Zu große Schwankungen
Basketball, ProA: Reinboth sieht Fortschritte, ärgert sich aber über Niederlage im Derby
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EHINGEN - Auch im vierten Spiel des Jahres 2021 in der Zweiten BasketballBundesliga ProA ist das Team Ehingen Urspring leer ausgegangen. Anders als in den vorangegangenen Begegnungen mit Jena (79:107), Tübingen (63:108) und Paderborn (79:105) war im baden-württembergischen Derby in Schwenningen ein Erfolg in greifbarer Nähe, doch eine längere Schwächephase in der ersten sowie Fehler in entscheidenden Situationen der zweiten Halbzeit brachten die Mannschaft von Domenik Reinboth um die Chance auf den zweiten Saisonsieg. Entsprechend enttäuscht war der Cheftrainer nach der Partie, trotz der deutlichen Leistungssteigerung.
„Es war ein Schritt in die richtige Richtung, aber dennoch kann man nicht zufrieden sein“, sagte Reinboth, der auf die Phase am Ende des ersten und am Beginn des zweiten Viertels verwies. Sieben Minuten und sieben Sekunden traf Ehingen Urspring nicht mehr in den gegnerischen Korb, während Schwenningen in dieser Zeit erst den Sieben-Punkte-Rückstand (12:19) wettmachte und sich danach absetzte (37:19). „Da haben wir völlig den Faden verloren“, so Reinboth.
Diese sieben Minuten, die zu einem ungewöhnlichen 25:0-Lauf und einer komfortablen Führung der Panthers führten, waren auch für den Cheftrainer von Ehingen Urspring nicht nachvollziehbar. Reinboth versuchte dafür Erklärungen zu finden. „Meiner Meinung nach halten wir nicht genügend dagegen, wenn wir auf Gegenwehr stoßen, wenn bei uns etwas nicht klappt.“Dann verfalle die Mannschaft wieder in alte Muster, lasse sich in ungünstige Positionen drängen und leiste sich in der Defensive Fehler. „Wir müssen lernen, dem Druck standzuhalten.“
Standhalten, dagegenhalten – Eigenschaften, die Schwenningen vor Augen führte. Der Gastgeber war nicht gut gestartet, tat sich zunächst schwer gegen die Defensive des Teams Ehingen Urspring, das sich zudem im Angriff immer wieder freie Würfe erspielte und treffsicher war. Panthers-Coach Alen Velcic war gar nicht angetan von der Leistung seiner Spieler zu Beginn, sah aber rasch eine Steigerung. „Wir haben uns über die Defensive zurückgekämpft“, so Velcic. Die Verteidigung ist ohnehin eine der Stärken der Velcic-Mannschaft, die von Ende des ersten Viertels bis fast zur Hälfte des zweiten ein Meisterstück ablieferte, als sie sieben Minuten lang keinen
Punkt zuließ – begünstigt allerdings durch den Gegner.
Dabei hatten die Gäste die Schwenninger US-Profis Nate Britt (in den beiden Spielen zuvor mit 17 und 22 Punkten) und Zugang Courtney Stockard (in seiner ersten richtigen Partie für Schwenningen zuvor gegen Artland mit 22 Zählern Topscorer) über weite Strecken gut im Griff. Dafür sprangen andere in die Bresche – wie die Big Men Felix Edwardsson (11) und Jonas Niedermanner (13), die deutlich über ihrem bisherigen Schnitt punkteten. Und die auch von außen trafen – wie erst Edwardsson und dann Niedermanner in der Schlussphase des ersten Abschnitts, als das Spiel kippte. „Das hat uns weh getan“, sagt Reinboth.
Zur Geschichte des Derbys gehörten aber nicht nur die sieben schwarzen Minuten ohne Korberfolg, sondern auch die Aufholjagd der Gäste, die noch im zweiten Viertel den Rückstand mehr als halbierten (von 18 auf sechs Punkte zum 37:43-Halbzeitstand), um ihn dann im dritten Viertel wettzumachen. Etwas mehr als zwei Minuten vor Viertelende lagen beide Mannschaften erstmals wieder gleichauf, wenig später führte Ehingen Urspring sogar erstmals wieder.
