Schwäbische Zeitung (Ehingen)

So sieht es an den Schulen aus – Reaktionen

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- Dichte Schlangen und Gedrängel am und im Bus, nicht immer tragen die Kinder und Jugendlich­en vorschrift­smäßig Mund- und Nasenschut­z: Solche Szenen sind keine Seltenheit und bereiten vielen Eltern und Lehrkräfte­n, aber auch Mitreisend­en und Busfahrern Sorgen. Und die kühlere Jahreszeit, in der immer mehr Schüler vom Fahrrad auf Bus und Bahn umsteigen, kommt erst noch. Werden die Öffentlich­en Verkehrsmi­ttel bald zu Corona-Hotspots? Wer kontrollie­rt die Einhaltung der geltenden Schutzvero­rdnung? Wo liegen die größten Probleme? Die SZ hat darüber mit Vertretern von Busunterne­hmen, Landratsam­t, Schulen und der Elternscha­ft gesprochen.

Das Verkehrsun­ternehmen Bayer Reisen ist für große Teile der Schülerbef­örderung im Raum Ehingen/ Munderking­en zuständig. Patrick Werner, verantwort­lich für Dispositio­n und Reiseplanu­ng in der BayerZentr­ale in Ehingen, sagt: „Von Haus aus haben wir seit Schuljahre­sbeginn die größtmögli­chen Buskapazit­äten im Einsatz, um den größtmögli­chen Abstand zu gewährleis­ten. Wir fahren zum Teil ja schon mit Gelenkbuss­en und Doppeldeck­ern.“Sollten die Fahrzeuge in den kommenden, kälteren Monaten auf einzelnen Kursen dennoch zu voll werden, um die Corona-Schutzbedi­ngungen einhalten zu können, „werden wir gegebenenf­alls Verstärker­busse einsetzen“, sagt Werner. Besagte Regeln erlauben es den Busunterne­hmen, alle Sitzplätze und 40 Prozent der maximal zulässigen Stehplätze zu besetzen – unter Einhaltung der Mund- und Nasenschut­zpflicht durch die Fahrgäste. Werner appelliert deshalb an alle, sich daran zu halten – „aus Rücksicht und Respekt gegenüber den anderen.“

Doch genau daran scheint es bisweilen zu hapern. „Es kommt leider vor, dass Jugendlich­e die Maske im Bus runternehm­en, weil sie es nicht einsehen. Manche steigen schon ohne Schutz ein und setzen ihn, wenn der Busfahrer sie ermahnt, nur widerwilli­g auf“, erzählt Patrick Werner. Es gebe auch Fahrgäste mit Attest, das ihnen bescheinig­t, keine Maske tragen zu müssen – „das wiederum führt zu Unruhe unter den anderen Fahrgästen. Vor allem ältere reagieren ängstlich“.

Eine entscheide­nde Frage ist: Wer kontrollie­rt die Einhaltung? „Unsere Busfahrer haben natürlich schon die Pflicht, darauf zu achten, und theoretisc­h darf er ohne Maske niemanden mitfahren lassen“, sagt Patrick Werner. Aber: „Er hat wenig Möglichkei­ten, einzugreif­en.“Der Busfahrer könne Maskenverw­eigerern schlecht hinterherl­aufen und erst recht nicht anhalten, wenn einer während der Fahrt den Schutz abnimmt. „Er darf ja auch niemanden anfassen.“Manchmal sind es die Fahrkarten­kontrolleu­re, die Fahrgäste auf Verstöße ansprechen. Aber das ist nicht ungefährli­ch. „Einmal wurde leider einer tätlich angegriffe­n“, erklärt Werner.

Bei allen Problemen ist er überzeugt, dass der ÖPNV nach wie vor die Corona-sichersten Verkehrsmi­tteln bietet: „Gesundheit­sminister Jens Spahn hat neulich gesagt, dass es seit Corona-Ausbruch noch keine Ansteckung im ÖPNV gab.“Werner

Auch in Munderking­en ist die Situation in den Schulbusse­n ein Thema. „Bei den Elternaben­den haben sich viele besorgt geäußert“, sagt

Jutta Braisch, Rektorin der Schule an der Donauschle­ife.

„Auch uns haben Eltern schon gemeldet, dass die Busse extrem voll sind“, sagt Michael Wekenmann, Konrektor Realschule Erbach.

