Klimagespräch bringt viele Ideen
30 Teilnehmer zeigen sich beim ersten virtuellen Treffen dieser Art kreativ
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EHINGEN - Joscha Reuther ist im Rahmen des entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes bei der Lokalen Agenda der Stadt Ehingen tätig. „Nachhaltigkeit passt gut zur Lokalen Agenda“, hat sich der Abiturient des Jahres 2020 gedacht und Schüler, Studenten und auch ältere Mitbürger zu einem regionalen Klimagespräch eingeladen. Angedacht war, dies in der Oberschaffnei zu veranstalten. Wegen der Corona-Situation wurde es nun aber virtuell ausgetragen. 30 Teilnehmer aus der großen Kreisstadt Ehingen aber auch von weiter her mit einem Bezug zu Ehingen hatten sich eingeloggt. Mit dabei war auch Daniel Leuze, Klimabeauftragter der Stadt Ehingen.
In seinem Vortrag ging er kurz auf Klimaschutz und Ressourcenschonung im Globalen ein, um dann detailliert über die Maßnahmen vor Ort zu sprechen, wie die Effizienzsteigerung der kommunalen Gebäude durch Sanierung, Einsparung durch sanierte Straßenbeleuchtung, Deckung des Bedarfes durch erneuerbare Energien und kommunales Energiemanagement.
Kommunale Bemühungen seien eine CO2-arme Versorgung der öffentlichen Liegenschaften, Nutzung und Ausbau von Energiesynergien und ein energieeffizienter Ausbau der Wasserversorgung. Viele Möglichkeiten gibt es, so Leuze, in Sachen Mobilität wie den ÖPNV und CarSharing, mehr Elektrofahrzeuge für die Verwaltung, erweiterte Lademöglichkeiten für PKW und Pedelec, sichere Radwege und sicheren Straßenausbau.
Auch durch Kommunikation der städtischen Mitarbeiter untereinander könnten neue Ideen zum Klimaschutz
entstehen, fand Leuze. „2018 sind in Ehingen bereits zwei Millionen Kilowattstunden aus erneuerbaren Energien gewonnen worden. Mit einer Kilowattstunde kann man ein Essen für vier Personen zubereiten“, sagte der Klimaschutzbeauftragte. „Wir suchen Ansatzpunkte vor Ort, was sind eure Ideen?“, fragte Reuther in die per Skype zugeschaltete Runde. Rainer Kübler vom BUND fand, man müsse einen ganzen Strauß an Maßnahmen treffen. Er wohnt in Rißtissen und könnte ohne Auto nicht einkaufen, was im Alter zum Problem werden kann.
Angela Scheffold berichtete, dass viele alte Menschen vom Dorf in die Stadt ziehen, um nicht zu vereinsamen. Sie würde sich auch wünschen, dass Schulen und Kantinen mehr vegetarische Gerichte anbieten. Eine Teilnehmerin schlug vor, am Wochenende für ältere Menschen kostenlose Bus- und Bahnfahrten zu ermöglichen. Eine andere wünschte sich kleinere Busse, um älteren Menschen aus den Teilorten eine bessere Verbindung in die Kernstadt zu ermöglichen, eine Fahrt solle einen Euro kosten. Die Begrünung von Nutzflächen,
Fassaden und Flachdächern war ein weiterer Vorschlag zur Klimaverbesserung vor Ort, regionale Erzeugnisse für die Ernährung in Schulen und Kitas ein anderer. Regine Huber hatte festgestellt, dass wenige Menschen den Bus benutzen, um nach Ehingen zu kommen, viele lassen sich privat abholen. Das werfe die Frage auf, ob die Busfahrtzeiten ungünstig seien.
In Gruppenarbeit konnten die Gesprächsteilnehmer ihre Ideen für nachhaltige Projekte sammeln. Einen Permagarten am Groggensee mit Themenweg zusammen mit Schülern gestalten war ein Ergebnis der Gruppe 1. „Der Garten soll Symbolcharakter haben und ein Treffpunkt für Bürger sein“, wünschten sie sich. Ein Klimasparbuch mit Eintragungen von Maßnahmen zum Klimaschutz hatte sich die zweite Gruppe ausgedacht, das Anreize zur Selbstbeteiligung bieten soll und eine Übersicht über die eigene Ökobilanz in Sachen Nachhaltigkeit bietet, ist die Idee.
Eine gute Mischung aus privaten Fahrgemeinschaften und öffentlichen Verkehrsmitteln, um das Verkehrsaufkommen zu entschärfen, schwebte der Gruppe 3 zur Abgasreduktion vor. Außerdem halten sie eine vernünftige Parkraumbewirtschaftung und die Vernetzung der Fahrzeuge auch mit Busanbindung für sinnvoll. Parkplätze mit solarbetriebenen Ladestellen war für die vierte Gruppe eine Möglichkeit, CO2 einzusparen. Die Gruppe befand, am Wenzelstein gebe es auf den Dächern noch Kapazitäten für mehr Solaranlagen. Die Eigentümer sollen in einer Aktion besucht und informiert werden. Welches der vorgeschlagenen Projekte für die Förderung der Allianz für Beteiligung mit der Fördersumme von 2000 Euro vorgeschlagen wird, sollte bei der Bündelung der Ideen entschieden werden.
Das Projekt soll sichtbar und greifbar werden, es soll die Grundlage für weitere Projekte bilden und muss durch aktive Bürgerbeteiligung umgesetzt, gepflegt und „gefüttert“werden sowie Handlungs- und Interaktionsspielraum bieten. Alle Altersklassen, vor allem die Jugend, soll beteiligt sein, ein Dominoeffekt im positiven Sinne wünschen sich die Gesprächsteilnehmer. Kübler meinte, man brauche weitere Gespräche, um die Ideen zu vertiefen und eine bessere Plattform für das Projekt zu finden.
Für das Projekt am Groggensee etwa brauche es eine professionelle Struktur. Angela Scheffold sagte: „Bei der von der Stadt geplanten Umgestaltung des Groggensees muss der Permagarten im Budget drin sein“. Am Ende schlug Reuther vor, das Geld für die Fortsetzung solcher Klimagespräche zu nutzen – ein Vorschlag, dem alle Gesprächsteilnehmer zustimmten, weil alle noch viel Diskussionsbedarf sahen. Ein weiteres Klimagespräch ist jetzt für Januar 2021 vorgesehen.