„Debbich“, Ponchos und Tee gegen die Kälte
In Notzeiten wird die Gesellschaft ●
stets auf das Grundsätzliche zurückgeworfen. Das ist auch in CoronaZeiten so und zeigte sich jüngst im Erbacher Gemeinderat.
Hier brachte Bürgermeister Achim Gaus am Ende der dreistündigen öffentlichen Sitzung das Kälteproblem in Schulräumen zur Sprache, nachdem im Ortschaftsrat von Dellmensingen eine Notlösung debattiert worden war. In Dellmensingen wurde, wie berichtet, vorgeschlagen, ein Oberlicht pro Klassenraum gegen eine Spanplatte mit Computerlüftungseinsätzen auszutauschen, um, mit Strom betrieben, für eine dauerhafte Belüftung sorgen zu können. Gaus ist dagegen.
Der Nutzen der Notlösung sei nicht nachgewiesen und Sicherheit könnte nur vorgetäuscht sein, befürchtet das Stadtoberhaupt. Der Bürgermeister erklärte, den Empfehlungen des Bundesumweltamtes zu folgen und die Fensterlüftung zum Einsatz zu bringen, wie das seit eh und je in Schulen der Fall gewesen sei.
Sollte das nicht ausreichen, müsste eine Ventilatorenlüftung eingesetzt werden. „Das Problem mit der Eigenlösung ist, ob dann wirklich alle Schüler frische Luft kriegen“, sagte Gaus. Er plädiere für das Stoßlüften, weil es auch energetisch sinnvoll sei. Die Notlösung könnte seiner Meinung nach zum Trugschluss führen, das Stoßlüften sei nicht mehr notwendig.
Schon weit vor dieser Wortmeldung ● hatte Tobias Schwetlik (FWV) gefordert, dass die Lüftung in der Erlenbachhalle, die als großer Ersatzratssaal in Corona-Zeiten genutzt wird, auch mal ausgeschaltet wird. Es sei zu kalt. Der benachbarte Pressetisch stand direkt in der Zugluft zwischen offenem Halleneingang und geöffneter Tür zur Hallenküche. Ein Verweilen ohne Jacke war hier nicht möglich.
Schwetlik klagte, es bräuchte ja bald „Debbich“, also Decken, gegen die Kälte. Und wie er das gesagt hatte, stand Bauamtsleiterin Sandra Dolderer vor der Bühne, neben dem Bürgermeister sitzend, kurz auf und zeigte, dass sie über ihrer Strickjacke noch eine gleichfarbige Decke trug, was dann erst auffiel.
Ersingens Ortsvorsteherin Irene ●
Paal warf bei Gaus‘ Information zum Lüftungsthema in den Schulen am Schluss der Sitzung ein, dass die Kinder in der Grundschule an ihrem Ort nun besser vor Kälte geschützt werden sollen. Sie habe erfahren, dass die Schüler nun Ponchos für die Unterrichtszeit bekommen. Thomas Hartmann (CDU) machte einen Vorschlag gegen die Kälte in der Ratssitzung. Anstatt Mineralwasser und Apfelsaft sollte über das Reichen von wärmendem Tee nachgedacht werden. Das wäre auch kostengünstiger. Seine CDU-Fraktionskollegin Sabine Mangold beklagte die Sitzungsdauer. Die Ratssitzungen sollten in kürzerer Zeit abgehalten, notfalls Verhandlungsund Redezeitbeschränkungen eingeführt werden.
Elisabeth Sommer