Debütant Philipp Max genießt sehr – trotz Geisterspiel-Atmosphäre
(dpa) - Joachim Löw lachte und scherzte am Ende seiner detaillierten Ausführungen zum Testspielsieg seiner sehr bemühten Azubis gegen Tschechien. Das 1:0 (1:0) hellte die Stimmung beim konsequent Kurs haltenden Bundestrainer und der aktuell extrem kritisch beäugten Fußball-Nationalmannschaft im tristen CoronaHerbst erkennbar auf. „Wir haben in der Kabine durchgeatmet“, berichtete Löw beschwingt in der Leipziger Arena, als es auf Mitternacht zuging und längst mehrere Rasenmäher über das ramponierte Spielfeld knatterten.
Kurz vor Zwölf ist es plötzlich nicht mehr. Vielmehr lockt in den Nations-League-Partien gegen die Ukraine am Samstag (20.45 Uhr/ZDF) wiederum in der zuschauerlosen Red Bull Arena und drei Tage später in Sevilla gegen Spanien die Aussicht, mit dem Gruppensieg und Einzug ins FinalFour-Turnier die von DFB-Direktor Oliver Bierhoff beklagte „dunkle Wolke“vor dem Start in ein ungewisses EM-Jahr 2021 zu vertreiben. „Ich glaube, das ist nicht die Hauptaufgabe dieser Mannschaft gewesen, weil wir doch eine sehr durchgewürfelte Mannschaft waren“, bemerkte Aushilfskapitän Ilkay Gündogan.
Die Elf für einen Abend um Torschütze Luca Waldschmidt schlug sich wacker und hätte durchaus mehr Publikum verdient gehabt als jene fünfeinhalb Millionen Zuschauer, die bei der RTL-Übertragung am Mittwochabend noch vorm Fernseher saßen und für eine Minusquote seit mindestens 20 Jahren bei einer Länderspielübertragung
Bei seinem Debüt im Nationalteam gelang Spätstarter gleich eine Torvorlage. Seine Bilanz im DFB-Trikot ist schon jetzt besser als die von Vater Martin Max. Philipp Max rannte bei seinem lang ersehnten Debüt wie ein Irrwisch die linke Seite auf und ab, doch für einen kurzen Moment hielt er inne. „Nach zehn Minuten habe ich mal kurz auf die Uhr geguckt“, sagte der Neu-Nationalspieler nach dem 1:0 (1:0)-Testspielsieg gegen Tschechien mit einem schelmider schen Grinsen im Gesicht, „da hatte ich ihn überholt.“Ihn – damit ist Papa Martin Max gemeint. Der zweimalige Torschützenkönig der Bundesliga brachte es aus fast unerklärlichen Gründen auf ganze acht Spielminuten im DFB-Trikot, als er am 17. April 2002 gegen Argentinien eingewechselt wurde. 18 Jahre später hat ihn sein Sohn nicht nur bei der Spieldauer überflügelt: Durch seine präzise Hereingabe vor dem 1:0-Siegtreffer durch Luca Waldschmidt (13.) sammelte „stramme Max“gleich bei seiner Premiere einen Scorerpunkt. „Ich bin stolz und sehr glücklich“, sagte der Profi der PSV Eindhoven hinterher. Dass das leere Leipziger Stadion und der unbedeutende Test gegen stark ersatzgeschwächte Tschechen keinen glamourösen Rahmen boten – geschenkt! „Das ist ein besonderer Tag, auch für meine Familie und Freunde“, sagte der 27-Jährige: „Deswegen habe ich es trotz der Geisterspiel-Atmosphäre sehr genossen.“(SID)