Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Vorlesetag mit einer Premiere

Bürgermeis­ter Kevin Wiest liest der dritten Klasse der Christoph-von-Schmid-Schule per Smartboard vor

- Von Friedrich Hog

● OBERSTADIO­N - Der bundesweit­e Vorlesetag am Freitag hat in der Christoph-von-Schmid-Schule für eine Premiere gesorgt. Bürgermeis­ter Kevin Wiest musste seinen Schreibtis­ch im Rathaus nicht verlassen, um dennoch live und in Farbe mit den Schülern der dritten Klasse verbunden zu sein. Denn diese haben ihren Bürgermeis­ter auf dem Smartboard ihres Klassenzim­mers empfangen.

Jedes Jahr ist der dritte Freitag im November bundesweit­er Vorlesetag. Für Tobias Tress, Leiter der Christoph-von-Schmid-Schule ein absolutes Muss. „Wir machen mit, seit ich hier Rektor bin“, verrät er. Dass rund ein Drittel der Eltern selten oder nie den Kindern vorliest, empfindet er als riesiges Defizit. „Unsere Lehrkräfte lesen ihren Schülern sogar in den Pausen etwas vor. Dabei hängen die Kinder ihren Lehrern buchstäbli­ch an den Lippen, und wollen am liebsten noch mehr vorgelesen bekommen“, weiß er zu berichten. Und auch die an seiner Schule beliebten Buchpräsen­tationen, bei denen Kinder aus Büchern vorlesen und die Autoren vorstellen dürfen, finden sehr guten Anklang. „Das Lesen ist für die Bildung des Wortschatz­es von großem Vorteil. Außerdem regt es die Fantasie und die Vorstellun­gskraft an. Aktives Zuhören fördert zudem die Konzentrat­ion“, so der Rektor.

Die 102 Grundschül­er waren am Vorlesetag mithin sehr gut beschäftig­t beim Zuhören in ihren Klassenzim­mern. Besonders spannend war der Vormittag für die Kinder aus der dritten Klasse, denn Bürgermeis­ter Kevin Wiest saß im Rathaus an seinem Schreibtis­ch und hatte nur seinen Computer, eine Webcam und seine Texte vor sich. Das Headset-Mikrofon machte von seinem Streikrech­t Gebrauch. So kam das eingebaute Mikrofon mit hinreichen­dem Erfolg zum Einsatz.

„Die Boards sind jetzt seit neun Wochen an unserer Schule, und seither immer im Gebrauch“, freut sich Tobias Tress, und ergänzt: „Wir stehen erst am Anfang, da steckt noch vieles drin, wir nehmen derzeit noch an Fortbildun­gen teil. Aber im letzten halben Jahr hat sich sehr vieles verändert“. Dass sie im Falle einer Schulschli­eßung oder im Falle der Quarantäne einer Lehrkraft ebenfalls nutzbar wären, erwähnte Tobias Tress nur am Rande, denn alle warteten gespannt, was der Bürgermeis­ter zu erzählen hat.

Ehe er mit seiner ersten Geschichte loslegte, fragte Kevin Wiest die Kinder, ob sie wüssten, was er gearbeitet hat, bevor er Bürgermeis­ter wurde. Da niemand richtig geraten hat, löste er das Rätsel selbst: „Ich war früher Polizist und habe Straftäter gejagt“. Damit leitete er sogleich über zu den Dedektiv-Geschichte­n, die er den Kindern dann vorlas. „Die Geschichte­n werden immer schwierige­r, und wir wollen sehen, ob wir gemeinsam die Täter finden können“, meinte Kevin Wiest.

In der ersten Geschichte wurde der Täter überführt anhand dreier Zitronen, die er bei sich führte, und mit deren Saft man Geheimschr­ift schreiben kann, die durch Wärme sichtbar wird.

Eigentlich schwierige­r, da für Klassenstu­fe fünf gedacht, aber für Max aus Grundsheim einfach zu lösen war die Suche nach einem Schatz. Die Hinweise aus der Flaschenpo­st führten Max direkt zum Steg, unterhalb dessen sich der Schatz befand, denn der Holzweg oberhalb eines Gewässers kommt aus dem Hause eines Schreiners, man kann darauf stehen und etwas unter ihm abstellen.

Die Büchereile­iterinnen Birgit Ege und Sandra Volz brachten den Kindern der ersten Klasse, fast wie im Theater, „die Hexe Hatschi macht Geschichte­n“von Brigitte Endres zu

Gehör. Katrin Tress, kommissari­sche Leiterin der Grundschul­e Rottenacke­r, hatte sich für die beiden zweiten Klassen „Urmel aus dem Eis“herausgesu­cht, und meinte: „Ich weiß, dass das ein schönes Buch ist“.

In der Aula begab sich Sissi Gräfin von Schönborn mit den Kindern in den Wald. Sie las „Der Mann, der Bäume pflanzte“, eine Kurzgeschi­chte des französisc­hen Autors Jean Giono von 1953. Die wahre Geschichte handelt von einem Schäfer, dem es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunder­ts gelang, eine karge Berggegend in der Provence wieder aufzuforst­en. Im Frühling will die Gräfin mit den Kindern eine Exkursion in den gräflichen Wald unternehme­n. „Die Geschichte zeigt, dass man auch alleine etwas bewegen kann, und passt sehr gut in den Sachunterr­icht der vierten Klasse“, meinte Tobias Tress am Ende. „Offensicht­lich kann jeder etwas für die Natur tun“, fasste er zusammen, und zeigte sich über den Ablauf des gesamten Vorlesetag­s mehr als zufrieden.

 ?? FOTOS: HOG ?? Kevin Wiest las den Kindern auf virtuelle Weise vor (l.), die Rottenacke­r Schulleite­rin Katrin Tress (r.) direkt vor Ort.
FOTOS: HOG Kevin Wiest las den Kindern auf virtuelle Weise vor (l.), die Rottenacke­r Schulleite­rin Katrin Tress (r.) direkt vor Ort.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany