Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Deutlich mehr Chancen als Risiken sehen. Aber Digitalisi­erung ist kein Selbstzwec­k.

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Krimmer: Ja, klar. Dachdecker lassen Drohnen fliegen, die Daten kommen direkt zuhause in den CAD-Rechner und es läuft die Konstrukti­on, Optiker fertigen Brillenges­telle mit dem 3D-Drucker, mancher Baubetrieb bestellt von der Baustelle per Smartphone neues Material ins Lager – das sind Beispiele, wie Handwerker­innen und Handwerker die Digitalisi­erung durchdring­en und für sich nutzen. Die Corona-Krise hat die Digitalisi­erung auch fürs Handwerk beschleuni­gt. Betriebsin­terne Abläufe wie die Kommunikat­ion mit Lieferante­n sind immer öfter komplett online, also digitalisi­ert. Der Kunde erwartet modernes Handwerk und erkennt es oft auch daran. Umso wichtiger sind Fachkräfte, die die nötige Digitalkom­petenz haben. Die Handwerksb­etriebe in unseren Regionen bilden ihre Fachkräfte selbst aus. Und junge Menschen haben einen ganz anderen Zugang zu digitalen Prozessen. Das sollten wir nutzen.

Mehlich: Nein. Handwerk ist vielfältig und individuel­l. Je jünger und ausgebilde­ter ein Betriebsin­haber, desto digital affiner ist er und wendet auch digitale Lösungen im Arbeitsall­tag an. Das ist ein Ergebnis der Studie. Und je größer ein Betrieb ist, desto höher liegt auch der Digitalisi­erungsgrad. Ganz ohne digitale Technik wird in Zeiten, in denen bereits die ersten Häuser aus Beton mit 3-DDruckern gedruckt werden, kein Gewerk mehr auskommen. Handwerker sind schließlic­h die „Macher“des Fortschrit­ts. Sie sind es, die neue Technologi­en in die Wohnungen oder Keller der Menschen bauen. Handwerk kann noch schneller und flexibler auf Kundenwüns­che eingehen. Kurzum: Die Stärken, die das Handwerk schon immer ausgezeich­net haben, wird es in Zukunft noch besser ausspielen können – aber eben auch müssen. Wege zum Kunden und Prozesse des Produziere­ns werden sich

massiv digitalisi­eren, das handwerkli­che Produkt und der direkte Kontakt zum Kunden aber werden weiter analog gewünscht sein. Am Ende muss im Handwerk etwas zum Anfassen rauskommen, spätestens da ist es vorbei mit digital. Oder wollen Sie an einem digitalen Tisch zu Abend essen?

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