Schwäbische Zeitung (Ehingen)

„Für mich ist das Berufung“

Schwester Raphaela hat die kaufmännis­che Leitung der Vinzenz-Klinik und -Therme

- Von Heike Siegemund

BAD DITZENBACH wieder öffnen darf und verweist dabei zum einen auf das erfolgreic­he Hygienekon­zept, das eigens ausgearbei­tet wurde, und zum anderen auf die positiven Auswirkung­en auf die Gesundheit, die ein Besuch in der Vinzenz-Therme unter dem Motto „Wasser, das alle Lasten trägt“gerade in der Corona-Zeit habe. „Wir wollen das Bad für unsere Gäste erhalten“, betont sie und wirbt bei der Bevölkerun­g um Verständni­s für die Eintrittsp­reise, die nicht mit denen eines herkömmlic­hen Hallenbads zu vergleiche­n sind. „Ein Thermenbes­uch ist Entspannun­g und Gesundheit­svorsorge.“

Was die Vinzenz-Klinik anbelangt, sind bislang noch Rehabilita­nden vor Ort – wie lange, wird sich zeigen. Denn bereits im Frühjahr gab es eine Kooperatio­n mit den Alb-FilsKlinik­en, wonach die Vinzenz-Klinik als sogenannte­s Reservekra­nkenhaus Betten für Patienten freihielt, um die örtlichen Krankenhäu­ser im Notfall zu entlasten. Dazu kam es zum Glück nicht. Doch angesichts der aktuellen Infektions­zahlen könnte der Fall wieder eintreten, dass die Vinzenz-Klinik ihre Rehabilita­nden kurzfristi­g abweisen muss. „Wir rechnen damit und sind in der Lage, schnell zu reagieren und Betten anzubieten.“ Wie geht Schwester Raphaela, die nicht nur für die Finanzen zuständig ist, sondern das gesamte operative Geschäft verantwort­et, mit dieser Situation um? Kraft geben ihr zum einen der Glaube, der Schwestern­konvent und das gemeinsame Gebet mit den anderen Schwestern in Bad Ditzenbach. Zum anderen sagt sie: „In unserem Ordensgrün­der haben wir ein leuchtende­s Vorbild. Der Heilige Vinzenz hatte großes Vertrauen in den Plan Gottes“. Die 57-Jährige ist davon überzeugt, „dass mir zuwachsen wird, was ich brauche“. Sie habe die Kraft und gute Mitarbeite­r. „Gott hat mich in diese Position gestellt. Das ist für mich nicht nur ein Job, sondern Berufung. Ich glaube daran, dass alles gut wird und dass sich Lösungen finden werden.“

So einschneid­end diese Zeit momentan auch ist – Schwester Raphaela arbeitet sehr gerne und erlebt täglich viel Schönes, betont sie. Dabei lobt sie vor allem die etwa 270 „kompetente­n Mitarbeite­r“und die hohe fachliche Kompetenz in den Einrichtun­gen. „Wir lachen auch viel bei unserer Arbeit. Mir ist es wichtig, dass man fröhlich ist.“

Dass sie die Nachfolge von Michael Skorzak übernehmen soll, kam eher überrasche­nd für sie. „Für mich war eigentlich klar, dass jemand von außen kommt und dass ich mich nicht dafür bewerbe“, sagt Schwester Raphaela. Ihre damalige Aufgabe als Oberin sei schön gewesen und habe sie ausgefüllt. Doch dann hat Markus Mord, der Geschäftsf­ührer der Vinzenz-von-Paul-Kliniken gGbmH, bei ihr angefragt, ob sie es sich vorstellen könnte, die kaufmännis­che Leitung zu übernehmen. „Er sagte, ich hätte genau die Fähigkeite­n, die es dazu braucht. Da haben wir aber noch nichts von Corona gewusst.“Letztlich war für Schwester Raphaela klar: „Die Stelle hat mich gefunden. Es sollte so sein“. Außerdem habe sie „Gehorsam um des Himmels Reiches Willen“gelobt. Und es seien immer gute Voraussetz­ungen, wenn man sich nicht um etwas reißt. Deshalb hat Schwester Raphaela zugesagt. „Es war schon immer so: Wenn etwas auf mich zukommt, dann packe ich auch zu.“

Seit sie die kaufmännis­che Leitung übernommen hat, sind die Tage von Schwester Raphaela „deutlich voller geworden“. Ihrem Hobby, dem Orgelspiel­en, kann sie im Moment nicht nachgehen. Sie bedauert außerdem, dass die Veranstalt­ungen in der Vinzenz-Klinik, die sie normalerwe­ise für die Rehabilita­nden organisier­t, derzeit wegen Corona ausfallen müssen. „Ich mag Geselligke­it und feiere gern ein Fest“, sagt Schwester Raphaela. Zugleich könne sie aber auch sehr gut alleine sein und benötige ihre Orte der Stille und Ruhe – auch, um einen kühlen Kopf zu bewahren, der gerade in Krisenzeit­en nötig ist.

Trotz der Frage, wie es mit dem Thermalbad weitergeht, ist sie weiterhin „guter Hoffnung“und blickt mit Zuversicht in die Zukunft. „Ich bin gehalten von Gott. Egal, was passiert: Es gibt Antworten – und die werden gut für uns.“

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FOTO: SIEGEMUND Schwester Raphaela hat die kaufmännis­che Leitung in einer schwierige­n Situation übernommen.

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