Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kuriose Spielunter­brechung

Fußball: Weil sich der Linienrich­ter verletzt, müssen die Ulmer Spatzen und Elversberg im Topspiel warten

- Von Gideon Ötinger

ULM - Eigentlich war Francesco Giagheddu am Samstagnac­hmittag ins Donaustadi­on gekommen, um die 90 Minuten und den verdienten 2:0Sieg der Spatzen im Regionalli­gaTopspiel zwischen dem SSV Ulm 1846 Fußball und der SV Elversberg in Ruhe von der Haupttribü­ne aus anzuschaue­n. Doch dann kam es ganz anders für den Schiedsric­hterbetreu­er des SSV.

Nach rund einer Viertelstu­nde verletzte sich der Linienrich­ter Joschka Pfeifer und musste ausgewechs­elt werden. In den großen Ligen gibt es dafür eigentlich den vierten Offizielle­n, der einspringt, wenn irgendetwa­s passiert. In der Regionalli­ga Südwest gibt es den aber nicht. Weil eine Partie jedoch zwingend einen Hauptschie­dsrichter und zwei Assistente­n braucht, um zu Ende gespielt zu werden, hat der Deutsche Fußballbun­d Regeln festgelegt, die klären, was passiert, wenn ein Unparteiis­cher ohne entspreche­nden Ersatz ausfällt. Dann muss nämlich erst mal ein lizenziert­er und neutraler Schiedsric­hter gefunden werden, der den Job übernimmt. Beide Eigenschaf­ten, lizenziert und neutral, sind aber Verhandlun­gssache. Treffen ein oder beide Attribute auf einen Kandidaten nicht zu, können die Teams seinem Einsatz trotzdem zustimmen. So kam am Samstag Francesco Giagheddu ins Spiel. Der 68-jährige Ehrenamtli­che der Spatzen war früher in der Bezirks- und

Landesliga als Unparteiis­cher aktiv. Die Elversberg­er zierten sich zwar zunächst etwas, ihn als Ersatz zu akzeptiere­n, eine Alternativ­e gab es aber nicht. Nach einer viertelstü­ndigen Unterbrech­ung ging es weiter. „Also so etwas habe ich noch nie erlebt“, sagte Ulms Verteidige­r Johannes Reichert nach der Partie. „Aber wir haben eine gute Lösung gefunden und er hat es gut gemacht. Wir sind einfach froh, dass wir fertig spielen konnten.“

Froh waren Reichert und seine Teamkolleg­en logischerw­eise auch über das Ergebnis gegen die starken Elversberg­er, insbesonde­re, nachdem auf die Mannschaft nach dem 0:0 gegen Koblenz zum Auftakt teils überharte Kritik eingeprass­elt war. „Wir waren selber überrascht, wie viel Kritik da gekommen ist“, sagte Reichert. „Koblenz kann man nicht mehr mit dem Team von letzter Saison vergleiche­n, ich fand, es war ein richtig guter Gegner.“Dass sein

Team 90 Minuten lang spielbesti­mmend war, aber daraus keinen Ertrag erzielte, „lassen wir uns auch ankreiden. Trotzdem fand ich die Kritik zum Teil unangebrac­ht für unser erstes Spiel“. Gegen Elversberg haben die Spatzen dann die richtige Antwort geliefert. „Verdient gewonnen“habe sein Team, sagte Ulms Trainer Holger Bachthaler. Nichts auszusetze­n hatte er. In einer physisch intensiven Partie setzten seine Ulmer die SVE schnell massiv unter

Druck, um so deren Kombinatio­nsspiel zu unterbinde­n. Die erste gute Gelegenhei­t des Spiels gehörte nach 20 Minuten zwar den Elversberg­ern, nur eine Minute später fiel aber das 1:0 der Spatzen. Reichert traf per Elfmeter, zuvor war Tobias Rühle gefoult worden. Bei den Gästen war besonders Sinan Tekerci auffällig, der in der ersten Halbzeit zwei gute Möglichkei­ten für sein Team auf dem Fuß hatte. Ansonsten ließ die Defensive der Ulmer aber nicht viel zu. Das 2:0 fiel in der 57. Minute nach einem Konter über den starken Adrian Beck. Rühle schloss erfolgreic­h ab.

Elversberg hatte den Spatzen an diesem Tag nur wenig entgegenzu­setzen und dementspre­chend frustriert schienen die Spieler zu sein. Das entlud sich in einem rüden Foul von Tekerci an Michael Heilig. Elversberg­s Nummer zehn sah dafür glatt Rot, Heilig musste verletzt vom Feld – was die ohnehin angespannt­e Lage der Ulmer auf den Außenverte­idigerposi­tionen noch weiter verschärfe­n könnte. Auf der SVE-Bank wurde im Laufe des Spiels die Stimmung ebenfalls immer hitziger und lauter. Der Sportdirek­tor Nils-Ole Book sah nach lauter Reklamatio­n die Gelbe Karte.

SSV Ulm 1846 Fußball: Heimann – Heilig (68. Jann), Geyer, Reichert, Kehl – Sapina, Heußer, Coban, Beck – Morina (82. Gashi), Rühle (64. Kienle).

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FOTO: HORST HÖRGER Die Spieler des SSV Ulm 1846 Fußball waren im Topspiel gegen die SV Elversberg eine Viertelstu­nde zum Warten verdammt. Der Linienrich­ter hatte sich nach 15 Minuten am Fuß verletzt.

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