Umgang mit Islamisten
Menschen werden aus allen sozialen und wirtschaftlichen Zusammenhängen rausgerissen, suchen nach Bezugspersonen. Das Umfeld Gefängnis führt dazu, dass Menschen sich vom Staat abwenden. Nun sitzen Gefangene aber auch in Haft, weil sie lernen müssen, sich an Gesetze zu halten. Eine gewünschte Verhaltensänderung erreicht man aber selten durch Bestrafung, sondern indem man Vorbild ist – das weiß man auch aus der Erziehung. Heißt konkret: Der Staat sollte sich in den Haftanstalten an Gesetze halten, was oft nicht der Fall ist.
Sie arbeiten auch als Strafverteidigerin. Was haben Sie in der Hinsicht schon erlebt?
Da gibt es unendlich viele Beispiele. Ein häufiges: Ein Gefangener hat einen Antrag gestellt, aber der ist nicht vorhanden – und es wird ihm auch nicht bestätigt, dass er ihn eingereicht hat. Das mag wie eine Kleinigkeit
Das Internationale Zentrum für das Studium von Radikalisierung und politischer Gewalt (ICSR) hat die Ansätze verschiedener europäischer Länder verglichen. Als Reaktion auf islamistischen Terror setzt zum Beispiel Belgien seit 2015 vor allem auf Loslösung: von der Ideologie und den Organisationen wie dem sogenannten Islamischen Staat (IS). Der Strafvollzug bietet den Insassen freiwillige, individuelle Programme an. Dazu zählen Traumatherapie, spiritueller Beistand sowie Fähigkeiten für das Berufsleben. Damit soll die Integration zurück ins gesellschaftliche Leben ermöglicht werden.
Laut der ICSR-Studie sei es zu früh, um den Erfolg der Maßnahmen zu messen, allerdings seien die ersten Ergebnisse ermutigend. In Frankreich müssen sich radikale Islamisten nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis ein Jahr lang täglich bei der Polizei melden. Es gibt eine Koordinationsstelle, die militante Extremisten überwacht. Davon abgesehen überlässt die französische Justiz die Betreuung von ehemaligen Insassen vor allem privaten Vereinen. Es gibt Workshops, zum Beispiel für Emotionsmanagement, zudem Schulungen in Philosophie, Mathematik oder Schach. (NBR)