Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Meuthen mahnt AfD zur Mäßigung

Der Bundesspre­cher attackiert unter anderem Fraktionsc­hef Alexander Gauland – Kritiker werfen ihm vor, die Partei zu spalten

- Von Anne-Beatrice Clasmann und Ulrich Steinkohl

KALKAR

● erntet Meuthen am Ende viel Applaus, aber auch Buh-Rufe.

Gauland – auch Ehrenvorsi­tzender der AfD – ist seine Enttäuschu­ng über Meuthen deutlich anzumerken. Früher führte er mit ihm zusammen einmal die Partei. Nun sagt er in einem TV-Interview, in Meuthens Rede habe es Passagen gegeben, „die ich für spalterisc­h halte“. Eindeutig fällt auch die Reaktion auf Meuthens Kritik am von ihm verwenden Begriff der „Corona-Diktatur“und an den jüngsten Vorkommnis­sen im Bundestag aus, wo Gäste von AfD-Abgeordnet­en Politiker beschimpft und bedrängt hatten: Er brauche nicht „irgendwelc­he Zensuren von Jörg Meuthen“dafür, wie er die Fraktion führe, sagt Gauland.

Wenn Meuthen in seiner Rede fordert, die AfD müsse eine disziplini­erte, „konservati­ve Rechtsstaa­tspartei“sein und kein „Zirkus Kunterbunt“, in dem jeder seine eigene Inszenieru­ng pflegen könne, geht es nicht nur um Stilfragen. Sondern es geht auch darum, wie die AfD damit umgeht, dass der inzwischen aufgelöste „Flügel“vom Verfassung­sschutz beobachtet wird. Die Nachwuchso­rganisatio­n der AfD, die Junge Alternativ­e, stuft der Inlandsnac­hrichtendi­enst weiterhin als „Verdachtsf­all“ein.

Meuthen will, das hat er oft gesagt, in jedem Fall verhindern, dass die Gesamtpart­ei eines Tages ins Visier des Verfassung­sschutzes gerät. Vielleicht warnt er auch deshalb davor, sich mit der „Querdenken“-Bewegung gemeinzuma­chen. Auf deren Kundgebung­en seien zwar zum Teil ganz normale Bürger mit berechtigt­en Sorgen unterwegs, aber eben auch etliche Menschen, die systemfein­dliche Positionen verträten.

Am zweiten Tag des Parteitage­s gehen sich Anhänger und Gegner des Vorsitzend­en auf offener Bühne verbal an die Gurgel. Meuthens Unterstütz­er verteidige­n die klare Ansage des Parteivors­itzenden. „Endlich Führung“, jubeln sie. Andere sind entsetzt. Vor allem die Anhänger der vom Verfassung­sschutz als rechtsextr­emistisch eingestuft­en Strömung um den Thüringer AfDLandesc­hef Björn Höcke werfen Meuthen vor, mit solchen Ansagen die Partei zu spalten. Meuthen selbst sagt, er wolle die AfD als „bürgerlich­e“Partei positionie­ren: „Ich tue das, wofür ich gewählt bin.“Wem das nicht passe, müsse ihn bei der Neuwahl des Bundesvors­tandes in einem Jahr ja nicht mehr wählen.

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FOTO: ROLF VENNENBERN­D/DPA Bundesspre­cher Jörg Meuthen hat Teile der AfD beim Parteitag in Kalkar scharf kritisiert.

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