Schwierige Zeiten für SHW
Schwäbischer Automobilzulieferer rechnet mit Einbußen durch Corona-Krise
GRAVENSBURG - Auf ein herausforderndes Jahr folgt ein schwieriges. So lässt sich die Unternehmensentwicklung beim Automobilzulieferer SHW aus Aalen (Ostalbkreis) mit Standorten in Bad Schussenried (Kreis Biberach), Tuttlingen und Neuhausen ob Eck (Kreis Tuttlingen) zusammenfassen. Während im vergangenen Jahr die Strukturschwäche der gesamten Autoindustrie angesichts der Abkehr vom Verbrennungsmotor oder auch der Handelskonflikte und des Brexit für Unsicherheiten sorgte, muss sich das Unternehmen in diesem Jahr gegen das Coronavirus und dessen massive wirtschaftliche Folgen behaupten.
Der Zulieferer SHW, Spezialist für Ölpumpen, Bremsscheiben und Motorkomponenten und Nachfolger der 1365 gegründeten Schwäbischen Hüttenwerke, erwirtschaftete 2019 ein leichtes Umsatzplus von 2,7 Prozent auf 432 Millionen Euro. Jedoch war das Unternehmen ursprünglich von einem Umsatz von 440 Millionen Euro bis 480 Millionen Euro ausgegangen. Das teilt das Unternehmen in seinem am Dienstag veröffentlichten Geschäftsbericht mit. Der operative Gewinn lag 2019 bei 41,5 Millionen Euro (Vorjahr: 31,3 Millionen), die operative Umsatzrendite mit 9,6 Prozent im Zielkorridor von 8,5 und 10,0 Prozent.
Unter dem Strich stand ein Nettogewinn von 9,9 Millionen Euro (Vorjahr 3,1 Millionen Euro), entsprechend einem Ergebnis von 1,54 Euro je Aktie. Schon im Februar hatte das Unternehmen angekündigt, die Dividendenausschüttungen zusammenzustreichen. Nur vier Cent pro Aktie sollen an die Aktionäre fließen. Dies wurde im aktuellen Geschäftsbericht noch einmal bestätigt. Damit gibt SHW die bisherige Dividendenpolitik auf, die vorsah, 30 bis 40 Prozent des Nettogewinns auszuzahlen. Die verkürzte Dividende ist laut Konzern wichtig, um die Transformation in der Automobilindustrie durch notwendige Investitionen zu unterstützen.
Der größte Geschäftsbereich Pumpen und Motorkomponenten erzielte nach Unternehmensangaben einen Umsatz von 313 Millionen Euro und blieb damit auf Vorjahresniveau. Eine rückläufige Entwicklung im Inland sei durch ein Plus bei
Umsatz- und Ergebnisbeiträgen der ausländischen Tochtergesellschaften aufgefangen worden. Der Geschäftsbereich Bremsscheiben habe mit einem Umsatz von 119,6 Millionen Euro annähernd den ursprünglichen Zielkorridor von 120 Millionen Euro bis 125 Millionen Euro erreicht.
SHW konnte viele Ziele im vergangenen Jahr trotz Herausforderungen also noch erreichen, in diesem Jahr kann es ganz anders aussehen: Leider habe das Jahr 2020 mit dem Auftauchen des Coronavirus gleich mit einem Schock begonnen, schreiben Konzernchef Wolfgang Plasser und Finanzchef Thomas Karazmann im Geschäftsbericht. „Für den SHWKonzern erwarten wir, dass aufgrund der Produktionsstopps unserer Kunden abnehmende Auftragseingänge zu verzeichnen sein werden und die Umsatzerlöse für alle Produkte in unserem gesamten Absatzgebiet – je nach Dauer und Intensität der Epidemie – aufgrund verminderter Produktion gegenüber dem Geschäftsjahr 2019 rückläufig sein könnten.“
Das Unternehmen reagiere auf die angekündigten Produktionseinschränkungen seiner Kunden mit vorübergehender Kurzarbeit, teilt eine Sprecherin mit, „zur Sicherung der Liquidität unseres Unternehmens“. Eine Werksschließung sei derzeit aber nicht geplant. Wie die Kurzarbeit an den jeweiligen Standorten jedoch gestaltet wird, stehe noch nicht fest. „Wir befinden uns derzeit in der Vorbereitung“, teilt die Sprecherin mit.
SHW beschäftigt an weltweit neun Standorten rund 1600 Mitarbeiter. Bereits seit einigen Jahren versucht das Unternehmen wieder auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zurückzufinden. Ziel ist es, sich globaler aufzustellen und größere Aufträge aus der Autoindustrie kostengünstiger bewältigen zu können. 2019 war SHW um Kosten zu sparen, vom regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse in den Freiverkehr der Börse München gewechselt.