Weniger Geld für Evobus-Belegschaft
3850 Mitarbeiter der Daimler-Tochter in Neu-Ulm müssen künftig finanziell kürzertreten
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NEU-ULM - Die Daimlertochter Evobus setzt weiter den Rotstift an. Wie der Konzern mitteilt, wurde eine Vereinbarung mit dem Betriebsrat geschlossen, die für eine Senkung der Arbeitskosten sorgen soll. Konkret sieht das so aus:
Arbeitszeit Die Arbeitszeit der Beschäftigten in der Verwaltung und in den produktionsnahen Bereichen mit einer 35-Stunden-Woche wird um zwei Stunden gesenkt. Teilzeitbeschäftigte senken ihre Arbeitszeit anteilig. Die 3850 Beschäftigten haben so am Ende des Monates weniger auf dem Konto, denn einen Lohnausgleich wird es nicht geben. Die Vereinbarung gilt ab dem 1. Januar, zunächst für ein Jahr.
Zusatzgeld Das mühsam von der IG Metall ausgehandelte tarifliche Zusatzgeld wird teilweise kassiert. TZug A wird 2021 in bezahlte Freistellungstage gewandelt und wird nicht ausbezahlt. Beschäftigte konnten wahlweise einen Teil des tariflichen Zusatzgeldes in Zeit umwandeln und zusätzliche freie Tage im Jahr frei nehmen. Die Option einer Auszahlung fällt also mit dem Beginn des kommenden Jahres weg, es müssen also die freien Tage genommen werden. Allerdings betont der Betriebsratschef Hansjörg Müller, dass eine soziale Komponente eingebaut wurde. Beschäftigte, die Kurzarbeit von 80 Prozent oder höher haben, sollen im kommenden Jahr dennoch die Möglichkeit einer Auszahlung erhalten.
Ergebnisbeteiligung Die regelmäßig im Frühjahr ausgezahlte Ergebnisbeteiligung fällt für das laufende Jahr aus. Mit dem April-Gehalt wurden im vergangenen Jahr 2170
Euro zusätzlich ausgezahlt. 2019 war für Evobus noch ein erfolgreiches Jahr, 2020 sieht das wegen der Pandemie anders aus. Rein rechnerisch werden so im Werk Neu-Ulm alleine 8,3 Millionen Euro eingespart.
„Wir sind zufrieden mit der Betriebsvereinbarung“, sagt Betriebsrat Müller. Schließlich halte die Auftragsflaute im Werk Neu-Ulm unverändert an. Bereits im Dezember 2019 hat sich Daimler mit dem Gesamtbetriebsrat auf Maßnahmen zur Kostensenkung und zur sozial verträglichen Reduzierung von Arbeitsplätzen verständigt.
Ziel ist, die Personalkosten bis Ende 2022 und darüber hinaus signifikant zu senken. Das sei jetzt auch am Standort Neu-Ulm zu spüren. „Aber nicht forciert“, so Müller. Daimler nutze dazu zum einen die natürliche Fluktuation, um frei werdende Arbeitsplätze abzubauen. Zudem wurden beispielsweise die Möglichkeiten zur Altersteilzeit erweitert und ein Abfindungsprogramm gestartet, um Stellen in der Verwaltung zu reduzieren. Bei diesem Programm gelte grundsätzlich die doppelte Freiwilligkeit. Das heißt: Arbeitgeber und Arbeitnehmer müssen ihr Okay geben. Zudem habe die Unternehmensleitung mit dem Betriebsrat vereinbart, dass in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe mit der Konzeption einer Weiterbildungsinitiative im Bereich digitale Kompetenz und Elektromobilität begonnen werden soll.
Die Betriebsvereinbarung gilt für die gesamte Daimler-Tochter Evobus. Also auch im Mannheimer Werk für Stadtbusse, das weit weniger unter einer Auftragsflaute leidet als das Reisebuszentrum in Neu-Ulm. Die Betriebsvereinbarung lehnt sich an das Papier für den restlichen Daimlerkonzern an, das schon seit 1. Oktober gilt. Evobus, der größte industrielle Arbeitgeber der Region, muss wie berichtet, die Produktion auf null fahren: Ab Dezember werden in Neu-Ulm vorerst keine Reisebusse mehr produziert. Für wie lange ist unklar, vermutlich bis mindestens