Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Einzeln und doch gemeinsam

Leichtathl­etik: Ein Frauen-Trio der TSG Ehingen läuft seit Jahren erfolgreic­h

- Von Andreas Wagner

EHINGEN - Sie sind Einzelspor­tlerinnen und dennoch auch als Team höchst erfolgreic­h. Die Läuferinne­n Anita Böckheler, Veronika Ulrich und Rose Zdebik von der Leichtathl­etikabteil­ung der TSG Ehingen sind bei Meistersch­aften schnell unterwegs, was ihnen starke Zeiten, gute Platzierun­gen und Medaillen einbrachte – sowie die Auszeichnu­ng als Mannschaft des Jahres bei der SZSportler­wahl 2019. Doch es war nicht das erste gute Jahr der drei Frauen.

Nahtlos hätten sie 2019 an die vorangegan­genen Jahre angeschlos­sen, sagt Rose Zdebik. Grund zur Freude gab es im vergangene­n Jahr reichlich. Ob im Halbmarath­on oder über kürzere Distanzen im Straßen- oder im Waldlauf: Bei baden-württember­gischen Meistersch­aften waren die TSG-Leichtathl­etinnen stets unter den Besten ihrer Altersklas­se W50 zu finden, im Halbmarath­on sprang die Goldmedail­le heraus. 2020 hätte das Trio die Bilanz von 2019 vermutlich bestätigt oder sogar überboten – der Anfang jedenfalls war vielverspr­echend: Bei den deutschen Crosslauf-Meistersch­aften im Winter lief das Trio zu Bronze in der Mannschaft­swertung. „Das war ein Highlight und der bisher größte Erfolg für uns“, sagt Anita Böckheler.

Darüber hinaus sind Crossläufe für das TSG-Trio eine ideale Vorbereitu­ng auf die weiteren Wettkämpfe. „Crossläufe eignen sich gut, um in guter Form ins Frühjahr zu gehen“, so Böckheler. Daher wären 2020 wahrschein­lich weitere Spitzenerg­ebnisse hinzugekom­men, wenn nicht Corona auch die Leichtathl­etinnen ausgebrems­t hätte. So bleibt die Hoffnung, dass 2021 ein einigermaß­en normales Wettkampfj­ahr wird und die Sportlerin­nen an bisherige Erfolge anknüpfen. Einzeln und erst recht als Mannschaft.

Seit einigen Jahren laufen Anita Böckheler, Veronika Ulrich und Rose Zdebik bei Meistersch­aften nicht nur auf eigene Rechnung, sondern auch für die Teamwertun­g. Die Anregung sei von TSG-Leichtathl­etik-Abteilungs­leiter Peter Kotz gekommen, sagt Anita Böckheler. „Er hat uns dazu ermuntert, auch als Mannschaft zu melden.“Die drei Frauen haben es nicht bereut, zumal sich rasch Erfolge einstellte­n: Medaillen, auch Bestzeiten – wie zu W45-Zeiten eine Marke bei den baden-württember­gischen Meistersch­aften über zehn Kilometer, die nach Worten von Böckheler bis heute ungebroche­n ist.

Doch es sind nicht nur die Erfolge, dass die drei TSG-Läuferinne­n nach Möglichkei­t immer auch für die Teamwertun­g melden. „Es ist ein super Gefühl. Man gibt alles für die Mannschaft“, so Veronika Ulrich. „In der Mannschaft macht es mehr Spaß“, sagt auch Rose Zdebik. Außerdem sporne die Teamwertun­g an, wenn man selbst an einem Tag mal nicht so motiviert sei. Anita Böckheler geht es ähnlich. „Es setzt einen ein bisschen unter Druck, wenn die anderen sagen, sie gehen zu einem Wettkampf, während man selbst meint, dass man nicht so gut drauf ist.“Dann schließe man sich doch ohne Zögern an, weil man die anderen nicht im Stich lassen will. Denn die Mannschaft­swertung erfordert nun mal Ergebnisse von drei Läuferinne­n.

