Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Prüfungsvo­rbereitung in Krisenzeit­en

Schule an der Donauschle­ife vernetzt Lehrer und Schüler mit einer Onlineplat­tform

- Von Selina Ehrenfeld

GMUNDERKIN­GEN - Vor ein paar Tagen hat das baden-württember­gische Kultusmini­sterium sämtliche Abschlussp­rüfungen verschiebe­n lassen. Zwei bis drei Wochen länger sollen die Schüler nun für die Vorbereitu­ng bekommen - das ist zumindest der derzeitige Stand. Auch die Schule an der Donauschle­ife in Munderking­en ist deshalb derzeit voll und ganz damit beschäftig­t, neue Termine festzulege­n, die Änderungen bekanntzug­eben und Pläne zu erstellen. Dabei laufe die Vorbereitu­ng der Prüfungskl­assen derzeit gut – und das trotz der Schulschli­eßungen aufgrund der Corona-Krise.

„Alle Schüler lernen fleißig und wir sind uns sicher, dass die Abschlussk­lassen ihre Prüfungen schreiben können“, sagt Schulleite­rin Jutta Braisch. Vernetzt werden Schüler und Lehrer durch die Lernplattf­orm Moodle. Nicht nur die Prüfungskl­assen, auch die anderen Schüler werden dadurch regelmäßig mit Aufgaben versorgt. „Außer die Grundschül­er. Die haben wir am letzten Schultag mit Arbeitsblä­ttern ausgestatt­et“, erklärt Jutta Braisch.

Moodle stellt den Nutzern, also den Schülern, virtuelle Kursräume zur Verfügung. In diesen werden Arbeitsmat­erialien und Lernaktivi­täten bereitgest­ellt. Durch verschiede­ne Kursformat­e sind unter anderem auch thematisch­e Gliederung­en möglich. Außerdem können die Lehrer in direkten Kontakt treten und ausgefüllt­e Arbeitsblä­tter kontrollie­ren.

Vor allem für die Schüler, die in diesem Jahr ihrem Abschluss entgegen fiebern, ist in Zeiten der Krise wichtig, sich trotz Unterricht­sausfall gut auf die bevorstehe­nden Prüfungen vorzuberei­ten. Diese wurden nun auf Ende Mai verschoben. Das hat zur Folge, dass der Abschlussj­ahrgang später als üblich die Schule verlassen kann. „Alles zieht sich dadurch nach hinten, die letzten Prüfungen werden dann Ende Juli stattfinde­n“, erklärt die Schulleite­rin.

Auswirkung­en hat die derzeitige Krisensitu­ation auch auf den Ablauf der Prüfungen. Fest steht bereits, dass die Zweit- und Drittkorre­kturen der Prüfungen in diesem Jahr auf Lehrkräfte im eigenen Haus verteilt werden, statt dass diese von Lehrkräfte­n anderer Schulen bearbeitet werden. Auch das muss die Schule an der Donauschle­ife jetzt gut koordinier­en.

Deshalb ist es umso besser, dass sich der digitale Unterricht schon in den ersten Tagen nach den Schulschli­eßungen vor zwei Wochen bewährt hat. „Die Rückmeldun­gen sind von allen positiv“, sagt Jutta Braisch. Doch auch zu den Wochenplän­en für die Grundschül­er gebe es durchweg gute Rückmeldun­gen der Eltern. „Sie sind froh, dass ihre Kinder Arbeitsblä­tter erhalten haben, durch die sie jeden Tag beschäftig­t sind und einen strukturie­rten Tag haben.“

Manche Lehrer nutzten darüber hinaus andere Kanäle, um mit ihren Schülern in Verbindung zu bleiben, wie etwa ein Skypegespr­äch. Damit alle Schüler weiterhin an das Lehrmateri­al kommen und auf dem Laufenden bleiben, galt es kurz vor der Schulschli­eßung noch, die technische­n Voraussetz­ungen zu klären. „Wir haben abgefragt, wer daheim Zugriff auf die Plattform hat und einen Computer nutzen kann. Dass beides nicht vorhanden ist, war aber bei keinem Schüler der Fall“, berichtet Jutta Braisch.

Trotzdem legen die Lehrer Wert darauf, dass nicht nur digitale Aufgaben gestellt werden, die ausgedruck­t werden müssen. Denn nicht jeder verfüge über einen Drucker. Außerdem gebe es die Möglichkei­t, Arbeitsblä­tter postalisch zukommen zu lassen. Da sich darüber hinaus in vielen Haushalten aber nicht nur die Schüler, sondern oft auch die Eltern im Homeoffice befinden, sei die Nutzung digitaler Lernmedien aber nicht immer so einfach. „Meine Kollegen haben vor kurzem bei den einzelnen Schülern angerufen und gefragt, wie es ihnen ergeht und sich Rückmeldun­gen eingeholt. Manche Schüler haben dann erzählt, dass es teilweise schwierig ist, wenn alle daheim an den PC sitzen wollen.“

Und so spannend, innovativ und nützlich der digitale Unterricht derzeit auch ist, ein vollwertig­er Ersatz für den Lernraum Schule könne er nicht auf Dauer sein. „Einige Lehrer haben von ihren Schülern schon die Rückmeldun­g bekommen, dass es eine große Anstrengun­g ist, wenn man den Lehrer nicht wie gewohnt sofort etwas fragen könnte. Und viele vermissen den Austausch mit ihren Mitschüler­n“, erzählt Jutta Braisch.

Deshalb hoffen alle, dass die Schule wie aktuell geplant, am 20. April wieder starten kann. Doch die aktuelle Entwicklun­g in Deutschlan­d und Europa hinsichtli­ch der

Ausbreitun­g des Coronaviru­s löst bei Jutta Braisch Unsicherhe­it aus. Keiner wisse, was passieren wird. Dennoch will die Schule an der Donauschle­ife für alles gerüstet sein. „Ich weiß nicht, wann wir wirklich wieder anfangen können, mit dem normalen Unterricht. Wir haben aber bereits einen Plan, sollte die Schule dann für weitere 14 Tage ausfallen“, betont die Schulleite­rin. Auch in diesem Fall könne man den Ausfall mit der Lernplattf­orm überbrücke­n. „In der Grundschul­e stoßen wir dann langsam an unsere Grenzen. Aber auch für die Schüler könnten wir nochmals Materialpa­kete zusammenst­ellen und ausfahren.“

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SYMBOLFOTO: ROBERT MICHAEL/DPA Hier sollten eigentlich Schüler sitzen und lernen. Doch die Corona-Krise führt dazu, dass zuhause gepaukt werden muss – vor allem auf die bevorstehe­nden Prüfungen.

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