Der tiefe Fall des Johnny Depp
Der Schauspieler verliert Prozess gegen die „Sun“– Gewaltvorwürfe durften veröffentlicht werden
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LONDON (dpa) - Eine beispiellose Schlammschlacht endet mit klarem Urteil: Johnny Depp hat seine ExFrau misshandelt – also darf das auch in der Zeitung stehen.
Für ein Gerichtsurteil wählt der Richter drastische Worte: Amber Heard habe wegen Hollywoodstar Johnny Depp die „Angst ihres Lebens“ausstehen müssen, heißt es in der am Montag veröffentlichten Entscheidung. Zwölf von 14 Vorwürfen gegenüber Johnny Depp, erhoben in einem Artikel des britischen Boulevardblatts „The Sun“, hätten sich als wahr erwiesen. Damit ist amtlich: Der Hollywoodstar ist gewalttätig geworden.
Depp hatte gegen den Verlag der „Sun“wegen eines Artikels geklagt, der detailliert beschrieb, wie er seine Ex-Frau Amber Heard (34) körperlich misshandelt haben soll. Das Gericht wies seine Klage ab. Heard sei „das Opfer anhaltender und mehrfacher Angriffe“von Depp gewesen. Damit reiht sich in Hollywood ein weiterer großer Name in die Liste der Männer ein, die ihre Macht gegenüber Frauen schamlos und teils gewaltsam ausnutzen.
Das will der 57-jährige Schauspieler jedoch so einfach nicht hinnehmen. „Das Urteil ist so fehlerhaft, dass es lächerlich wäre, wenn Herr Depp keinen Einspruch einlegen würde“, teilte seine Anwältin, Jenny Afia, am Montag mit.
Die „Sun“, die hinter den prominenten Hauptfiguren des Prozesses fast in den Hintergrund rückte, feierte ihren Sieg als Triumph der Pressefreiheit. „Opfer von häuslicher Gewalt dürfen niemals zum Schweigen gebracht werden“, sagte ein Sprecher der Zeitung.
In dem Prozess hatten sich Depp und seine Ex-Ehefrau im Sommer gegenseitig mit den bittersten Vorwürfen überzogen. Über Wochen offenbarten sie Details, erzählten von Fäkalien auf der Bettdecke, blutgetränkten Nachrichten am Spiegel und einer abgetrennten Fingerkuppe.