Einzeln und doch gemeinsam
Leichtathletik: Ein Frauen-Trio der TSG Ehingen läuft seit Jahren erfolgreich
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EHINGEN - Sie sind Einzelsportlerinnen und dennoch auch als Team höchst erfolgreich. Die Läuferinnen Anita Böckheler, Veronika Ulrich und Rose Zdebik von der Leichtathletikabteilung der TSG Ehingen sind bei Meisterschaften schnell unterwegs, was ihnen starke Zeiten, gute Platzierungen und Medaillen einbrachte – sowie die Auszeichnung als Mannschaft des Jahres bei der SZSportlerwahl 2019. Doch es war nicht das erste gute Jahr der drei Frauen.
Nahtlos hätten sie 2019 an die vorangegangenen Jahre angeschlossen, sagt Rose Zdebik. Grund zur Freude gab es im vergangenen Jahr reichlich. Ob im Halbmarathon oder über kürzere Distanzen im Straßen- oder im Waldlauf: Bei baden-württembergischen Meisterschaften waren die TSG-Leichtathletinnen stets unter den Besten ihrer Altersklasse W50 zu finden, im Halbmarathon sprang die Goldmedaille heraus. 2020 hätte das Trio die Bilanz von 2019 vermutlich bestätigt oder sogar überboten – der Anfang jedenfalls war vielversprechend: Bei den deutschen Crosslauf-Meisterschaften im Winter lief das Trio zu Bronze in der Mannschaftswertung. „Das war ein Highlight und der bisher größte Erfolg für uns“, sagt Anita Böckheler.
Darüber hinaus sind Crossläufe für das TSG-Trio eine ideale Vorbereitung auf die weiteren Wettkämpfe. „Crossläufe eignen sich gut, um in guter Form ins Frühjahr zu gehen“, so Böckheler. Daher wären 2020 wahrscheinlich weitere Spitzenergebnisse hinzugekommen, wenn nicht Corona auch die Leichtathletinnen ausgebremst hätte. So bleibt die Hoffnung, dass 2021 ein einigermaßen normales Wettkampfjahr wird und die Sportlerinnen an bisherige Erfolge anknüpfen. Einzeln und erst recht als Mannschaft.
Seit einigen Jahren laufen Anita Böckheler, Veronika Ulrich und Rose Zdebik bei Meisterschaften nicht nur auf eigene Rechnung, sondern auch für die Teamwertung. Die Anregung sei von TSG-Leichtathletik-Abteilungsleiter Peter Kotz gekommen, sagt Anita Böckheler. „Er hat uns dazu ermuntert, auch als Mannschaft zu melden.“Die drei Frauen haben es nicht bereut, zumal sich rasch Erfolge einstellten: Medaillen, auch Bestzeiten – wie zu W45-Zeiten eine Marke bei den baden-württembergischen Meisterschaften über zehn Kilometer, die nach Worten von Böckheler bis heute ungebrochen ist.
Doch es sind nicht nur die Erfolge, dass die drei TSG-Läuferinnen nach Möglichkeit immer auch für die Teamwertung melden. „Es ist ein super Gefühl. Man gibt alles für die Mannschaft“, so Veronika Ulrich. „In der Mannschaft macht es mehr Spaß“, sagt auch Rose Zdebik. Außerdem sporne die Teamwertung an, wenn man selbst an einem Tag mal nicht so motiviert sei. Anita Böckheler geht es ähnlich. „Es setzt einen ein bisschen unter Druck, wenn die anderen sagen, sie gehen zu einem Wettkampf, während man selbst meint, dass man nicht so gut drauf ist.“Dann schließe man sich doch ohne Zögern an, weil man die anderen nicht im Stich lassen will. Denn die Mannschaftswertung erfordert nun mal Ergebnisse von drei Läuferinnen.
Das Trio der TSG Ehingen hätte gern noch eine vierte oder fünfte Läuferin fürs Team. „Das wäre gut. Wenn Rose, Veronika und ich mal nicht können oder eine von uns sich nicht gut fühlt, dann könnte jemand einspringen“, sagt Anita Böckheler. Oder, ergänzt Veronika Ulrich, wenn in einem Wettkampf eine Läuferin wegen Verletzung oder aus anderem Grund aussteigen müsste. Doch ein weiteres Teammitglied zu finden ist nicht so einfach. Sie müsste in derselben Altersklasse sein und schnelle Beine haben.
Die Erfolge von Böckheler, Ulrich und Zdebik kommen nicht von ungefähr, dahinter steckt jahrelanges Training. Meist fünfmal pro Woche habe sie im vergangenen Jahr trainiert und sei dabei auf 50 bis 60 Laufkilometer gekommen, sagt Rose Zdebik. Über die Meisterschaften mit ihren TSG-Kolleginnen hinaus nimmt Zdebik an weiteren Wettkämpfen teil – bevorzugt längere Strecken. Auch Ultra-Läufe hat sie absolviert, wie den Trans Rockies Run in den USA, der sich über mehrere Tage und viele Meilen erstreckt.
Längere Strecken bewältigte früher auch Veronika Ulrich, doch inzwischen sei ihr ein Marathon „zu lang“, sagt sie. Kürzere Distanzen sind ihr lieber, sie läuft auch regelmäßig über 1500, 3000 oder 5000 Meter bei Leichtathletik-Titelkämpfen auf der Bahn. Zehn Kilometer, wie bei Waldlauf- oder Straßenlaufmeisterschaften seien „nicht zu lang und nicht zu kurz“. Da erziele sie oft ihre besten Leistungen. Für schnelle Zeiten trainiert Ulrich täglich – meist in ihrer südhessischen Heimat, gelegentlich aber auch mal mit ihren Teamkolleginnen. Auf 80 bis 100 Trainingskilometer pro Woche kommt Veronika Ulrich, die seit einigen Jahren für die TSG startet, nach eigenen Worten. „Es waren aber auch schon mal 130 bis 150 Kilometer.“
So viele Kilometer kommen bei Anita Böckheler nicht zusammen. Aber auch sie hat drei- bis viermal pro Woche die Laufschuhe an. Nach Möglichkeit trainiert Böckheler zusammen mit Rose Zdebik einmal pro Woche im Stadion. Ansonsten in der Natur, im Wald oder entlang der Donau. In der Ebene „kann man vom Tempo her gezielter laufen“, sagt Böckheler.
Das Trainingspensum in einem Jahr wie 2020 zu halten, in dem reihenweise Wettkämpfe abgesagt wurden, ist nicht leicht. Das klingt bei allen drei TSG-Läuferinnen durch. Aber irgendwann wird es wieder Meisterschaften geben, bei denen das Trio im Teilnehmerfeld ist. Denn wettkampfmüde seien sie nicht, noch nie gewesen, sagt Anita Böckheler. „Unser gemeinsames Ziel ist, dass wir weitermachen, so lange es gesundheitlich geht“, so Rose Zdebik. Und auch Veronika Ulrich spricht davon, motiviert zu sein nach der langen Pause.
Dass die drei schnellen Leichtathletinnen der TSG Ehingen wieder an eine Startlinie treten, scheint nur eine Frage der Zeit zu sein.