Konstruiert und ohne Spannung
Tatort: Was wir erben (ARD, Sonntag, 20.15 Uhr) - Der Titel ist zweideutig. Zum Einen geht es um das, was die Nachkommen einer Fabrikantenwitwe nach deren Tod zu erwarten haben, und zum anderen sind die Spätfolgen von Zwangsarbeit und Schuld gemeint. Das kommt aber erst so allmählich ans Tageslicht. Die Kommissare Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (HansJochen Wagner) werden gerufen, als noch nicht einmal jemand tot ist. Eine reiche Witwe ist in ihrer Villa gestürzt, liegt im Sterben – und gleich werden Mordverdächtigungen ausgerufen. Vor allem die neue Gesellschafterin der alten Dame wird als Erbschleicherin beschimpft.
„Erbrecht ist kompliziert“, darf Berg seiner genervten Kollegin erklären, die sich noch nicht vom Techtelmechtel
mit ihm erholt zu haben scheint. Sie zickt und fragt ständig ironisch nach. Überhaupt wird zu viel geredet in diesem „Tatort“. Dazu kommen die Stereotypen der Erben: die taffe, ehrgeizige Firmenchefin als Tochter, der verschwenderische Lebemann als Sohn, die kiffende, in Berlin studierende Enkelin. Jenny Schily als Tochter Gesine darf zwar schauspielerisch glänzen, ihre Wandlung von der Kaltschnäuzigen zur Mitfühlenden ist dennoch nicht nachvollziehbar. Auch schade, dass unter der Regie von Regisseurin Franziska Schlotterer das Thema Zwangsarbeit und seine Folgen nur andeutet wird. Diesmal kann der Freiburger „Tatort“, der sonst mit viel Verständnis für menschliches Seelenwirrwarr aufwartet, nicht überzeugen.