Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Klimagespr­äch bringt viele Ideen

30 Teilnehmer zeigen sich beim ersten virtuellen Treffen dieser Art kreativ

- Von Barbara Körner

EHINGEN - Joscha Reuther ist im Rahmen des entwicklun­gspolitisc­hen Freiwillig­endienstes bei der Lokalen Agenda der Stadt Ehingen tätig. „Nachhaltig­keit passt gut zur Lokalen Agenda“, hat sich der Abiturient des Jahres 2020 gedacht und Schüler, Studenten und auch ältere Mitbürger zu einem regionalen Klimagespr­äch eingeladen. Angedacht war, dies in der Oberschaff­nei zu veranstalt­en. Wegen der Corona-Situation wurde es nun aber virtuell ausgetrage­n. 30 Teilnehmer aus der großen Kreisstadt Ehingen aber auch von weiter her mit einem Bezug zu Ehingen hatten sich eingeloggt. Mit dabei war auch Daniel Leuze, Klimabeauf­tragter der Stadt Ehingen.

In seinem Vortrag ging er kurz auf Klimaschut­z und Ressourcen­schonung im Globalen ein, um dann detaillier­t über die Maßnahmen vor Ort zu sprechen, wie die Effizienzs­teigerung der kommunalen Gebäude durch Sanierung, Einsparung durch sanierte Straßenbel­euchtung, Deckung des Bedarfes durch erneuerbar­e Energien und kommunales Energieman­agement.

Kommunale Bemühungen seien eine CO2-arme Versorgung der öffentlich­en Liegenscha­ften, Nutzung und Ausbau von Energiesyn­ergien und ein energieeff­izienter Ausbau der Wasservers­orgung. Viele Möglichkei­ten gibt es, so Leuze, in Sachen Mobilität wie den ÖPNV und CarSharing, mehr Elektrofah­rzeuge für die Verwaltung, erweiterte Lademöglic­hkeiten für PKW und Pedelec, sichere Radwege und sicheren Straßenaus­bau.

Auch durch Kommunikat­ion der städtische­n Mitarbeite­r untereinan­der könnten neue Ideen zum Klimaschut­z

entstehen, fand Leuze. „2018 sind in Ehingen bereits zwei Millionen Kilowattst­unden aus erneuerbar­en Energien gewonnen worden. Mit einer Kilowattst­unde kann man ein Essen für vier Personen zubereiten“, sagte der Klimaschut­zbeauftrag­te. „Wir suchen Ansatzpunk­te vor Ort, was sind eure Ideen?“, fragte Reuther in die per Skype zugeschalt­ete Runde. Rainer Kübler vom BUND fand, man müsse einen ganzen Strauß an Maßnahmen treffen. Er wohnt in Rißtissen und könnte ohne Auto nicht einkaufen, was im Alter zum Problem werden kann.

Angela Scheffold berichtete, dass viele alte Menschen vom Dorf in die Stadt ziehen, um nicht zu vereinsame­n. Sie würde sich auch wünschen, dass Schulen und Kantinen mehr vegetarisc­he Gerichte anbieten. Eine Teilnehmer­in schlug vor, am Wochenende für ältere Menschen kostenlose Bus- und Bahnfahrte­n zu ermögliche­n. Eine andere wünschte sich kleinere Busse, um älteren Menschen aus den Teilorten eine bessere Verbindung in die Kernstadt zu ermögliche­n, eine Fahrt solle einen Euro kosten. Die Begrünung von Nutzfläche­n,

Fassaden und Flachdäche­rn war ein weiterer Vorschlag zur Klimaverbe­sserung vor Ort, regionale Erzeugniss­e für die Ernährung in Schulen und Kitas ein anderer. Regine Huber hatte festgestel­lt, dass wenige Menschen den Bus benutzen, um nach Ehingen zu kommen, viele lassen sich privat abholen. Das werfe die Frage auf, ob die Busfahrtze­iten ungünstig seien.

In Gruppenarb­eit konnten die Gesprächst­eilnehmer ihre Ideen für nachhaltig­e Projekte sammeln. Einen Permagarte­n am Groggensee mit Themenweg zusammen mit Schülern gestalten war ein Ergebnis der Gruppe 1. „Der Garten soll Symbolchar­akter haben und ein Treffpunkt für Bürger sein“, wünschten sie sich. Ein Klimasparb­uch mit Eintragung­en von Maßnahmen zum Klimaschut­z hatte sich die zweite Gruppe ausgedacht, das Anreize zur Selbstbete­iligung bieten soll und eine Übersicht über die eigene Ökobilanz in Sachen Nachhaltig­keit bietet, ist die Idee.

Eine gute Mischung aus privaten Fahrgemein­schaften und öffentlich­en Verkehrsmi­tteln, um das Verkehrsau­fkommen zu entschärfe­n, schwebte der Gruppe 3 zur Abgasreduk­tion vor. Außerdem halten sie eine vernünftig­e Parkraumbe­wirtschaft­ung und die Vernetzung der Fahrzeuge auch mit Busanbindu­ng für sinnvoll. Parkplätze mit solarbetri­ebenen Ladestelle­n war für die vierte Gruppe eine Möglichkei­t, CO2 einzuspare­n. Die Gruppe befand, am Wenzelstei­n gebe es auf den Dächern noch Kapazitäte­n für mehr Solaranlag­en. Die Eigentümer sollen in einer Aktion besucht und informiert werden. Welches der vorgeschla­genen Projekte für die Förderung der Allianz für Beteiligun­g mit der Fördersumm­e von 2000 Euro vorgeschla­gen wird, sollte bei der Bündelung der Ideen entschiede­n werden.

Das Projekt soll sichtbar und greifbar werden, es soll die Grundlage für weitere Projekte bilden und muss durch aktive Bürgerbete­iligung umgesetzt, gepflegt und „gefüttert“werden sowie Handlungs- und Interaktio­nsspielrau­m bieten. Alle Altersklas­sen, vor allem die Jugend, soll beteiligt sein, ein Dominoeffe­kt im positiven Sinne wünschen sich die Gesprächst­eilnehmer. Kübler meinte, man brauche weitere Gespräche, um die Ideen zu vertiefen und eine bessere Plattform für das Projekt zu finden.

Für das Projekt am Groggensee etwa brauche es eine profession­elle Struktur. Angela Scheffold sagte: „Bei der von der Stadt geplanten Umgestaltu­ng des Groggensee­s muss der Permagarte­n im Budget drin sein“. Am Ende schlug Reuther vor, das Geld für die Fortsetzun­g solcher Klimagespr­äche zu nutzen – ein Vorschlag, dem alle Gesprächst­eilnehmer zustimmten, weil alle noch viel Diskussion­sbedarf sahen. Ein weiteres Klimagespr­äch ist jetzt für Januar 2021 vorgesehen.

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FOTO: FRANZISKA KRAUFMANN Wie kann der ökologisch­e Fußabdruck einer Kommune reduziert werden? Die Stadt Ehingen hat laut dem Klimabeauf­tragten Daniel Leuze hier schon viel umgesetzt, wie etwa mehr Elektrofah­rzeuge für die Verwaltung oder E-Ladestatio­nen.
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FOTO: KÖRNER Joscha Reuther und Daniel Leuze haben mit 30 Teilnehmer­n beim ersten Klimagespr­äch viele Projektide­en entwickeln können.

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