Aus Oberbayern ins Weltall
Isar Aerospace beginnt in Ottobrunn mit der Raketenproduktion – Pläne für deutschen Weltraumbahnhof
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OTTOBRUNN/RAVENSBURG - Die deutsche Industrie will mit eigenen Raketen in den Weltraum. Am Montag hat das bayerische Start-up Isar Aerospace die Produktion seiner Trägerraketen begonnen. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) eröffnete die Produktionshallen in Ottobrunn, wo die 27 Meter langen Flugkörper entstehen sollen, die bereits im kommenden Jahr erstmals den Erdorbit erreichen sollen. Mitgründer und Unternehmenschef Daniel Metzler bestätigte den Zeitplan für die Rakete namens Spectrum, die bis zu 1200 Kilogramm Nutzlast in niedrige Erdorbits bringen soll, allen voran Satelliten.
Damit habe man die leistungsfähigste privat finanzierte Rakete Europas, sagte Metzler. Den Vorteil seines Unternehmens gegenüber großen etablierten Anbietern sieht er vor allem in Flexibilität und niedrigen Kosten. Man könne binnen Wochen oder Monaten Raketenstarts anbieten, sagte er. Dabei helfe auch, dass die verhältnismäßig kleine Rakete relativ unkompliziert per Lkw transportiert werden könne.
Neben Isar Aerospace versuchen sich die schwäbische Hyimpulse aus Neuenstadt am Kocher in der Nähe von Heilbromm sowie die Rocket Factory Augsburg, Tochter des Bremer OHB-Konzerns, am Bau von sogenannten Launchern für kleine und mittlere Lasten.
Isar Aerospace mit inzwischen 100 Mitarbeitern ist privat finanziert. In der letzten Finanzierungsrunde im Dezember 2019 sammelte es nach eigenen Angaben 15 Millionen Euro ein. Eine weitere Runde steht noch in diesem Jahr auf dem Plan. Zu den Investoren gehören Bulent Altan, ehemaliger Vizepresident des US-Weltraum-Unternehmens SpaceX von Elon Musk, der von BMW-Großaktionärin Susanne Klatten finanzierte Gründerfonds Unternehmertum sowie der Raumfahrtkonzern Airbus.
Die Raketen sollen in Europa starten. Wo genau, ist noch nicht klar. Man sei mit einem halben Dutzend möglichen Startplätzen in Kontakt, sagte Metzler. Geht es nach dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), könnte mittelfristig eine weitere Option in Europa hinzukommen: Das Wirtschaftsministerium prüft ein entsprechendes Konzept des Verbandes, wie es am Montag bestätigte. Zuvor hatte das „Handelsblatt“über das Konzept berichtet.
Das Konzept des BDI sieht einen Startplatz für Kleinraketen in der
Nordsee vor – eine mobile Startplattform in Form eines privatwirtschaftlichen Betreibermodells mit staatlicher Unterstützung. „Eine deutsche Startplattform ist technisch machbar, strategisch und wirtschaftlich sinnvoll“, sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang.
Nach Ansicht des Verbandes könnte das Konzept binnen zwei Jahren umgesetzt werden. Die Realisierung sei eine politische Entscheidung und keine technische Frage. Vom Bund sei dafür ein Zuschuss für die Initialkosten in der Anfangsphase nötig. Laut „Handelsblatt“würde ein Startplatz auf einer Plattform in der Nordsee den Bund rund 30 Millionen Euro kosten.
Dieser sollte dann allen europäischen und internationalen Partnern zur Nutzung offenstehen. Raumfahrt sei für die gesamte deutsche Industrie von zentraler Bedeutung, heißt es in dem BDI-Papier. Im digitalen Zeitalter sei sie Schlüssel für Zukunftstechnologien wie autonomes Fahren und Industrie 4.0. Dank Miniaturisierung würden Satelliten immer kleiner, diese Entwicklung verändere auch den Bedarf an Trägerraketen. „Zukünftig wird es eine Mischung aus großen, mittleren und kleinen Raketen geben.“
Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte sich bereits im vergangenen Jahr aufgeschlossen für die Errichtung eines deutschen Weltraumbahnhofs gezeigt.