit potenziellen Arbeitskräften zusammenbringen und hat deshalb vergangene Woche eine Onlineplattform freigeschaltet. Mehr als 36 000 Inserate wurden in den vergangenen Tagen bereits geschaltet, auch im Raum Munderkingen bieten Bürger ihre Hilfe an. Unter ihnen ist Obermarchtals Bürgermeister Martin Krämer, der am Wochenende bereits seinen ersten Arbeitseinsatz hatte.
Ziel der Plattform „Das Land hilft“ist es, Hilfsangebote und Bedarf zusammenzubringen. Initiator ist der Bundesverband er Maschinenringe mit dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) als Kooperationspartner. Auf der Plattform können sowohl Suchende als auch Bietende Inserate aufgeben. Im Moment liegt der Schwerpunkt der Inserate auf Aushilfen im Hopfenbau und auf Spargelbetrieben. Aber auch Milchviehbetriebe suchen vereinzelt Aushilfen. „Durch die umfangreichen Schließungen von Gastronomieund
Einzelhandelsbetrieben können viele Menschen gerade nicht arbeiten. Gleichzeitig fehlen in der Landwirtschaft tausende Arbeitskräfte, weil wichtige Saisonarbeiter aus der EU wahrscheinlich ausfallen werden. Wir müssen hier alle Kräfte bündeln und die Menschen zusammenbringen“, erklärt der Präsident der Maschinenringe, Leonhard Ost, die Idee in einer Pressemitteilung. „Wenn in der Landwirtschaft helfende Hände fehlen, dann geht uns das alle an. Wer in der Landwirtschaft helfen kann und will, sollte das deshalb tun und damit auch Geld verdienen können. Jeder kann einen Beitrag leisten“, wird die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, zitiert.
Auch Martin Krämer wollte seinen Beitrag leisten, weshalb er sich sofort bei der Plattform anmeldete, als er davon erfuhr. Auf seine Anfragen bei diversen Landwirten, die helfende Hände suchen, meldete sich Ende vergangener Woche dann schnell ein bäuerlicher Betrieb vom Bodensee. „Ihnen fehlen drei Arbeitskräfte, sie sind leider nicht mehr über die Grenze gekommen“, erklärt Martin Krämer.
Acht Stunden lang übernahm er deshalb am Samstag das „Zäunen“: „Wir haben Zäune errichtet und ausgebessert“, berichtet der Bürgermeister. Zwar werden die Personen, die auf der Plattform „Das Land hilft“ihre Hilfe anbieten, auch bezahlt. Seinen Lohn behielt Krämer jedoch am Ende nicht in der eigenen Tasche: „Meinen Verdienst werde ich für Schutzkleidung Spenden und zwar 50/50. Die eine Hälfte geht an den Allgemeinmediziner Hudek in Obermarchtal und die andere Hälfte geht an das Krankenhaus in Ehingen. Falls es ein krummer Betrag wird, stocke ich selbst auf den nächsten Hunderter auf.“
Für den Bürgermeister ist der Einsatz am Wochenende neben seiner eigentlichen Arbeit im Rathaus unter der Woche selbstverständlich. „Mein Motto war schon immer 'Taten statt Worte’ sprechen zu lassen. Wir erwarten alle, dass regionale Produkte in den Regalen verfügbar sind, aber wenn jetzt keiner hilft, kommt auch nichts in den Läden an. Mal ganz vom Schaden der heimischen Landwirte abgesehen“, erklärt der Bürgermeister, der auch einen ganz persönlichen Nutzen aus den Einsätzen zieht: „Was eignet sich besser als Ersatz für das Fitnessstudio als sich körperlich an der frischen Luft zu betätigen.“