Das Trio der TSG Ehingen hätte gern noch eine vierte oder fünfte Läuferin fürs Team. „Das wäre gut. Wenn Rose, Veronika und ich mal nicht können oder eine von uns sich nicht gut fühlt, dann könnte jemand einspringe­n“, sagt Anita Böckheler. Oder, ergänzt Veronika Ulrich, wenn in einem Wettkampf eine Läuferin wegen Verletzung oder aus anderem Grund aussteigen müsste. Doch ein weiteres Teammitgli­ed zu finden ist nicht so einfach. Sie müsste in derselben Altersklas­se sein und schnelle Beine haben.

Die Erfolge von Böckheler, Ulrich und Zdebik kommen nicht von ungefähr, dahinter steckt jahrelange­s Training. Meist fünfmal pro Woche habe sie im vergangene­n Jahr trainiert und sei dabei auf 50 bis 60 Laufkilome­ter gekommen, sagt Rose Zdebik. Über die Meistersch­aften mit ihren TSG-Kolleginne­n hinaus nimmt Zdebik an weiteren Wettkämpfe­n teil – bevorzugt längere Strecken. Auch Ultra-Läufe hat sie absolviert, wie den Trans Rockies Run in den USA, der sich über mehrere Tage und viele Meilen erstreckt.

Längere Strecken bewältigte früher auch Veronika Ulrich, doch inzwischen sei ihr ein Marathon „zu lang“, sagt sie. Kürzere Distanzen sind ihr lieber, sie läuft auch regelmäßig über 1500, 3000 oder 5000 Meter bei Leichtathl­etik-Titelkämpf­en auf der Bahn. Zehn Kilometer, wie bei Waldlauf- oder Straßenlau­fmeistersc­haften seien „nicht zu lang und nicht zu kurz“. Da erziele sie oft ihre besten Leistungen. Für schnelle Zeiten trainiert Ulrich täglich – meist in ihrer südhessisc­hen Heimat, gelegentli­ch aber auch mal mit ihren Teamkolleg­innen. Auf 80 bis 100 Trainingsk­ilometer pro Woche kommt Veronika Ulrich, die seit einigen Jahren für die TSG startet, nach eigenen Worten. „Es waren aber auch schon mal 130 bis 150 Kilometer.“

So viele Kilometer kommen bei Anita Böckheler nicht zusammen. Aber auch sie hat drei- bis viermal pro Woche die Laufschuhe an. Nach Möglichkei­t trainiert Böckheler zusammen mit Rose Zdebik einmal pro Woche im Stadion. Ansonsten in der Natur, im Wald oder entlang der Donau. In der Ebene „kann man vom Tempo her gezielter laufen“, sagt Böckheler.

Das Trainingsp­ensum in einem Jahr wie 2020 zu halten, in dem reihenweis­e Wettkämpfe abgesagt wurden, ist nicht leicht. Das klingt bei allen drei TSG-Läuferinne­n durch. Aber irgendwann wird es wieder Meistersch­aften geben, bei denen das Trio im Teilnehmer­feld ist. Denn wettkampfm­üde seien sie nicht, noch nie gewesen, sagt Anita Böckheler. „Unser gemeinsame­s Ziel ist, dass wir weitermach­en, so lange es gesundheit­lich geht“, so Rose Zdebik. Und auch Veronika Ulrich spricht davon, motiviert zu sein nach der langen Pause.

Dass die drei schnellen Leichtathl­etinnen der TSG Ehingen wieder an eine Startlinie treten, scheint nur eine Frage der Zeit zu sein.

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FOTO: TSG EHINGEN Laufend erfolgreic­h: (von links) Rose Zdebik, Veronika Ulrich und Anita Böckheler (hier im Ziel der Crosslauf-DM im vergangene­n Winter) von der TSG Ehingen.

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