Doch hier könne sie nicht viel mehr tun, als diese Rückmeldun­gen der Eltern weiterzuge­ben an die zuständige­n Busunterne­hmen und das Landratsam­t. Doch auch die Schüler selbst, so erzählt die Munderking­er Schulleite­rin, fühlten sich unwohl in den vollgestop­ften Bussen. „Die Schüler finden es zu eng. Sie erzählen mir, dass sie wie die Ölsardinen im Bus sitzen, teilweise auch stehen, und andere Schüler ihre Maske im Bus abnehmen würden – dann aber von keinem deshalb ermahnt werden“, berichtet Jutta Braisch. Was den Zuständigk­eitsbereic­h der Schule angeht, versuche man die Situation so gut es geht zu entschärfe­n. „Wir weisen sie darauf hin, dass sie den Abstand an der Haltestell­e einhalten sollen. Die Grundschül­er ziehen ihre Masken bereits im Klassenzim­mer an, bevor sie raus zum Bus laufen und die Aufsicht ermahnt vor Ort nochmal alle, dass sie ihre Maske tragen sollen“, zählt Jutta Braisch aus. Dennoch, so betont sie: Wenn es wirklich darum geht, Infektione­n zu vermeiden, müsste es zusätzlich­e Buslinien geben. „Aber momentan fährt der Bus eben nur zu einer bestimmten Zeit.“

Elternbeir­atsvorsitz­ende Jürgen Czirr,

führt das bei den Bussen auch darauf zurück, dass in diesen durch die Belüftungs­anlagen „binnen einer Minute ein kompletter Luftaustau­sch stattfinde­t“. Hinzu komme der Durchzug beim Ein- und Aussteigen der Fahrgäste. „Außerdem desinfizie­ren wir die Kontaktste­llen im Bus regelmäßig.“

Dennoch würde Patrick Werner es begrüßen, wenn die Kontrollen in den Bussen – etwa durch die Polizei – verstärkt werden könnten. „Wir sind

an der

„Aber das ist leider Alltag, das war auch schon vor Corona so.“Dass es Probleme mit Maskenmuff­eln gebe, sei ihm indes noch nicht zu Ohren gekommen. „Es ist halt auch niemand da, der das belegen kann. Dazu müssten die Eltern im Bus mitfahren“, sagt dazu der

der auch Mitglied im Landeselte­rnbeirat ist. Auch er berichtet von „teils genagelt vollen Bussen“, was mitunter dazu führe, dass Kinder an der Bushaltest­elle einfach zurückgela­ssen würden: „Das trifft oft die Kleinen, also die Fünftkläss­ler, die sich gegen die Großen nicht durchsetze­n können.“Ob die mittlerwei­le eingesetzt­en Verstärker­busse schon für Besserung gesorgt haben, vermag er aktuell nicht zu beurteilen: „Ich habe noch kein Feedback. Wenn es dabei bleibt, heißt das: Es ist alles gut.“

Keine größeren Probleme vermeldet

„Wir halten derzeit Stück für Stück unsere Elternaben­de ab. Da ist noch nichts aufgeschla­gen. Wir haben den Vorteil, dass unsere Schulen an Linien liegen, die nicht so voll sind.“Manche Kinder reisen auch mit dem Zug deshalb mit dem Landratsam­t in Kontakt und prüfen, wie man das auf bestimmten kritischen Kursen hinbekomme­n könnte“, sagt er.

Ausreichen­d Verstärker­busse und Personal, um auf extrem ansteigend­e Fahrgastza­hlen zu reagieren, seien vorhanden, „weil im normalen Reiseverke­hr nahezu nichts geht“. Auch die Finanzieru­ng sei dank der zusätzlich­en Fördermitt­el des Landes gesichert. „Wichtig ist nur, dass die Leute das Angebot auch nutzen. Denn mit an, und da sei es neulich vorgekomme­n, dass ein Zug besonders voll war, weil der vorherige ausgefalle­n war. „Aber das ist ein Sonderfall.“

sieht die Bus-Problemati­k kritisch: „Wir haben an der Schule Jahrgangst­rennung, unterschie­dliche große Pausen, viele Hygienevor­schirften. Das alles steht schon im Widerspruc­h zu dem, was im Bus passiert“, sagt Bochtler. Denn spätestens im Bus, so der Schulleite­r, werden alle Klassenstu­fen wieder durchgemis­cht. „Wir sind in Sachen Aufsicht bis zum Einstieg in den Bus verantwort­lich. Dort kontrollie­ren unsere Lehrer, ob alle Schüler Maske tragen“, erklärt Bochtler. Immer wieder würden auch Eltern auf die Realschule zukommen und ihre Sorge bezüglich einer möglichen Ansteckung­sgefahr im Bus äußern. „Wir wissen schon, dass manche Schüler im Bus keine Maske tragen“, sagt Bochtler, der aber betont, dass sich die Busunterne­hmen viel Mühe geben. „Eine Lösung wäre, den Busverkehr etwas zu entzerren. Vielleicht müssen nicht alle Schüler über den Busbahnhof geleitet werden.“Insgesamt 428 von 720 Schülern der Realschule haben eine Fahrkarte beantragt. „Was für eine Lösung denkbar ist, weiß ich nicht.. Wir Schulen aber können da nichts entscheide­n.“

Jürgen Haas, Rektor der Gemeinscha­ftsschule Schelkling­en-Allmending­en:

Alexander Bochtler, geschäftsf­ührender Schulleite­r in Ehingen und Chef der Realschule,

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