„Wort’s ab!“unter Corona-Bedingungen
Zwölfte Auflage geht im Museum Biberach über die Bühne – Poeten begeistern Publikum
habe ihn am Donnerstagmittag die betroffene Person informiert, dass bei ihr ein positiver Test vorliege. „Ich habe mich dann vorsorglich in häusliche Quarantäne begeben. Seit Freitagmittag liegt mir die offizielle Quarantäneverfügung des Gesundheitsamtes vor als Kontaktperson Kategorie I.“
Gesundheitlich habe er keine Probleme. „Ich bin völlig symptomfrei und mir geht es sehr gut, ich habe keinerlei Krankheitsanzeichen. Ich mache mir auch keine Sorgen wegen einer möglichen Ansteckung.“Mit den Kollegen im Rathaus sei er in einem „laufenden Austausch, sodass ich vieles regulär bearbeiten kann. Bisher ist mir noch nicht langweilig geworden.“
Kategorie I bedeutet, dass Menschen, die dieser Kategorie zugeordnet werden, einen engen Kontakt zu einer auf das Coronavirus positiv getesteten Person hatten und dadurch einem höheren Infektionsrisiko unterliegen. Aus diesem Grund bleibt Burth nach Angaben der Stadt die restliche Woche in häuslicher Quarantäne. Daher könne er die Informationsveranstaltung zu den Ortsteilentwicklungen Zollenreute mit Esbach und Tannhausen sowie Tannweiler in der Stadthalle nicht wie geplant anbieten. Ein Ersatztermin wird nach weiteren Angaben der Stadtverwaltung zeitnah bekannt gegeben.
BIBERACH (sz) - Dass auch in diesen Zeiten kulturelle Veranstaltungen umsetzbar sind, hat die zwölfte „Wort’s ab“-Poetry-Lesebühne kürzlich im Museum Biberach gezeigt. Museumsleiter Frank Brunecker hat mit seinem Team ein umfassendes Hygienekonzept erstellt, welches ermöglichte, dass 60 Gäste im Foyer einen kurzweiligen Abend genießen durften. In der Pause konnte das Publikum unter dem eigens für die Veranstaltung aufgestellten Außenzelt, Getränke zu sich nehmen und sich mit dem nötigen Abstand über die vorgetragenen Texte unterhalten.
Da die seit fünf Jahren bestehende Kooperation mit dem Kultureservoir Biberach mit Beginn der Pandemie eine Zwangspause einlegen musste, freute sich Moderator und Organisator Tobias Meinhold umso mehr, seinen Gästen eine Bühne bieten zu können. Aus Leipzig war Rainer Holl angereist, Gewinner zahlreicher Preise und Wettbewerbe, und aus der Region Mannheim stammen die „Fabelstapler“, ein Dichter-Team bestehend aus Markus Becherer und Phriedrich Chiller, die bereits mehrfach im Finale der deutschsprachigen Meisterschaften aufgetreten sind.
Wie gewohnt saßen die eingeladenen Bühnenpoeten in lockerer Sofatalk-Atmosphäre auf der Bühne und erzählten persönliche Anekdoten und Geschichten, teils auch abseits des Künstlerdaseins.
Reihum ging es schließlich los, denn jeder der auftretenden Künstler hatte vier Slots, zwei vor und zwei nach der Pause und zwischendrin konnte munter interagiert werden sogar das Publikum wurde hierbei mit eingebunden, was zu vielen Lachern führte. Es wurde gerappt, gesungen, geschauspielert und sogar kleinere Tanzeinlagen kamen vor.
Das Team Fabelstapler eröffnete den Abend mit einer Ode über das Staunen. Im rhythmischen Wechsel philosophierten die beiden Wortpoeten über Alltagserlebnisse aus dem Blickwinkel von Kinderaugen und das teils in einem rasanten Worttempo. Dass beide seit rund fünf Jahren gemeinsam auf der Bühne stehen, merkt der Zuschauer schnell, denn sie sind perfekt aufeinander eingespielt. Sie schlüpften in die unterschiedlichsten Rollen. Ein Highlight ist die großartige Elegie über Norbert, den gestrandeten „Wort-Wa (h)l“. Hier wird virtuos mit Wortspielen umgegangen: Der Abfall fällt nicht weit vom Riff“oder „Sirene Fischer“und „Lachs Griesinger“, die sich in der Tiefsee tummeln.
Rainer Holl, der sich selbst als „Optimist auf niedrigem Niveau“bezeichnet, zog ebenfalls das Publikum in seinen Bann. Wortgewandt und mit einer großen Portion Humor zelebrierte er seine Texte. Ein Highlight war mitunter sein Titel „Radio Rainer“, unterlegt mit einem selbst gebastelten Jingle, den er unter der Rubrik „Gedicht-halbe-Stunde“zum Besten gab. Dabei führte er gekonnt und bissig die gerade aktuellen „Verschwörungstheorien“vor und resümierte: „Ich bin ein Schaf, aber auch Schafe dürfen blöken.“Dass Rainer Holl schon viel in Deutschland auf Bühnen unterwegs war und dabei allerlei erlebt hat, drückte er in seinem Text „Deutschland, Deutschland, überall ist’s scheiße.“aus. In Berlin könne man gut leben, aber wohnen sei schwierig. Er müsse sich entscheiden, ob er sich „in Kreuzberg vom Mietpreis erschlagen lasse oder im Osten von Nazis“.
Lang anhaltender Beifall gab es nach gut zwei Stunden PoetryShow – was natürlich eine Zugabe zur Folge hatte. Die „Fabelstapler“versetzen das Publikum in eine „Stadionschalte“aus einer Großraumdisco, bei der gekonnt, keck und frech von der Technohalle, an die Bar und von dort in die Schlagerhalle oder auf die Damentoilette geswitcht wurde.
Das Fazit: Es tat der Seele gut, bei all den kulturellen Entbehrungen der vergangenen Monate wieder einmal den Worten der Bühnenpoeten lauschen zu dürfen und dabei den eingeschränkten Alltag, zumindest ein Stück weit, zu vergessen. Das Konzept des Museums und Kultureservoirs ist aufgegangen, dass nämlich auch unter widrigen Bedingungen, Menschen unter Einhaltung der derzeit notwendigen Corona-Regeln, zusammenkommen und ein wohltuendes Gemeinschaftsgefühl erleben können.