Saison des Edelgemüses beginnt
Landwirte erklären, wie sich der kalte Winter auf den Spargel ausgewirkt hat
● ALLMENDINGEN/UNTERSTADION Die Spargelsaison ist offiziell eröffnet. Dank kaltem Winter und angenehm sommerlichen Temperaturen Ende März kann die Ernte pünktlich beginnen. Die Spargelbauern sind im Gegensatz zum vergangenen Jahr besser auf die Corona-Situation vorbereitet gewesen und konnten ihre Erntehelfer frühzeitig ins Land holen. Wie sich die frostigen Temperaturen auf die Ernte ausgewirkt haben, welche Schwierigkeiten damit verbunden waren und ob sie wegen geschlossenen Gastronomie besorgt sind, dass ihr Gemüse nicht abgenommen wird, erklären zwei Landwirte aus der Region.
Nur wenige Tage vor Ostern hat Florian Mall, Inhaber des Erdbeerhofs Mall in Schwörzkirch, die ersten Spargel der Saison geerntet und schon auf dem Teller gehabt. Denn Anfang April ist für Familie Mall die reguläre Erntezeit für Spargel. Auch in diesem Jahr haben sich die ersten Stängel vor Ostern schon blicken lassen: „Wenn es die ganze Zeit über noch kühl gewesen wäre, hätte der Spargel noch etwas Zeit gebraucht, aber die hohen Temperaturen der vergangenen Wochen haben das Wachstum beschleunigt.“Zwar ist es inzwischen wieder winterlich kalt geworden, aber „wenn der Spargel einmal wächst, dann machen ihm die etwas kühleren Temperaturen nichts mehr“, erklärt der erfahrene Landwirt.
Timo Schick, Inhaber des Spargelhofs Schick in Unterstadion, konnte schon vor Ostern mit der Ernte beginnen. Denn sein Gemüse wird auch an kalten Tagen mit einer sogenannten „Fußbodenheizung“und doppelter Abdeckung warmgehalten, erklärt Schick.
Der Spargel, der auf den Feldern der Familie Mall geerntet wird, wurde vor drei Jahren gepflanzt. Im ersten Jahr nach dem Bepflanzen könne man zwar auch schon Spargel ernten, aber nur einen sehr geringen Anteil
von etwa zehn Prozent, erklärt Florian Mall. „Den eigentlich guten Ertrag erhält man im dritten Jahr. Wir müssen dieses Jahr im April wieder pflanzen. Dann ernten wir im April 2023 das erste Mal und haben anschließend fünf bis sechs Ernten, bis die Pflanze ausgeschöpft ist“, sagt der Landwirt. Das Edelgemüse lässt nicht nur lange auf sich warten, sondern sei auch recht aufwendig. „Im Gegensatz zum Kohl oder anderem Gemüse, ist mit dem Spargel schon mehr Arbeit verbunden.“Insgesamt elf Hektar Land hat Mall für den Spargelanbau bearbeitet: Gräben ausgehoben, bepflanzt und mehrfach abgedeckt. Geholfen haben ihm dabei seine Erntehelfer aus Polen, die jedes Jahr zur Vorbereitung und Ernte nach Deutschland einreisen.
Seit dem weltweiten Corona-Ausbruch hat sich das Prozedere bei der Einreise zwar erschwert, aber für Florian Mall gehört es in dieser außerordentlichen Zeit eben dazu: „Unsere Erntehelfer kommen aus Polen und der große Vorteil war, dass sie nicht durch mehrere Länder durchfahren mussten.“Mall erinnert sich daran, dass das Transitland Ungarn im vergangenen Jahr ihre Grenzen dichtgemacht hatte und somit unzählige Saisonkräfte aus Rumänien, die in Deutschland erwartet wurden, nicht einreisen konnten.
Daher ist er froh, dass er „Glück im Unglück“hatte.
Für Landwirt Schick war es auch in diesem Jahr nicht einfach. Er holt seine Erntehelfer nämlich aus Rumänien und musste im vergangenen Jahr schon auf einige verzichten. In diesem Jahr habe er daher schon sehr früh sich um das Bürokratische gekümmert, aber ganz so einfach sei es trotzdem nicht: „Die Formalien sind inzwischen so schwierig und kompliziert, dass es gar keinen Spaß mehr macht. Früher hat man einfach angerufen und die Erntehelfer sind losgefahren“, sagt Schick. Die Saisonkräfte sind aufgrund der momentanen Situation angehalten, vor der Abreise im Herkunftsland einen Corona-Test zu machen und sich für jedes Land, durch das sie fahren werden, anzumelden. Nach der Ankunft in Deutschland müssen sie sich anschließend zehn Tage in Quarantäne begeben.
Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren war der diesjährige Winter sehr schneereich und kalt. Auch mit dem frostigen Kälteeinbruch im Februar waren viele Landwirte – trotz schwierigen Arbeitsumständen – dennoch zufrieden, weil sich dadurch die Qualität der Erde verbesserte. Auch Schick hatte dadurch einen großen Arbeitsaufwand: „Der Februar und März waren sehr stürmisch. Immer wieder mussten die Folien zurechtgelegt werden und wurden nach drei Tagen wieder vom Wind weggefegt.“
Florian Mall sieht es gelassener und blickt auf die Vorteile des kalten Winters: „Der Schnee hat zusätzlich Wasser für den Boden gebracht, was sehr gut ist. Der Spargel braucht eine gewisse Kälteeinwirkung: Wenn man einen richtigen Winter hat, wie in diesem Jahr, dann empfindet der Spargel es ähnlich wie ein Winterschlaf und fährt seine Entwicklung herunter. Dafür ist er im Frühling wüchsiger, weil er seinen Winterschlaf schon hatte und weiß, dass es jetzt losgehen kann, ohne vorher von milden Temperaturen angelockt zu werden.“Voraussagen kann Mall zwar nicht, wie die Ernte insgesamt ausfallen wird, aber er erwartet ein „gleichmäßigeres Wachstum“als die Jahre zuvor.
Das Gemüse der Landwirte wird zwar nicht primär durch die Gastronomie abgenommen, aber dennoch spüren Mall und Schick, dass nun mehr Privathaushalte sich nach dem Spargel informieren. „Früher sind die Menschen ins Restaurant gegangen, um ihren Spargel zu essen. Jetzt kaufen sie sich den Spargel, um ihn zu Hause zuzubereiten“, so Mall. Schick betont, dass er vor allem in diesem Jahr eine erhöhte Nachfrage an regionalen Produkten erfahren habe, weshalb er sich dazu entschieden habe, diese als Online-Service anzubieten. Kunden können bei Schick regionale Produkte, wie Erdbeeren, Kartoffeln, Äpfel oder Eier, online bestellen und abholen oder liefern lassen. „Wir bauen selbst keine Erdbeeren an, aber beziehen diese regionalen Produkte durch eine gute Vernetzung mit anderen Landwirten“, sagt Schick.
Denjenigen, die mit Spargel nichts am Hut haben, aber dafür sehnsüchtig auf Erdbeeren warten, kann Mall die erfreuliche Nachricht geben, dass auch die Erdbeersaison sehr bald, ab dem 20. April, losgehen wird.