„Wir müssen lernen, dem Druck standzuhalten.“Trainer Domenik Reinboth
Doch nach 30 Minuten hatte Schwenningen die Nase knapp vorn (62:59) – ärgerlich aus Sicht der Gäste, denn Chancen waren vorhanden, um mit einer Führung in den Schlussabschnitt zu starten. „Ein Knackpunkt war das unsportliche Foul an Chris, der aber von seinen drei Freiwürfen zwei hat liegen lassen“, so Reinboth über eine Szene im dritten Viertel. „Wenn er die alle macht, gibt uns das Selbstvertrauen.“
Christian Oshita gehörte gleichwohl zu den besten Spielern des Teams Ehingen Urspring an diesem Abend. Mit 22 Punkten war er Topscorer der Partie, kam zudem auf zehn Rebounds, drei Assists und zwei Steals. Oshita (32:16 Minuten) war außerdem einer der drei Profis der Gäste, die mehr als 30 Minuten Einsatzzeit bekamen. Auch Guard Jack Pagenkopf (36:33/21 Punkte, sieben Rebounds, vier Assists, zwei Steals) und Center Akim-Jamal Jonah (33:40/neun Punkte, acht Rebounds, ein Assist, vier Blocks) blieben lange auf dem Feld. Danach folgt schon der erst 17-jährige Maximilian Langenfeld mit 24:18 Minuten. „Maxi kommt immer mehr in der Liga an“, sagt sein Trainer. Zwar seien Langenfelds statistische Daten gegen Schwenningen „nicht so gut gewesen“ – für sechs Punkte benötigte der 17-Jährige mehr als ein halbes Dutzend Würfe aus dem Feld sowie fünf Freiwürfe – doch entscheidend ist für Domenik Reinboth etwas anderes. „Die Plus-Minus-Bilanz ist wichtig, und da hat er ein Plus stehen.“Im Gegensatz zu anderen im Team.
Daran werde man sich stärker orientieren, sagt Reinboth. „Wir werden danach gehen, wer dem Team hilft, seine Rolle annimmt und das umsetzt, was wir besprochen haben. Das steht im Vordergrund.“Dies bekamen die Spieler gegen Schwenningen zu spüren – besonders in der zweiten Minute des zweiten Viertels, als der Trainer einmal im Block wechselte (für De’Quan Abrom, Kevin Strangmeyer, Franklyn Aunitz, Ferenc Gille und Kameron Hankerson kamen Christian Oshita, Jack Pagenkopf, Akim-Jamal Jonah, Mathias Groh und Maximilian Langenfeld), und im Schlussabschnitt, als der Trainer fast über viele Minuten gar nicht wechselte. Pagenkopf, Oshita und Langenfeld standen in dieser Zeit bis zum Schluss auf dem Spielfeld, Abrom entlastete kurzzeitig Kameron Hankerson, der Rückenprobleme hatte, und Gille kam Sekunden vor dem Ende für Jonah.
Beides, der Wechsel im FünferBlock und die eine lange Phase ohne Wechsel, sind ungewöhnlich. Aber für Domenik Reinboth waren sie ein klares Signal an die Mannschaft.
Auch bei den Schwenningern gab ● man sich nicht damit zufrieden, vor komplett leeren Rängen zu spielen, und bot daher im November den Fans an, sich zum Preis von 20 Euro einen „Pappkameraden“im Trikot der Panthers zu sichern und dafür ein Portraitfoto zu schicken. Das Motto des Vereins: Wenn schon nicht vor Publikum, dann wenigstens vor „Papplikum“. Mehrere Dutzend Panthers-Fans nutzten die Gelegenheit und rücken nun bei den Übertragungen der Schwenninger Heimspiele bei Sportdeutschland.tv ins Bild– so auch am Mittwoch beim Gastspiel von Ehingen Urspring, als die Kamera gelegentlich zu dem Fanblock der Pappfiguren in der Halle schwenkte und einige Fanfiguren auch bei der Einblendung der Moderatoren der Live-Übertragung, Matthias Busse und Manuel Schust, zu sehen waren. Am Ende der Saison dürfen die Fans dann ihr Papp-Double mitnehmen – versehen mit den Unterschriften der Panthers-Spieler,