Ein Zuhause für den Rest des Lebens
Vor zehn Jahren beschlossen Menschen in der Region, ein Haus zu schaffen, in dem Menschen behütetet sterben
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LANDKREIS NEU-ULM - Es kann noch so kalt und trüb sein draußen. Ein wenig Helligkeit fällt immer durch das bunte Glasfenster über dem Schriftzug „Haus der Geborgenheit“. Ein bisschen Licht gibt es immer, scheint das Kunstwerk am Hauseingang zu sagen. Seit fünf Jahren ist das Haus ein Lichtblick für Menschen am Ende ihres Lebens, im April 2015 fand die feierliche Eröffnung des Benild-Hospizes statt.
Dass es dazu gekommen ist, hat seinen Ursprung vor zehn Jahren. Damals nämlich, im Oktober 2010, wurde der Förderverein auf Initiative der bereits bestehenden Hospizgruppe gegründet, der sich ein klares Ziel gesetzt hatte: „Wir wollten ein Haus, in dem in behüteter Umgebung gestorben werden darf“, erinnert sich Roswitha Nodin, damals wie heute Vorsitzende des Vereins. Das Ziel wurde erreicht, das Haus zu einer Anlaufstelle für Menschen aus der ganzen Region. Das nächste Ziel hat der zehn Jahre junge Verein schon deutlich vor Augen.
Das Benild-Hospiz hat ein großes Einzugsgebiet – und auch einen großen Unterstützerkreis. Neben Firmen und 51 Paten, welche die Einrichtung finanziell unterstützen, sind es vor allem die Kommunen in der Region, die bereits mit ihren Investitionsanteilen aber auch mit einer jährlichen Zuwendung für die Betriebskosten das Haus tragen helfen. „Es ist nicht nur unser Hospiz, sondern das des ganzen Landkreises“, formuliert es Roswitha Nodin. Neben dem Landkreis Neu-Ulm sind auch der Landkreis Günzburg und der Alb-Donau-Kreis mit im Boot, mit Babenhausen, Kettershausen, Kirchhaslach und Oberschönegg auch Gemeinden aus dem Unterallgäu und durch Dettingen, Erolzheim, Kirchberg und Wain auch der Landkreis Biberach vertreten. Dazu kamen Gelder aus der ARD-Fernsehlotterie, vom Bezirk Schwaben und aus dem europäischen Gesundheitsfonds.
Ursprünglich möglich gemacht hat die Eröffnung des Hospizes in Illertissen ein anderer: Bruder Norbert Fleig vom Orden der Schulbrüder. Roswitha Nodin ist die Freude darüber immer noch anzusehen, wenn sie erzählt: „Er hat uns das Haus und das Grundstück damals geschenkt.“Aus diesem Grund heißt das Haus auch Benild: Ein heiliggesprochener Ordensbruder trug diesen Namen. Fünf Jahre nach der Gründung des Vereins wurde im ehemaligen Wohnhaus der Schulbrüder, umgebaut und mit einem Anbau
versehen, Eröffnung gefeiert. Ohne dieses Geschenk, da sind sich die Vereinsmitglieder einig, hätte es das Haus wahrscheinlich nicht so schnell gegeben.
Bruder Norbert Fleig hat der Förderverein also eine Menge zu verdanken. Dass auch er eines Tages Gast im Benild-Hospiz sein würde, ahnte vor fünf Jahren noch niemand. Der Förderverein ist froh darüber, ihm ein wenig dafür zurückgeben zu können, dass er das Hospiz überhaupt erst ermöglicth hat. Und sehr erleichtert, dass Bruder Norbert sich im Hospiz so weit erholte, dass er es sogar wieder verlassen konnte.
Für acht Gäste hat das BenildHospiz Platz, mehr als 500 Menschen sind in den vergangenen fünf Jahren dort aufgenommen und umsorgt worden. Der tatsächliche Bedarf in der Region ist um ein vielfaches größer, sagt Vorsitzende Roswitha Nodin. „Schon seit dem ersten Jahr gibt es Wartelisten, und diese werden leider immer länger.“Etwa 20 Menschen warten in der Regel auf einen Hospizplatz. Der Verein geht davon aus, dass vier von 20 Menschen auf der Liste sterben, noch bevor ein Platz im Hospiz für sie frei ist.
Eine Erweiterung des Hauses sei also dringend notwendig. Erste vorsichtige Gespräche gab es schon, mit den Krankenkassen müsse noch erörtert werden, wie eine Erweiterung aussehen könnte. Erst einmal wollen die Vorstandsmitglieder aber mit dem Illertisser Stadtrat über die Situation sprechen – und deswegen noch keine konkreteren Ideen öffentlich machen. Klar ist jedoch: Mit der gleichen Beharrlichkeit und Energie wie vor zehn Jahren wird der Verein auch dieses Projekt angehen. Elsbeth Jackwerth, als Beisitzerin hauptsächlich für die Spendensammlungen im Verein zuständig, ist sehr optimistisch. „Wir sind einfach ein tolles Team, arbeiten gut zusammen und erreichen dadurch sehr viel.“Aus den 33 Gründungsmitgliedern des Fördervereins sind inzwischen über 240 geworden – auch die CoronaPandemie konnte den Verein nicht aufhalten. 17 Neumitglieder kamen alleine dieses Jahr dazu, sagt Kassenwart Wolfgang Kast. „Im Frühjahr werden wir wohl die Marke von 250 Mitgliedern knacken.“
Eine Nachfeier des Doppeljubiläums 2020 – fünf Jahre Benild-Hospiz und zehn Jahre Förderverein – will man sich allerdings sparen, stattdessen vielleicht in fünf Jahren wieder feiern. Die Ehrenamtlichen wollen ihre Energie lieber erst einmal in die dringend notwendige Erweiterung stecken – den nächsten Lichtblick bereits vor Augen.