Verkehrsministerium: Minister setzt sich für weitere Halte in Erbach ein
Reaktion auf erneute Vorwürfe des Landtagsabgeordneten Martin Rivoir
ERBACH (reis/somm) - In der Diskussion um den RE-Bahnhalt Erbach hat sich nun nochmals das badenwürttembergische Verkehrsministerium geäußert. Es reagiert auf erneute Vorwürfe des Ulmer SPD-Abgeordneten Martin Rivoir, der aus einer Sitzung des Verkehrsausschusses des Landtags berichtete.
„Minister Hermann setzt sich nachdrücklich für weitere Halte in Erbach ein“, betont das Ministerium. In der Diskussion über schnelle und langsame Züge gebe es im ganzen Land die Interessenskollision, dass alle Bürgermeisterinnen und Bürgermeister versuchen, für ihre Orte das meiste herauszuholen. Gleichzeitig wollten auch die Oberbürgermeister der Städte schnelle Verbindungen von Oberzentrum zu Oberzentrum. „Und der Abgeordnete Rivoir will diese Interessenskonflikte insbesondere in Wahlkampfzeiten offenkundig nicht sehen.“Diese Interessenskollision versuche das Ministerium mit seinem Konzept schneller Regionalexpress (RE) und langsamere Regionalbahn (RB) auszugleichen.
Weiter heißt es: „Erbach ist ein bedeutsamer Halt und Fakt ist: Erbach hat schon jetzt gute Bahnverbindungen. Neben dem Stundentakt der Regionalbahn halten bereits heute RE-Züge und zusätzliche RB in der morgendlichen Hauptverkehrszeit (HVZ) und am Abend. Damit ist bereits heute in den besonders aufkommensstarken Stunden, aber auch in den späten Abendstunden eine gute Anbindung von Erbach gewährleistet. Erbach ist daher etwa gleich gut angebunden wie Kommunen vergleichbarer Größe im übrigen Land. Aber es gibt nichts, was man nicht noch besser machen kann. Deshalb arbeiten wir auch an weiteren Verbesserungen für Erbach.“
Die größten Verbesserungen träten mit der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 im Dezember 2025 ein. Zu diesem Zeitpunkt werde auch das neue E-Netz Stuttgart-Bodensee in Betrieb gehen. „Erbach wird dann in einem 30-Minuten-Takt der RB bedient werden. Das Grundtaktangebot wird also verdoppelt. Außerdem sind zusätzliche HVZ-Leistungen geplant, welche das Angebot weiter verdichten werden“, teilt das Ministerium mit.
Zusätzlich werde an weiteren Halten des RE gearbeitet: Für Erbach komme ab Dezember 2025 der Halt des RE Ulm – Friedrichshafen in Betracht. Aufgrund der komplexen Fahrplansituation könne dieser Halt erst nach einer Betriebsprogrammstudie, also einer detaillierten Betrachtung des Fahrplans, durch die DB Netz AG bestätigt werden.
Das Ministerium äußert sich auch zur von Martin Rivoir angesprochenen eisenbahnbetriebswissenschaftlichen Untersuchung (EBWU). Zum besseren Verständnis sei der Gesamtkontext wichtig. „In den kommenden Jahren gibt es in BadenWürttemberg folgende Inbetriebnahmen, die Einfluss auf das Fahrplankonzept und die RE-Halte auf der Südbahn haben“, heißt es in der Stellungnahme. Die Schritte im Einzelnen seien:
• Dezember 2021: Inbetriebnahme der Elektrifizierung Ulm – Friedrichshafen – Lindau
• Dezember 2022: (Vorzeitige) Inbetriebnahme der Neubaustrecke Wendlingen – Ulm
• Dezember 2025: Vollständige Inbetriebnahme des Projektes Stuttgart 21 und damit der Neubaustrecke Stuttgart – Ulm
Die angeführte eisenbahnbetriebswissenschaftliche Untersuchung (EBWU) habe das Fahrplankonzept von Dezember 2022 bis Dezember 2025 im Korridor Stuttgart – Ulm untersucht. Bei einer EBWU werde geprüft, ob das Fahrplankonzept auch mit einer guten Qualität, also mit einer guten Pünktlichkeit der Züge, gefahren werden kann. „Im Rahmen der EBWU wurde also allein aufgrund des Betrachtungsraums der Halt in Erbach nicht betrachtet. Trotzdem sind die Ergebnisse wichtig für die Südbahn, da die neuen Fahrlagen der Züge auf der Filstalbahn zwischen Stuttgart und Ulm aufgrund der durchgehenden Verbindung Stuttgart – Bodensee direkte Auswirkungen auf die Südbahn haben“, schreibt das Ministerium.
Die Ergebnisse dieser EBWU lägen mittlerweile vor, würden aber auf Arbeitsebene noch optimiert, etwa durch die Anpassung einzelner Fahrlagen im Minutenbereich. Die Ergebnisse könnten dementsprechend bald kommuniziert werden.
Unabhängig von dieser EBWU werde eine weitere Studie bei der DB Netz AG für die Südbahn für den Zeitraum ab Dezember 2025 in Auftrag gegeben. „Die ersten Abstimmungen hierzu laufen bereits. Hier werden explizit alle Halte der Regionalexpresszüge auf der Südbahn – auch Erbach – auf ihre Machbarkeit hin untersucht“, so das Ministerium.