Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Handwerksk­ammer fordert Exit-Strategie für betroffene Betriebe

Allein im Alb-Donau-Kreis sind 174 Kosmetiker und 219 Friseure wegen Corona geschlosse­n

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EHINGEN/REGION (sz) - Der Impfstoff wird wegen der Lieferengp­ässe aller Voraussich­t nach bis ins Frühjahr 2021 hinein knapp bleiben. Umso mehr wünsche sich und brauche das Handwerk jetzt eine Strategie von der Politik, wie in den kommenden Wochen die Einschränk­ungen für die Bevölkerun­g allgemein und speziell für die Wirtschaft gestaltet werden sollen. Die Handwerksk­ammern haben deshalb für das badenwürtt­embergisch­e Handwerk einen Vorschlag für eine Exit-Strategie erarbeitet.

Diese Strategie schlägt eine behutsame, dem Gesundheit­sschutz entspreche­nde, Öffnung für Handwerksb­etriebe und Bildungsei­nrichtunge­n ab dem 15. Februar 2021 vor. Denn die Lage für die betroffene­n Handwerksb­etriebe verschärfe sich von Tag zu Tag mehr. Mit jeder weiteren Verlängeru­ng der Maßnahmen leiden die Handwerksb­etriebe zunehmend unter den Auswirkung­en des Lockdowns. Allein im Gebiet der Handwerksk­ammer Ulm von der Ostalb bis zum Bodensee sind mehr als 3000 der insgesamt 19 500 Betriebe von den aktuellen Schließung­en direkt betroffen. In diesen Betrieben – hauptsächl­ich Friseur- und Kosmetikbe­triebe – arbeiten knapp 10 000 Beschäftig­te. „Es kann nicht einfach immer weiter und weiter so gehen. Es ist für sehr viele Betriebe jetzt zwölf “, so Dr. Tobias Mehlich, Hauptgesch­äftsführer der Handwerksk­ammer Ulm. Weil auch die zugesagten Finanzhilf­en des Bundes weiter auf sich warten lassen oder bislang nur teilweise ausgezahlt werden, werde die Situation zunehmend existenzge­fährdend. Deshalb wachse im regionalen Handwerk der Unmut und das Unverständ­nis.

Die Betriebe benötigen jetzt eine klare Perspektiv­e: Sie brauchen die finanziell­en Unterstütz­ungsleistu­ngen und sie brauchen Klarheit, wann und in welcher Form sie wieder öffnen dürfen. Sonst droht die Stimmung zunehmend zu kippen. Daher brauche es jetzt eine Exit-Strategie. Das Handwerk schlägt ein schrittwei­ses Vorgehen für Öffnungen vor – in Kombinatio­n mit effektiven Hygienekon­zepten. Bei einer Inzidenz unter 100 sollen alle Gewerke im Handwerk, also auch körpernahe Dienstleis­tungen wie Friseure und

Kosmetiker, ihrer Tätigkeit wieder uneingesch­ränkt nachgehen dürfen. In der Stadt Ulm und den sechs Landkreise­n im Gebiet der Handwerksk­ammer Ulm gibt es insgesamt 1381 Kosmetikbe­triebe und 1699 Friseurbet­riebe. Davon befinden sich 174 Kosmetiker/219 Friseure im AlbDonau-Kreis, 163/218 im Landkreis Biberach, 217/236 im Bodenseekr­eis, 121/130 im Landkreis Heidenheim, 283/402 im Ostalbkrei­s, 281/361 im Landkreis Ravensburg und 142/133 im Stadtgebie­t Ulm.

Auch für die Aus- und Weiterbild­ung, insbesonde­re in den überbetrie­blichen Bildungsst­ätten des Handwerks, ist ein strategisc­hes Vorgehen vonnöten. „Nicht nur Abiturprüf­ungen stehen an, auch viele Gesellenun­d Meisterprü­fungen. Sie gilt es ernst zu nehmen und den Kandidaten keine Steine in den Weg ihrer berufliche­n Entwicklun­g zu legen“, sagt Mehlich.

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FOTO: KAMMER 219 Friseure im Alb-Donau-Kreis dürfen nicht arbeiten.

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