„Ergebnisse weisen auf recht gute Verträglichkeit hin“
Ulmer Virologe Thomas Mertens ist in Sachen Impfstoffverträglichkeit optimistisch
RAVENSBURG - Erfolgsmeldungen über Corona-Impfstoffe schüren Hoffnungen auf ein Ende der Pandemie. Doch welche Nebenwirkungen kann ein solcher Impfstoff haben? Und welchen Schutz bietet eine Impfung genau? Daniel Hadrys hat mit dem Ulmer Virologen Thomas Mertens gesprochen. der Nebenwirkungen, zum Beispiel für den Biontech-Impfstoff, detailliertere Daten aus den Phase-IIStudien. Vorübergehende Kopfschmerzen und Müdigkeit kommen bei einem Viertel bzw. der Hälfte der Geimpften vor. Seltener Fieber, Muskelund Gelenkschmerzen (acht bis 15 Prozent) und gelegentlich Schüttelfrost. Schmerzen an der Injektionsstelle
sind ebenfalls möglich. Schwere Nebenwirkungen bzw. Schäden wurden nicht beobachtet. Die bisher bekannten Ergebnisse aus der Phase-III-Studie weisen insgesamt auf eine recht gute Verträglichkeit hin. Schwere Nebenwirkungen wurden auch hier offenbar nicht gesehen. Ich höre natürlich Gerüchte über große Bedenken bei mRNAImpfstoffen. Dafür gibt es aus molekularbiologischer Sicht eigentlich keine gute Begründung. Es wird von außen vorübergehend eine mRNA zusätzlich in das Zellplasma der Zellen eingeschleust, die an der normalen Eiweißsynthese-Maschinerie der Zelle zur Herstellung von genau definierten kleinen Virusproteinen führt. Diese rufen dann die gewünschte Immunantwort hervor. Unser Genom liegt ja als DNA im Kern der Zelle und hat damit eigentlich nichts zu tun. mRNA-Impfstoffe haben auch viele Vorteile. Man kann sehr schnell große Mengen eines sehr sauberen Impfstoffs herstellen (viel sauberer als bei konventionellen Impfstoffen). Unsere Risikowahrnehmung ist eben häufig sehr wenig rational.
Welchen Schutz bietet eine Impfung? Verhindert sie ein Erkranken des Geimpften oder auch, dass ein Infizierter andere anstecken kann?
Die Impfung soll zunächst Schutz vor schwerer Erkrankung und Tod bieten. Über die Verhinderung der Infektion durch die Impfung wissen wir beim Menschen noch nichts. Das werden wir auch durch die laufenden Phase-III-Studien nicht erfahren, da in diesen Studien nur nach Erkrankung geschaut wird. Aus Experimenten mit wenigen Affen ergibt sich die Hoffnung, dass durch Impfung auch die Infektion möglicherweise verhindert werden kann. Um einen Schutz vor Infektion beim Menschen zu untersuchen, muss man sehr viel aufwendigere Studien durchführen, bei denen alle Geimpften fortlaufend auf Virusinfektion untersucht werden müssen.