Vorlesetag mit einer Premiere
Bürgermeister Kevin Wiest liest der dritten Klasse der Christoph-von-Schmid-Schule per Smartboard vor
● OBERSTADION - Der bundesweite Vorlesetag am Freitag hat in der Christoph-von-Schmid-Schule für eine Premiere gesorgt. Bürgermeister Kevin Wiest musste seinen Schreibtisch im Rathaus nicht verlassen, um dennoch live und in Farbe mit den Schülern der dritten Klasse verbunden zu sein. Denn diese haben ihren Bürgermeister auf dem Smartboard ihres Klassenzimmers empfangen.
Jedes Jahr ist der dritte Freitag im November bundesweiter Vorlesetag. Für Tobias Tress, Leiter der Christoph-von-Schmid-Schule ein absolutes Muss. „Wir machen mit, seit ich hier Rektor bin“, verrät er. Dass rund ein Drittel der Eltern selten oder nie den Kindern vorliest, empfindet er als riesiges Defizit. „Unsere Lehrkräfte lesen ihren Schülern sogar in den Pausen etwas vor. Dabei hängen die Kinder ihren Lehrern buchstäblich an den Lippen, und wollen am liebsten noch mehr vorgelesen bekommen“, weiß er zu berichten. Und auch die an seiner Schule beliebten Buchpräsentationen, bei denen Kinder aus Büchern vorlesen und die Autoren vorstellen dürfen, finden sehr guten Anklang. „Das Lesen ist für die Bildung des Wortschatzes von großem Vorteil. Außerdem regt es die Fantasie und die Vorstellungskraft an. Aktives Zuhören fördert zudem die Konzentration“, so der Rektor.
Die 102 Grundschüler waren am Vorlesetag mithin sehr gut beschäftigt beim Zuhören in ihren Klassenzimmern. Besonders spannend war der Vormittag für die Kinder aus der dritten Klasse, denn Bürgermeister Kevin Wiest saß im Rathaus an seinem Schreibtisch und hatte nur seinen Computer, eine Webcam und seine Texte vor sich. Das Headset-Mikrofon machte von seinem Streikrecht Gebrauch. So kam das eingebaute Mikrofon mit hinreichendem Erfolg zum Einsatz.
„Die Boards sind jetzt seit neun Wochen an unserer Schule, und seither immer im Gebrauch“, freut sich Tobias Tress, und ergänzt: „Wir stehen erst am Anfang, da steckt noch vieles drin, wir nehmen derzeit noch an Fortbildungen teil. Aber im letzten halben Jahr hat sich sehr vieles verändert“. Dass sie im Falle einer Schulschließung oder im Falle der Quarantäne einer Lehrkraft ebenfalls nutzbar wären, erwähnte Tobias Tress nur am Rande, denn alle warteten gespannt, was der Bürgermeister zu erzählen hat.
Ehe er mit seiner ersten Geschichte loslegte, fragte Kevin Wiest die Kinder, ob sie wüssten, was er gearbeitet hat, bevor er Bürgermeister wurde. Da niemand richtig geraten hat, löste er das Rätsel selbst: „Ich war früher Polizist und habe Straftäter gejagt“. Damit leitete er sogleich über zu den Dedektiv-Geschichten, die er den Kindern dann vorlas. „Die Geschichten werden immer schwieriger, und wir wollen sehen, ob wir gemeinsam die Täter finden können“, meinte Kevin Wiest.
In der ersten Geschichte wurde der Täter überführt anhand dreier Zitronen, die er bei sich führte, und mit deren Saft man Geheimschrift schreiben kann, die durch Wärme sichtbar wird.
Eigentlich schwieriger, da für Klassenstufe fünf gedacht, aber für Max aus Grundsheim einfach zu lösen war die Suche nach einem Schatz. Die Hinweise aus der Flaschenpost führten Max direkt zum Steg, unterhalb dessen sich der Schatz befand, denn der Holzweg oberhalb eines Gewässers kommt aus dem Hause eines Schreiners, man kann darauf stehen und etwas unter ihm abstellen.
Die Büchereileiterinnen Birgit Ege und Sandra Volz brachten den Kindern der ersten Klasse, fast wie im Theater, „die Hexe Hatschi macht Geschichten“von Brigitte Endres zu
Gehör. Katrin Tress, kommissarische Leiterin der Grundschule Rottenacker, hatte sich für die beiden zweiten Klassen „Urmel aus dem Eis“herausgesucht, und meinte: „Ich weiß, dass das ein schönes Buch ist“.
In der Aula begab sich Sissi Gräfin von Schönborn mit den Kindern in den Wald. Sie las „Der Mann, der Bäume pflanzte“, eine Kurzgeschichte des französischen Autors Jean Giono von 1953. Die wahre Geschichte handelt von einem Schäfer, dem es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelang, eine karge Berggegend in der Provence wieder aufzuforsten. Im Frühling will die Gräfin mit den Kindern eine Exkursion in den gräflichen Wald unternehmen. „Die Geschichte zeigt, dass man auch alleine etwas bewegen kann, und passt sehr gut in den Sachunterricht der vierten Klasse“, meinte Tobias Tress am Ende. „Offensichtlich kann jeder etwas für die Natur tun“, fasste er zusammen, und zeigte sich über den Ablauf des gesamten Vorlesetags mehr als zufrieden.