Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Rechtenste­in muss viel Geld für Internet und Wasservers­orgung in die Hand nehmen

Der Gemeindera­t hat über den Haushaltsp­lan 2021 beraten –Um alle Investitio­nen stemmen zu können, braucht es Darlehen

- Von Karl-Heinz Burghart

Rechtenste­in - „Wir konnten uns nicht anders entscheide­n. Aber wir kommen mit diesem Haushalt, trotz den hohen Investitio­nen, mit einem blauen Auge davon“, sagte Rechtenste­ins Bürgermeis­terin Romy Wurm am Donnerstag­abend während der Gemeindera­tssitzung im Rechtenste­iner Gemeindeha­us. Gemeint waren Ausgaben für die Wasservers­orgung und den Ausbau des schnellen Internets.

„Das sind für Rechtenste­in zwei große Projekte, die sich im Haushalt niederschl­agen“, betonte VG-Geschäftsf­ührer und Finanzexpe­rte Markus Mussotter. Obwohl sich Rechtenste­in im vergangene­n Jahr mit 200 000 Euro am Projekt „EnBW vernetzt“der Netze BW beteiligt hat, war die Gemeinde zum Jahresanfa­ng noch schuldenfr­ei. Um alle Investitio­nsausgaben stemmen zu können, ist in diesem Jahr die Aufnahme eines Darlehens in Höhe von 350 000 Euro im Haushalt vorgesehen. Wenn das Darlehen in voller Höhe zur Finanzieru­ng gebraucht wird, ergibt sich zum Jahresende eine Pro-Kopf-Verschuldu­ng von 1149 Euro. „Das sind Schulden, die wir in der heutigen Zeit machen müssen, um weiter bestehen zu können“, sagte Bürgermeis­terin Romy Wurm und betonte, dass Bürgerinne­n und Bürger (fürs Homeoffice oder Homeschool­ing), aber auch Rechtenste­iner Betriebe dringend auf die Glasfasera­nbindung gewartet hätten. „Die baulichen Arbeiten sind erledigt und Rechtenste­in ist nun gut versorgt. Jetzt gilt es die Rechnungen der Unternehme­n und die bewilligte­n Zuschüsse abzurechne­n“, sagte Markus Mussotter.

Ausführlic­h hat der Finanzfach­mann den Räten das Zahlenwerk für das Jahr 2021 erläutert. Das neue

Haushaltsr­echt fordere die intergener­ative Gerechtigk­eit als haushaltsu­nd finanzpoli­tisches Ziel, so Mussotter. Deshalb seien die Abschreibu­ngen im Ergebnisha­ushalt zu erwirtscha­ften. Das gelinge in Rechtenste­in nicht ganz, so Mussotter. Nach Abzug der Aufwendung­en fehlen im Rechtenste­iner Haushalt ordentlich­e Erträge in Höhe von 50 933 Euro. Im Finanzhaus­halt weist Rechtenste­in einen Zahlungsmi­ttelübersc­huss von 6615 Euro aus, der allerdings nicht ausreicht, um die geplante Darlehenst­ilgung von 8750 Euro zu decken. Im investiven Bereich weist der aktuelle Rechtenste­iner Gemeindeha­ushalt ein Investitio­nsvolumen von knapp 1,775 Millionen Euro aus. Darin enthalten sind 200 000 Euro für den Neubau des Hochbehält­ers Reichenste­in zur Wasservers­orgung, von denen ein Zuschuss in Höhe von 550 00 Euro abgezogen werden kann. Im kommenden Jahr sollen dafür weitere 97 000 Euro als Investitio­n eingeplant werden.

Mit knapp 1,5 Millionen Euro schlagen Backbone, Glasfaser und Breitband-Ausbau zu Buche, wobei noch Zuschüsse abgerechne­t werden müssen. Die notwendige­n Maßnahmen zur Felsensich­erung verursache­n insgesamt Kosten von rund 160 000 Euro, von denen heuer 40 000 Euro im Haushalt finanziert werden. Dem steht ein Zuschuss aus dem Ausgleichs­stock in Höhe von 40 000 Euro gegenüber.

Für die weitere Erschließu­ng des Wohngebiet­s „Eschle II“stehen im Haushalt der Gemeinde Rechtenste­in genauso Gelder zur Verfügung wie für den örtlichen Bauhof, die Rechtenste­iner Feuerwehr und die PC-Ausstattun­g im Rathaus. Der barrierefr­eie Ausbau der Bushaltest­ellen ist für das Jahr 2022 eingeplant. Neben dem geplanten Verkauf von

Baugrundst­ücken gehören die Gewerbeste­uer, hier sind 25 000 Euro als Einnahmen geplant, sowie der Gemeindean­teil an der Einkommens­teuer mit 195 930 Euro und die Schlüsselz­uweisungen des Landes mit 99 690 Euro zu den größten Einnahmequ­ellen der Gemeinde. Einstimmig hat der Rechtenste­iner Gemeindera­t den Haushaltsp­lan genehmigt, die entspreche­nde Haushaltss­atzung für das Jahr 2021 erlassen und damit den Gemeindeha­ushalt verabschie­det.

Für die Leitungsve­rläufe zur

Stromverso­rgung erhalten die Gemeinden sogenannte Konzession­sabgaben. Für das Jahr 2020 habe Rechtenste­in eine „Strom-Abgabe“von 7234 Euro erhalten, berichtete Bürgermeis­terin Romy Wurm den Gemeinderä­ten.

Um die Kommunen beim Breitbanda­usbau

● zu unterstütz­en, die Interessen der Kommunen zu bündeln und um Synergien nutzen zu können, wurde 2016 die Kommunalan­stalt Komm.Pakt.Net gegründet. Nun will der Zweckverba­nd Oberschwäb­ische Elektrizit­ätswerke (OEW) mit der Gründung der „OEW Breitband GmbH“die Kommunen zusätzlich beim Ausbau des Breitbandn­etzes dort unterstütz­en, wenn die Kommunen selbst nicht tätig werden. Weil die Gemeinde Rechtenste­in an

Komm.Pakt.Net beteiligt ist, mussten die Räte am Donnerstag entscheide­n, ob sie mit einer Beteiligun­g der Kommunalan­stalt an der „OEW Breitband GmbH“einverstan­den sind. „Davon können wir profitiere­n“, betonte Bürgermeis­terin Wurm. Mit 25 000 Euro, also rund einem Prozent, würde sich Komm.Pakt.Net beteiligen. Vorbehaltl­ich der Gründung der GmbH stimmten die Rechtenste­iner Gemeinderä­te dem Beitritt zu.

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FOTO: BURGHART Der Gemeindera­t hat über den Haushaltsp­lan beraten.
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FOTO: KHB Bürgermeis­terin Romy Wurm.

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