Trigema-Chef Grupp lässt Hertha BSC abblitzen
Textilunternehmer will nach einer unschönen Trennung vor 20 Jahren nicht wieder Trikotsponsor des Hauptstadtclubs werden
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RAVENSBURG/BURLADINGEN Wenn Wolfgang Grupp von den Verantwortlichen bei Hertha BSC spricht, ist er verärgert. Auslöser ist eine E-Mail, die vor einiger Zeit im Postfach des Trigema-Geschäftsführers eingegangen ist. Darin boten Hertha BSC und der Sportrechtevermarkter Sportive dem 78-Jährigen an, „Offizieller Hauptsponsor Hertha BSC“zu werden. Für einen „Schnäppchenpreis“von 4,5 Millionen Euro soll das Logo von Trigema auf der Brust der
Spieler des Bundesligisten prangen. Das geht aus einem Bericht der „FAZ“hervor. „Das kommt nicht infrage“, sagt Grupp im Gespräch mit der „Schwäbischen
Zeitung“. Grund ist ein Rechtsstreit vor etwa 20 Jahren, den der 78-Jährige nicht vergessen kann.
Klar ist: Schon länger soll Hertha BSC nach Geldgebern suchen. Nachdem der Hauptsponsor Tedi ausgestiegen ist, braucht der Verein einen Nachfolger. Hertha BSC will „Big City Club“werden, Investor Lars Windhorst soll dem Vernehmen nach 374 Millionen Euro in den Verein stecken, hält sogar eine Meisterschaft für möglich. Sowohl Amazon als auch Tesla wurden bisher als Sponsoren gehandelt. Jetzt soll Trigema herhalten.
Doch Wolfgang Grupp gibt dem Verein eine klare Abfuhr. „Ich wurde behandelt wie der letzte Dreck und jetzt soll ich dem Verein plötzlich wieder aus der Patsche helfen“, sagt der streitbare Unternehmer und verweist auf den Rechtsstreit vor etwa 20 Jahren, als Hertha BSC in die erste Liga aufgestiegen war. Trigema war zu der Zeit Hauptsponsor, hatte einen Fünf-Jahres-Vertrag mit dem Verein
abgeschlossen, als der noch in der zweiten Liga war. „Damals kam der Präsident und sagte, er brauche dringend 1,5 Millionen Euro. Sonst werde dem Verein die Lizenz entzogen“, erklärt Grupp. Grupp willigte ein, zahlte 300 000 Euro pro Jahr. Nach dem Aufstieg in die erste Bundesliga stiegen aber die Preise für die Trikotwerbung. Anwälte vom Medienkonzern Bertelsmann, der bei Hertha BSC eingestiegen war, warfen Grupp vor, zu wenig zu zahlen. „Es wurde prozessiert und es wurde gesagt, dass ich Hertha BSC mit dem Vertrag erpresst hätte. Den Prozess habe ich klar gewonnen“, erinnert sich Grupp. Schon aus Prinzip will er deshalb nicht noch einmal mit dem Verein anbandeln.
Außerdem lohne es sich für Trigema nicht, Hauptsponsor von Hertha BSC zu werden. „Ich halte das für überspitzt, 4,5 Millionen für ein Jahr zu zahlen, für eine Mannschaft, die grade eh nicht so gut ist“, sagt er. Für ihn sei eine Trikotwerbung nicht mehr so interessant wie in den 1990er-Jahren. „Für meine Begriffe ist die Werbung für das, was sie bringt, zu teuer.“
Von Investor Lars Windhorst scheint er zudem nicht sonderlich viel zu halten. „Windhorst war ein Jungstar und später hat er mehrmals Insolvenz angemeldet. Jetzt scheinen 100 Millionen Euro keine Rolle zu spielen. Da hört‘s bei mir auf.“Grupp sagt, er sei ein großer Gegner von Insolvenzen. „Zuerst wird abkassiert und dann muss der Steuerzahler die Zeche übernehmen.“
Der Verein Hertha BSC dementiert auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“nicht, dass er Wolfgang Grupp für ein Sponsoring angefragt hat. Pressesprecher Marcus Jung verweist lediglich auf einen Artikel der „Bild“-Zeitung. Darin steht, dass eine Agentur von Sportrechtevermarkter Sportive den Kontakt zu Grupp im Alleingang aufgenommen haben soll – ohne eine Abstimmung mit Hertha BSC. „Hertha hat andere Pläne. Das Timing ist dabei nicht das Wichtigste, sondern das Ergebnis“, sagt Geschäftsführer Ingo Schiller gegenüber der „Bild“. Am Ende könnten die Spieler von Hertha BSC also sogar mit leerer Brust in die Saison starten.