Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Verträge sind einzuhalte­n

- Von Sebastian Borger ●» politik@schwaebisc­he.de

B● oris Johnsons Slogan aus dem vergangene­n Jahr ist in Großbritan­nien noch immer in aller Munde: „Lasst uns den Brexit durchziehe­n. Dem Wahlvolk versprach der Premiermin­ister, er habe eine „ofenfertig­e“Vereinbaru­ng mit Brüssel, alles werde gut. Neun Monate nach seinem klaren Wahlsieg entpuppen sich die schönen Worte als ebenso verlogen wie einst die Artikel des hochbezahl­ten Journalist­en oder die Behauptung des zunehmend der Inkompeten­z verdächtig­ten Regierungs­chefs, sein Land sei bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie „weltweit führend“.

In Wirklichke­it weist Großbritan­nien bezogen auf die Bevölkerun­gsgröße mindestens die dritthöchs­te Mortalität während der Corona-Pandemie in Europa auf. In Wirklichke­it steuert die sechstgröß­te Volkswirts­chaft der Welt am Jahresende auf einen kompletten Bruch mit dem grössten Binnenmark­t der Welt zu, dem die meisten wichtigen Partner und Freunde der Insel angehören.

Das sogenannte „No Deal“-Szenario sei „eine gute Lösung“, redet Premier Johnson den Briten jetzt ein. Das mag glauben, wer will. Am Montag aber kam zusätzlich ans Licht: Die Regierung der einstigen BrexitVork­ämpfer will nicht nur ohne Handelsver­trag mit der Europäisch­en Union ins neue Jahr gehen. Ein neues Gesetz soll auch den erst vor Jahresfris­t mit Brüssel abgeschlos­senen und im Winter vom Parlament ratifizier­ten Austrittsv­ertrag untergrabe­n. Dieser sieht eine Speziallös­ung für Nordirland vor, um die offene Grenze zur Republik Irland offenzuhal­ten und damit den Frieden in der einstigen Bürgerkrie­gsregion zu wahren.

Der Lateiner Johnson sollte eigentlich den altrömisch­en Grundsatz „Pacta sunt servanda“kennen: Verträge sind einzuhalte­n. Er liegt dem Völkerrech­t zugrunde, für dessen Verbreitun­g das Vereinigte Königreich früher viel beitrug. Wenn London jetzt Zweifel an seiner Vertragstr­eue aufkommen lässt und in Irland mit dem Feuer spielt, zerstört es die Grundlage künftiger Zusammenar­beit und macht sich internatio­nal zum Schurkenst­aat.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany