Die Maultaschenflaute
Schwäbischem Hersteller Bürger fehlen die Großkunden
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RAVENSBURG/DITZINGEN - Der Spezialist für schwäbische Teigwaren Bürger hat im Corona-Jahr weniger Umsatz erzielt, obwohl das Unternehmen mit Sitz in Ditzingen fast genauso viele Maultauschen, Spätzle und Schupfnudeln verkauft hat, wie im Jahr zuvor. Die Erlöse sanken um rund neun Prozent auf 203,6 Millionen Euro, während der Absatz mit 81 325 Tonnen im Vergleich zu den 81 897 Tonnen im Jahr zuvor stabil blieb, wie Bürger am Donnerstag mitteilte. „Durch die weitreichenden Auswirkungen der Corona-Krise konnten wir das abgelaufene Geschäftsjahr nicht so erfolgreich wie erhofft beenden“, sagt Bürger-Chef Martin Bihlmaier.
Hintergrund sind die Monate des Lockdowns, in denen Kantinen, Mensen und Jugendherbergen geschlossen waren. „Das ertragsstarke Großverbraucher-Geschäft ist extrem eingebrochen“, erklärt Bihlmaier weiter. Zwar lief der Absatz im Geschäft mit dem Lebensmitteleinzelhandel vor allem im Frühjahr besser, als private Verbraucher ihren Konsum erhöhten, weil wegen der geschlossenen Gastronomie mehr zu Hause gegessen wurde. Diese Zuwächse konnten zwar den Absatz im Geschäft mit den Großverbrauchern ausgleichen, nicht aber die Erlösverluste, da der Preisdruck im Lebensmitteleinzelhandel
höher ist. Trotz dieser Entwicklung ist das Ditzinger Familienunternehmen profitabel. Bürger habe „auskömmliche Gewinne“erwirtschaftet, wie es in Unternehmenskreisen heißt.
In das Geschäftsjahr 2021 gehe Bürger vorsichtig optimistisch. „Eine Prognose ist schwierig. Die Zukunft hängt davon ab, wie lange die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen dauern“, sagt Bürger-Chef Bihlmaier. Positiv sei, dass bei den Verbrauchern der Trend zu frischen und schnell zuzubereitenden Produkten anhalte. Allerdings hält es Bihlmaier für „unwahrscheinlich“, dass der Großverbraucher-Bereich und die Gastronomie das Vorkrisenniveau erreichen können.
Im laufenden Geschäftsjahr will Bürger das vegetarische und vegane Sortiment erweitern und die schwäbischen Spezialitäten noch mehr im Westen, Norden und Osten Deutschlands bekannt machen. Zudem laufen die Modernisierungen des Bürger-Werks in Crailsheim weiter. Bereits im Sommer 2020 begann der Neubau der energieeffizienteren Kältezentrale. Inzwischen wurde auch der Bauantrag für das neue Logistikzentrum eingereicht. Der Baustart ist noch in diesem Jahr geplant. Das Vorhaben ist mit 25 Millionen Euro die größte Einzelinvestition der Firmengeschichte.